Der Freitag titelte vorletzte Woche mit der Erfolgsstory Feminismus. Eine Erfolgsgeschichte, die gerade von jungen Frauen negiert werde, indem sie sich vom Feminismus distanzieren, auch deshalb, so sieht es Jana Hensel in ihrem Text, um sich der Gunst der mächtigen Männer gewiss sein zu dürfen:
Offenbar gelten Privilegien und Koalitionen mit Männern noch immer als attraktiver als Solidarität zu Frauen. Solche Verbindungen scheinen nämlich Einfluss zu garantieren, und viele glauben, je weiter sie sich von vermeintlichen Opfern entfernt positionieren, desto näher könnten sie an solche Machtzentren herangelangen. (Jana Hensel: Mir nach, Leute!)
Das Erinnern an die erbrachten Leistungen des Feminismus in den letzten Jahrzehnten ist freilich ein schwaches Argument für künftigen Zuspruch und erinnert nicht zufällig an das Schuldgefühl, das unsere Mütter uns zielsicher und mehr oder weniger subtil einimpfen können, wenn wir mal wieder keine Zeit für ein ausführliches Telefonat haben und diesen Sonntag auch nicht auf einen Kaffee vorbeikommen können. „Ich hab doch immer alles für dich getan! Und so dankst du es nun!“
Der Gedanke, junge Frauen stünden in jemandes Schuld, ist das denkbar schlechteste Argument für einen modernen Feminismus. Zugleich mag das erzeugte Schuldgefühl auch den Abwehrreflex mancher Frau erklären.
Jana Hensel hat recht damit, wenn sie die Unlust, die gegen den Feminismus geäußert wird, auch als Akt der Selbstvergewisserung der jüngeren Generation deutet, die sich damit brüstet, das Individuum selbst habe den Freiheitskampf gekämpft und seine Emanzipation eigenverantwortlich und selbstbestimmt vollzogen.
Es scheint vielen Frauen Individualität zu versprechen, sich dem Feminismus zu verweigern. Denn dieser Individualismus garantiert ihnen, ein funkelndes Einzelwesen zu sein und kein hässliches Massentier. (Jana Hensel: Mir nach, Leute!)
Mit anderen Worten: Der Feminismus wird verleugnet, weil er scheinbar den Akt der Selbstemanzipation schmälert, der nur Pfade beschreitet, die andere zuvor ausgetrampelt haben.
So richtig Jana Hensel mit ihrer Einschätzung liegt, so sehr muss man auch fragen dürfen, ob der Wunsch, Emanzipation für sich selbst erarbeitet zu haben, nicht auch ein legitimer ist. Freilich hat meine Generation dabei nicht bei null angefangen.
Autonomie bildet den Kern des modernen Frauen-Ideals, an dem der Feminismus maßgeblich Anteil hat, wieso verwundert es dann also, wenn junge Frauen genau das heute sein wollen: Unabhängig?
Zur Inszenierung eines Generationenkonfliktes
Wir haben es, so scheint es mir, auch und vor allem mit einem Generationenkonflikt zu tun, der kulturgeschichtlich ja nichts Neues ist, wobei er zum ersten Mal vor allem das Verhältnis von zwei Generationen von Frauen betrifft und öffentlich zwischen ihnen ausgetragen wird. Die genüssliche Inszenierung des Untergangs des Alten und des Triumphes des Neuen ist ein klassischer Topos, und wie könnte man einer Bewegung einen drastischeren Todesstoß versetzen, als ihr zu sagen, sie sei belanglos, gar „ekelerregend“ (Ronja von Rönne).
Der literarische Expressionismus des frühen 20. Jahrhunderts kannte das Motiv des Vatermordes, ultimativ inszeniert in Franz Werfels Novelle mit dem etwas sperrig- didaktischen Titel: Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig. Genau das könnte auch das Motto des Muttermordes an den feministischen Übermüttern unserer Zeit sein: Ihr seid doch selbst schuld, herrisch, wie ihr seid!
Im literarischen Expressionismus galt die Mordlust ja längst nicht nur dem realen oder imaginierten Vater, wenn auch auf symbolischer Ebene, sondern auch jenen Literaten, die den jungen, stürmenden und drängenden Autoren im Wege standen. Man musste deren Tod literarisch in Spottgedichten und Theaterstücken besiegeln, um sich selbst an deren Stelle setzen zu können. Hinfort, jetzt bin ich dran!
Zeitgleich mit literarischen Morden an Vätern durch junge Expressionisten erschien Sigmund Freuds Totem und Tabu, in dem er den Mord am tyrannischen Urvater durch die Schar der Söhne als Beginn von Totemismus und Religion, letztlich der Kultur schlechthin imaginiert (wohl aber nur seine eigene Angst verarbeitete, von seinen Schülern entthront zu werden).
Der symbolische Muttermord
Was Feminismus-Kritik derzeit vollzieht, ist offenkundig ein symbolischer Muttermord, ein Mord an der feministischen, stets belehrenden, besserwissenden Über-Mutter, in der sich Bilder der realen und imaginierten Mutter mit der symbolischen Rolle der Frauenbewegung (die ja einst geistige Mutterschaft behauptete!) vermengen.
Kleiner Treppenwitz: In der griechischen Tragödie geht dem Muttermord stets der Mord am Vater durch die Hände der Mutter voran – im Falle des Feminismus handelt es sich natürlich um den symbolischen Mord am Patriarchat, der nun aber nicht mehr von den Söhnen (zu schwach?) gerächt wird.
Es ist die symbolische Mutter, die das Band zwischen Frauen und Männern gekappt hat und nun mit ihrem Ableben dafür bezahlen muss: Der Feminismus hat das Verhältnis zwischen Mann und Frau auf den Ebenen von Romantik, Liebe und Erotik nachhaltig verändert. Manche junge Frau mag sich betrogen fühlen, nicht um die Rolle als Heimchen am Herd, aber um ein unkompliziertes Verhältnis zu Männern, ohne Geschlechterkampf und Rollenzertrümmerung.
Schluss mit Rechtfertigungen
Gegenwärtig verspürt der Feminismus offenkundig einen Rechtfertigungsdruck, was auch die Vielfalt der Texte mit dem Tenor „Schaut, was der Feminismus für euch errungen hat!“ erklärt.
Der Feminismus aber muss sich nicht mehr rechtfertigen, er ist eine historische Tatsache. Was er verändert hat, ist - entgegen den Befürchtungen vieler Feministen - nicht mehr rückgängig zu machen. Wer permanent die Daseinsberechtigung des Feminismus zu begründen sucht, der untergräbt ihn eher. Machen statt Reden, echte Probleme angehen statt Scheinprobleme zu inszenieren, die nur wieder das Bild des Feminismus in der Öffentlichkeit beschädigen (man denke an das Berliner Verbot von „sexistischer Werbung“), sollte die Aufgabe eines modernen Feminismus sein.
Der Feminismus muss aufhören zu belehren und über das richtige Frauenleben zu diskutieren. Das richtige Leben kommt in ganz unterschiedlichen Erscheinungsformen daher. Ich (mit vielen anderen Frauen meiner Generation) wünsche mir einen libertären Feminismus, der in bestimmten Lebensgewohnheiten nicht gleich den Rückfall in alte Rollenmuster erkennt. Der nicht mehr in Opfer-Täter-Konstellationen, sondern in Koalitionen zwischen Männern und Frauen denkt. Ein wenig mehr positives Pathos, mit anderen Worten.
Apropos, betrachten wir die Sache mit dem Muttermord doch einmal ganz positiv: Der symbolische Mord an der feministischen Mutter in Form einer „Abrechnung“ könnte eine Entlastungsfunktion für viele Frauen haben, die sich von allen Formen der Bevormundung emanzipieren wollen. Der Muttermord könnte so zur Quelle für ein ganz neues Matriarchat (in dem man der symbolischen Mutter dann ungeteilt Verehrung zukommen lassen kann) werden.
Sodann: Der Feminismus ist tot; es lebe der Feminismus!
Kommentare 73
Langsam finde ich's erheiternd, mit welchem Aufwand und mit welchen Assoziationen das Medien-Phänomenchen von Rönne in ihrer Springer-Karriere unterstützt wird °_O
ich verstehe total, was Sie meinen :) es ist mir auch ziemlich peinlich, nun schon im zweiten Text von Frau Rönne zu sprechen. Für mich ist sie - was ihre Texte anbelangt - schon ein Phänomen. Bin gespannt, was die Welt noch so mit ihr vorhat ;) nicht mehr lange, dann wird wohl so ein Sarah Kuttner-Charlotte Roche-Buch-Dings erscheinen und vielleicht kriegt sie auch eine Talkshow? Mich erinnert sie auf Fotos immer etwas an Lena Meyer-Landrut, was sie mir nur bedingt sympathisch macht, aber solche Eindrücke können ja täuschen
Danke für den Tipp, kannte ich noch gar nicht. Ich muss sagen, ich kann Frau Funk voll und ganz zustimmen.
der Muttimord ist natürlich die gemeinste Mordvariante: wer erwartet schon so etwas von der lieben Mutti? Erst in den Schlaf lullen und dann...
Dr.Angele und Jakob Augstein scheinen sich auf FB an von Rönne abzuarbeiten (wurde mir berichtet, ich kann mangels FB-Account nur ihr eines öffentliches Profil sehen), Andreas Kemper machte sie jüngst in gleich zwei Blogs prominent, den Hensel-Artikel konnte ich mangels Abo noch nicht lesen (berichtet wurde mir von einer Zusammenstellung von x Positionen zu von Rönne) Ihren Blog über die bauchfreie Nabelschau hatten Sie für die Print-Ausgabe unter Einbeziehung von Ronja Larissa von Rönne wiedererwärmt, nun erneut von Rönne - zu all dem fällt mir eigentlich nur noch ein: *Schlechte Werbung ist auch Werbung*
Ich fand übrigens von Rönnes Artikel über Depressive in Inhalt wie im Timing weit niederträchtiger als ihren Feminismus-Ekel, über den sich endlos aufgespult wird - sollse sich doch ekeln, hatse zu tun und isse von der Straße wech...
Ging es aber Ihnen nicht eigentlich um °Machen statt Reden, echte Probleme angehen statt Scheinprobleme zu inszenieren°?
°Ich muss sagen, ich kann Frau Funk voll und ganz zustimmen°
Die hat kürzlich ihr Geschäftsmodell umgestellt, sie avancierte von der Beauty- und Werbe-Bloggerin mit gelegentlichen Ausflügen zum Freitag zur Antisemitismus-Verfolgten, die nach Israel emigrieren mußte, ihr °Buch-Dings° ist bereits fertig.
Vielleicht gelte ich Ihnen als hinreichend vertrauenswürdig, daß Sie mir ersteres auch beleglos glauben, sie hat nämlich anläßlich ihrer Emigration im www gründlich feucht aufgewischt, u.a. einen Blog, in dem sie Cat Power zu ihrem Schminkpüppchen machte und sich darin über Zerfall durch Drogen ausließ, auch ihr Besinnungsaufsatz über K.T. zu Guttenberg, dem von den Medien übel mitgespielt wurde^^ ist spurlos verschwunden.
Ich glaube, ich lese dann doch lieber u.a. Antje Schrupp.
"...das Motto des Muttermordes an den feministischen Übermüttern unserer Zeit sein: Ihr seid doch selbst schuld, herrisch, wie ihr seid!"
Da Musste ich sofort an die Worte der Zwölfjährigen denken: Frauen tun immer nur so...
Ich betrachte den Feminismus über die Angebot&Nachfrage-Brille: Solange es die Nachfrage danach gibt, wird er nicht aussterben. Und in meinen Augen gibt es immer noch genug Nachfrage - sprich, ungerechte Situation(en) der Frau(en). Problematisch wird es nur, wenn die Mehrheit der Frauen denkt, es ginge ihnen gut, sie bräuchten keine Gleichberechtigung und Gleichbehandlung - dann ist auch der Bedarf am F. futsch...
@"Machen statt Reden, echte Probleme angehen statt Scheinprobleme zu inszenieren"
Angenommen, Sie treffen die Goldfisch: Welche 3 feministischen, praktischen Wünsche würden Sie sofort nennen & umgesetzt haben wollen? Ich denke nämlich, daß man immer wieder konkrete Probleme anzeigen & konkrete Lösungsvorschläge liefern sollte - ansonsten bleibt man im Debattenbrei kleben...
Hm, also Muttermeucheln - muss das sein? Das ist doch auch eher ein patriarchales Modell. Vielleicht kann man ja ein mehr so weiblich konnotiertes Ritual der Ablösung einführen. Nachholende Nabelschnurtrennung vielleicht.
Ich habe mich - mit meinr Ostsozialisation - immer sehr gewundert über die so problematischen Mutter-Tochter-Beziehungen. Von daher kann es ja sein, dass ein Bedürfnis entsteht. Ansonsten - macht nicht auch die Biologie so allerlei?
Frau von Rönne hat Unterhaltungswert. Dass die Herren sich an ihr abarbeiten (das klingt jetzt obszön, ist aber nicht so gemeint ;) liegt wohl daran, dass sie jung ist und frech daher kommt. So etwas verkauft sich gut in der Medienwelt, man braucht solche Menschen, die laut sind. Gönnen wir ihr's doch :)
Zum Thema Machen statt Reden: Ein bisschen Ironie sei mir schon erlaubt, wenn ich schreibe, dass man lieber handeln solle.
Mir ging es jetzt um den ganz konkreten Text. Was ich an diesem Text sehr richtig fand, war die Aussage, dass Frauen, die im Osten sozialisiert wurden, Erwerbsarbeit als normalen Bestandteil des Lebens betrachten, auch, wenn sie Kinder haben. Und dass da einfach nicht "so ein Fass aufgemacht wird", wie man hier sagen würde. Ich hatte tatsächlich das Glück, dass alle Frauen in meinem Umfeld gearbeitet haben, und ich habe mich als junge Frau immer gewundert, warum man im Westen immer noch über die Berufstätigkeit von Frauen debattiert. Oder diese ständigen Vereinbarkeitsdebatten: Klar kann man arbeiten und Kinder haben. Macht halt Mühe, ist anstrengend, muss man wollen. Man kann natürlich auch rumheulen über die Schwierigkeiten, die das macht, aber dann wird man eben auch nicht sonderlich ernst genommen. Wissen Sie, dadurch, dass meine Mutter oder deren Schwestern nie über Vereinbarkeit debattiert haben, wurde es eine ganz "natürliche" Sache für mich. Ich habe manchmal den Eindruck, dass ein Noch-Mehr an Debatten nur zum Gegenteil führt und Frauen stärker verunsichert.
Problematisch wird es nur, wenn die Mehrheit der Frauen denkt, es ginge ihnen gut, sie bräuchten keine Gleichberechtigung und Gleichbehandlung
Wäre das nicht eher der Idealzustand? Dass es Frauen gut geht, weil sie schon längst gleichberechtigt sind? Frauen geht es gut in diesem Land. Sie werden gleich behandelt, vielfach besser behandelt als Männer. Klar gibt es ewig gestrige Herren, aber die schüchtern doch keine selbstbewusste Frau ein. Ich habe das genaue Gegenteil erlebt: Ich hatte in Schule, Studium und Job immer männliche Mentoren, die Chancen aufgezeigt haben, mich herausgefordert haben, mich zu Leistungen angespornt haben. Ich habe vier Jahre lang in einer Unternehmensberatung gearbeitet, in der teilweise über 80 Prozent der Angestellten Frauen waren. Ich habe noch nie einen gewalttätigen Mann erlebt oder auch nur einen offen sexistischen Mann. Mir geht es gut. Und wenn man jetzt sagt, dass das eine subjektive Erfahrung sei, dann muss ich sagen: ja. Es ist aber auch eine subjektive Erfahrung, wenn man schlechte Erfahrungen mit Männern oder der "männerdominierten" Gesellschaft gemacht hat.
Angenommen, Sie treffen die Goldfisch: Welche 3 feministischen, praktischen Wünsche würden Sie sofort nennen & umgesetzt haben wollen?
Ich nenne hier nur ein Thema, weil das eine etwas längere Ausführung wird, folgendes: Es wird beklagt, dass Frauenberufe so schlecht bezahlt werden. Das ist ja kein Naturgesetz. Die Antwort der Gleichstellungspolitik ist der Girls Day - mehr Frauen sollen in Männerdomänen arbeiten. Damit unterstreicht man doch aber, dass Männerberufe mehr wert seien. Es muss doch egal sein, wer einen Job macht, wenn er denn gemacht werden muss.
Also müssen Frauenberufe wie Pflege- oder Erzieherberuf besser bezahlt werden. Aber hier kommt ein Problem auf unsere Gesellschaft zu: Diese Arbeit wurde früher kostenlos von Frauen erledigt, nun kostet sie Geld, viel Geld. Will man bessere Löhne zahlen, kostet das erheblich mehr Geld. Das belastet aber Sozial- und Pflegekassen sowie das Steuersystem. Das belastet auch Frauen, die arbeiten, und ihr Kind in die Kita geben, die dann eventuell höhere Gebühren verlangen (bzw. die Kommunen), weil Erzieher mehr verdienen. Was ich sagen will: Der Fem. / die Frauenpolitik liefert derzeit nicht nur keine echten Lösungen oder wenigstens Ansätze. Man übersieht auch ökonomische und soziale Zusammenhänge. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will, dass Frauenberufe besser bezahlt werden. Aber wir müssen dann auch sagen, wie zum Beispiel Sozialkassen oder kommunale Kassen besser finanziell ausgestattet werden können, ohne dass berufstätige Mütter/Familien mit Kindern wiederum stärker finanziell belastet werden zB durch höhere Steuern oder Sozialabgaben (was dann häufig dazu führt, dass sich die Erwerbsarbeit für Frauen nicht mehr rechnet).
Um mich zum West-Ost-Unterschied Berufstätigkeit-Kinderbetreuung nicht wiederholen zu müssen, Doris Lessing: °We have got the pay but only real equality comes when child care is sorted out and it hasn't been yet, well not for those who really need it anyway°
Bis es für alle Männer, Frauen, Väter, Brüder, Mütter, Schwestern völlig selbstverständlich ist, daß sie berufstätig sind und Kinder haben, gehen zweidrei Generationen ins Land - ich wäre auch dann eher für Wahlfreiheit als für Selbstverständlichkeit zu haben. Ein Mindestmaß an Trennschärfe zwischen emanzipatorischen und neoliberalen Inhalten fände ich auch erfreulich.
Zu Reden vs Handeln gönne ich Ihnen jede Ironie...;-)...
Ich habe ja auch den Verdacht, dass das ein West-Ding sein könnte... die Lust an der rabiaten Abnabelung. Wenn Mutti auch den ganzen Tag zu Hause sitzt, kann sie einem schon auf den Geist gehen. Ich bin ja auch ostsozialisiert und sehr dankbar dafür, dass Mutti besseres zu tun hatte, als Brote für mich zu schmieren.
Aber wenn schon Mutter-Meucheln, dann deftig! Keine verzärtelte Abrechnung mit der Mutter, das wäre doch wieder nur ein Stereotyp von Weiblichkeit. Medea war ja auch nicht zaghaft, ebenso wenig wie Philomele oder Prokne. Die rächten sich zwar an ihren Söhnen und Männern, aber trotzdem.
Was genau finden Sie denn neoliberal?
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Jede Frau kann sich heute ihren Lebensentwurf aussuchen, ebenso, wie den Mann (oder die Frau), mit dem sie ihn lebt. Wer sich einen faulen Macho sucht, der muss mit dem leben. Alle anderen können sich einen ordentlichen Kerl suchen, der Verantwortung teilt. Ich sehe da einfach kein Problem.
Bis es für alle Männer, Frauen, Väter, Brüder, Mütter, Schwestern völlig selbstverständlich ist, daß sie berufstätig sind und Kinder haben, gehen zweidrei Generationen ins Land
muss das für alle so sein? Sind wir nur dann emanzipiert? Es gibt auch Leute, die die Evolution in Zweifel ziehen, muss uns das kümmern? Ich würde eher sagen, es darf eine Frau/einen Mann nicht kümmern, wie andere ihren Lebensentwurf beurteilen, dann ist man frei.
Wenn Sie jetzt meine geliebte Doris Lessing zitieren, dann muss man doch sagen: Sie wurde in einer ganz anderen Zeit sozialisiert.
Ich bin ja auch ostsozialisiert und sehr dankbar dafür, dass Mutti besseres zu tun hatte, als Brote für mich zu schmieren.
Na, wunderbar. Das war alles entspannter und selbstverständlicher. Auch nicht ohne Stress, aber trotzdem. Gut, dann harter Schnitt mit Mutti. :-)
@ Bezahlung - es gibt dennoch Diskriminierung wenn es sich um die gleiche Stelle handelt:
"Frauen arbeiten häufiger in schlecht bezahlten Berufen und wenig in Führungspositionen. Das erklärt zwei Drittel des Lohnunterschieds. Es bleiben jedoch sieben bis acht Prozent Differenz aufgrund des Geschlechts." (http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-03/lohn-unterschied-gender-pay-gap-bezahlung)
Andererseits habe ich einige Male in meinem Bekanntenkreis bei einigen Beziehungen folgendes erlebt: Bis zum 1. Kind sind beide Partner +- identisch ausgelasten, bezahlt und verteilen ihren Fokus zw. Privatleben und Beruf ähnlich. Danach passiert es aber, daß diese bis dato und theoretisch "links-alternative" Paare selber in "Mann verdient, Frau stillt & wickelt"-Schema verfallen. Manchmal wird es dann recht schnell ein Teufelskreis: Denn je länger - und es handelt sich schon um die ersten Monate der Kindererziehungszeit - man die Rollen trennt (Beruf - Kind), desto schwerer kommt man da raus... Frau verliert dann den Job ganz, Mann "muß" dann halt noch mehr arbeiten, hat noch weniger KLompetenz als Erzieher etc etc. (https://www.freitag.de/autoren/lukasz-szopa/maenner-und-die-spielplatzsandallergie)
Die Sprache ist (natürlich, was sonst^^) die der Männer.
Wie jene des Bernhard von Chartres, der einmal meinte: „Wir alle sind Zwerge auf den Schultern von Riesen“. Oder die von Umberto Eco, der diesen Aphorismus aus dem 12. Jahrhundert mit den wissenschaftlichen Theorien von Jeremy Rifkin vergleicht. In seiner „Entropie – ein neues Weltbild“ zitiert er den Ethnosoziologen Max Gluckmann mit den Worten: „Wissenschaft ist jede Disziplin, in der auch ein Dummkopf dieser Generation den Punkt übertreffen kann, den ein Genie der vorhergehenden Generation markiert hat.“ In acht Jahrhunderten der Geistesgeschichte sind wir noch immer dabei, uns an den Vorvätern zu messen. Um schließlich beim Großvater zu landen, meint Eco, nachdem man den Vater umgebracht hat: „Joyce braucht also Homer“.
Und wo, verehrte Frau Hobrack, wären nun ihre Vergleichsmaßstäbe angesiedelt?
Ich fand Ihre Formulierung sehr spannend:
Danach passiert es aber, daß diese bis dato und theoretisch "links-alternative" Paare selber in "Mann verdient, Frau stillt & wickelt"-Schema verfallen.
Passiert es einfach so? Oder machen es Paare so? Überkommt das Paare, weil es keine Alternativen gibt? Oder weil sie sich in so ein Modell fügen?
Bei den Paaren, die ich kenne, bei denen es dauerhaft so eine Rollenteilung gibt, entspricht es zumindest dem (manchmal geheimen) Wunsch mindestens eines Beteiligten. Ich habe viele Freundinnen (vor allem Akademikerinnen), die ihren Beruf nicht als erfüllend erleben. Ihre Kinder erleben sie auch nicht zwingend als große Erfüllung. Aber wenn man die Wahl hat, zu arbeiten und Kinder zu erziehen oder eben "nur" Kinder zu erziehen, dann wählt man letzteres.
Zum Thema Abwesenheit vom Beruf: In den meisten Jobs ist es kein Problem, ein Jahr zu Hause zu bleiben. Man darf eben nicht fünf, acht oder fünfzehn Jahre fern bleiben.
Was mir auffällt (zum Thema konkrete Forderung): In vielen Branchen könnte man die Arbeitswelt anders organisieren (das Home Office ist hier nur ein Beispiel). was es Eltern (gilt ja auch für Männer) zumindest in den ersten Jahren, wenn die Kinder noch klein sind, leichter machen würde, Berufstätigkeit und Elternschaft zu verbinden.
meine Vergleichsmaßstäbe (Thema Zwerg - Riese)? wenn Sie mich nach meinen geistigen Müttern befragen, dann würde ich folgende nennen: Simone de Beauvoir, Simone Weil, Elisabeth Badinter, Judith Butler, Eva Illouz, um nur einige zu nennen. Keine von denen würde ich aber einen Kopf kürzer machen ;) ich verspüre da nicht so viel Bedürfnis nach Muttermord
jetzt ist mir aufgefallen, dass es vom Muttimord gar nicht weit zum Tyrannenmord ist... das wirft ganz neue ethische Fragen auf
etwas habe ich vergessen: nein, die Sprache ist nicht die der Männer. Weil alles, das man sich aneignet, auch zu einem gehört. Man nimmt sich, was man will und macht es sich zu eigen. Und dann wird auch die Aneignung zur Selbstbehauptung. Wenn man freilich zu viel mit den Zitaten anderer um sich wirft, bleibt einem die Sprache als Sprache der anderen fremd.
Mich überrascht, dass nach Aussagen der Kommentatoren das Abnabeln oder gar Rebellieren während der "Ost-Sozialisierung" nicht in dem Ausmaß der Fall war wie offensichtlich im "Westen".
nein, das Gegenteil wurde gesagt: Die Abnabelung war viel einfacher, weil Mutti die Kinder nicht erstickt hat (im übertragenen Sinne). Wenn man sich problemlos abnabelt, muss die Mutti auch nicht gemeuchelt werden. Gilt übrigens nicht nur für reale Ost-Muttis: Der Ost-Feminismus trägt keine so rechthaberischen Züge.
Aber wie ist dann die unverhohlene Aggressivität vieler "Ost"-Frauen (gegen andere Frauen, gegen "Wessi-Frauen" etc.) zu deuten? Wo kommt die her?
Vielleicht gibt es dieses Gefühl: "Die sollen sich mal nicht so haben!" Also der Gedanke, "die hatten doch eh ein besseres Leben" und dann jammern sie immer noch. Ich verspüre keine Aggression, aber schon Unverständnis (übrigens von beiden Seiten). Selbst ganz junge Frauen, die in den Wendejahren geboren wurden, sind mir, was ihre Ansichten anbelangt, dann doch sehr fremd.
„Danach passiert es aber, daß diese bis dato und theoretisch "links-alternative" Paare selber in "Mann verdient, Frau stillt & wickelt"-Schema verfallen.“
Passiert es einfach so? Oder machen es Paare so? Überkommt das Paare, weil es keine Alternativen gibt? Oder weil sie sich in so ein Modell fügen?
Bei den Paaren, die ich kenne, bei denen es dauerhaft so eine Rollenteilung gibt, entspricht es zumindest dem (manchmal geheimen) Wunsch mindestens eines Beteiligten.
Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Ich erlebe häufiger, und das auch am eigenen Leibe, dass vielmehr die Arbeitswelt bzw. die Umwelt solche Entscheidungen aufzwingt. Und auch die Kinderbetreuung, die ja nicht überall optimal und für jedes Kindesalter passend möglich ist. Wir haben gleich kurz nach der Geburt beide Teilzeit gearbeitet, über mehrere Jahre, meist tageweise im Wechsel. Damit war die Vor-Kindergartenzeit gut zu wuppen, die Kindergartenzeit auch noch. Allerdings mit beruflichen Nachteilen („Ach nee, am Montag kannst Du ja wieder nicht, dann fährt halt xy…Sorry, den Vorsitz muss jemand übernehmen, der täglich/den ganzen Tag verfügbar ist…) für beide Elternteile.
Spätestens dann mit der Grundschule gingen die Probleme los, weil gerade in ländlicheren Gebieten eine Nachmittagsbetreuung komplette Fehlanzeige ist. Eine Mittagsbetreuung gab es dann zwar formal, die stellte eine Betreuung bis 13 Uhr sicher, auch bei Stundenausfall in der Schule, allerdings ohne Mittagessen. Hieß also in der Konsequenz, dass jeweils mindestens ein Elternteil spätestens um 13 Uhr daheim sein musste, und zwar am besten mit bereits fertig gekochtem Essen. Das schränkt die Arbeitsmöglichkeiten doch erheblich ein. Und die weiterführenden Schulen waren nicht besser.
Und je nach Arbeitgeber hört dann schnell die Geduld und das Verständnis auf. Speziell dann, wenn es mal im Betrieb nicht so bombig und knorke läuft. Ich erlebe öfter, dass genau dann nämlich die mit Kindern elegant heraus komplimentiert werden können, indem subtil die Arbeitsbedingungen so geschärft werden, dass sie mit Kindern nicht mehr zu realisieren sind. Ist ja nicht überall so, dass die Arbeitgeber nur auf Beschäftigte warten, die sagen, sie bräuchten dann aber bitte ein Home Office.
Genau dann setzen meine Gedanken zu dem Blogtext ein. Grundsätzlich verstehe ich den Abnabelungswunsch (um die Mordgedanken mal hübscher zu formulieren ;)) Ich glaube, dass es für die Lösung der immer noch existierenden Stolperstellen eben nicht eine individuelle Durchsetzungskraft reicht („Jede Frau kann sich heute ihren Lebensentwurf aussuchen, ebenso, wie den Mann (oder die Frau), mit dem sie ihn lebt“). Nein, es braucht schon einen Zusammenschluss, Koalitionen oder auch Interessengemeinschaften. Um das gesellschaftliche Umfeld zu ändern, an dem es meist eher hapert als am „Betreuungswillen“ des Partners („Wer sich einen faulen Macho sucht, der muss mit dem leben“). Ernsthafte Frage: Wo/wie wären denn die anderen Koalitionen, die sich der Problematik annehmen und dann ggf. auch noch was erreichen können?
Grüßle, Diander
Nein, natürlich "passiert es" nicht so. Sie haben recht, ich sehe es auch wie Sie:
"Bei den Paaren, die ich kenne, bei denen es dauerhaft so eine Rollenteilung gibt, entspricht es zumindest dem (manchmal geheimen) Wunsch mindestens eines Beteiligten"
Zwei Beispiele:
Sie hat einen guten, spannenden Medien-Job. Er schlägt sich als Sebständiger mit kleineren IT-Jobs. Materiell genug, um "das Projekt Kind" anzugehen, da auch beide eher bescheiden leben (2,5 Zi-Wohnung, kein Auto, keine ausgefallenen Hobbies). Nach der Elternzeit - 2 Jahre - schafft es die Frau nicht in den Job voll zurückzukommen, merkt, da müsste sie etwas mehr "Ellenbogen" rausfahren - und, wie Sie schreiben - merkt, daß sie mehr Lust auf "Halbzeit & Kind" hat. Er inzwischen macht mehr und mehr Arbeit (würde nicht "Karriere" sagen), auch weil es materiell notwendig ist (ihr gutes Gehalt ist zu 50% weg). Noch 1 Jahr, und sie kündigt ganz - weil der Job dann ein entweder/oder-Entscheidung erfordert (voll oder gar nicht). Inzwischen ist aber der Mann so voll in seiner "Erhährer-Rolle" und - auch wegen der Frau - kam kaum dazu "Erfahrungen am Kind & Küche" zu sammeln, daß selbst wenn er will - sie ihn kaum läßt ("Ach, laß lieber, so geht es nicht, ich mach das schon...").
Beispiel 2: Nach dem 1 Kind macht sie nur noch Halbtagsjobs, er konzentriert sich auf seine wissenschafliche Karriere (Dis, Uni, etc.). Sie wirkt gespalten: gleichzeitig würde sie gerne mehr Arbeiten - nicht nur wegen "Karriere" oder Geld, sondern aus inneren Beweggründen (Kontakt zu Schülern, Projekte, Weiterbildung) etc - und aber hat immer zugestimmt, daß er "sein Ding" durchzieht. Dabei hätte er von der Struktur seines Jobs durchaus Möglichkeiten, mehr flexibel und für die Kinder (inzwischen 2, für sie noch weniger Flexibilität) - tut es aber nicht. Sie verleugnet sich selber (und weiß es), er sieht anscheinend nichts, für ihn ist es "normal", "geht gar nicht anders".
In beiden Fällen gab es nur einen Moment, aus meiner Sicht, wo von Außen (Arbeitgeber) Druck gemacht wurde (Bsp 1, Frau) - aber da hat die Frau aus meiner Sicht zu früh aufgegeben. Das traurige ist, daß in beiden Fällen sich die Menschen ganz anders verhielten, als sie es vorher - theoreitsch- propagiert hatten. Zumal ich auch Beispiele kenne, wo Job-Kind-Verteilung durchaus fair geklappt hat. Keiner hat zwar "Karriere" gemacht, aber es reicht zum leben, und keiner ist enttäuscht. In beiden o.g. Beispielen war ich selbst überrascht, wie leicht & schnell (und vehement - "ICH mach jetzt die Mutti!") die Frauen sich in die "traditionelle" Rolle zurückgezogen hatten - und die gleichzeitig zu ihrer "Burg" erklärt hatten.
Es "passiert" also nicht einfach, es sind schon wir, die Beteiligten, die es mitbestimmen. Aber warum fällt es uns doch so oft "leicht", ins "traditionelle" zurückzufallen?... Ist es etwa die Müdigkeit des Windmühlen-Kampfes, der notwendigen Auseinandersetzung, des Ausprobierens von nicht-eindeutigen Lebensmodellen?
Dazu noch zwei Sachen, die ich vor kurzem gelesen hatte:
Der Steinzeitmensch war lt. neuester Forschung keinesfalls aufgreteilt in "Frau macht Kind und Essen", "Mann geht auf Jagt". Schon wegen der Logistik (alle müssen den Mammut jagen) und Fähigkeiten (Mann kochte eher, Frau verarbeitete Felle und Fleisch und Knochen - also war HandwerkerIn) usw. "Zurück zur Steinzeit" kann also auch feministisch aufgefasst werden! :-)
Zweite Info: Angeblich ist die Trennungsrate je höher, je mehr die Partner versuchen, nicht nach "traditionellen" Rollen zu leben. Wobei ich hier eas anderes als eigentlichen Grund vermute (und aus eigenen Leben kenne, ob Beziehung, WG oder Jobs) - je mehr man "untraditionell" lebt und agiert, desto mehr muss man kommunizieren und auch streiten können - also gemeinsam nach Lösungen suchen, anstatt fertige zu übernehmen. Das ermüdet manche vielleicht zu sehr...
°Was genau finden Sie denn neoliberal?°
Überheblichkeit gegenüber jeder/m, die/der nicht für viel Geld auf den journalistischen oder irgendeinen anderen Strich geht und gegenüber allen, die nicht voll oder gar nicht erwerbstätig sind, nicht doppelt vergesellschaftet sein wollen, aus dem Westen, damit aus *anderen* Selbstverständlichkeiten kommen, den falschen Mann gewählt haben, gescheitert sind, alleinerziehend, davon angestrengt sind, wirtschaftlich oder inhaltlich nicht so erfolgreich im Beruf sind und Sprüche wie °Man kann natürlich auch rumheulen über die Schwierigkeiten, die das macht (Erwerbsarbeit und Kinder), aber dann wird man eben auch nicht sonderlich ernst genommen° und °"die hatten doch eh ein besseres Leben" und dann jammern sie immer noch°.
Haben/hatten denn im Westen sozialisierte Frauen tatsächlich ein besseres Leben, mit dem ganzen zähen Gekämpfe im Gepäck, für Berufstätigkeit, Geschäftsfähigkeit, Verhütung, straffreie Abtreibung, gegen Rabenmutter-Zuschreibungen, wenn eine nach einem Jahr mit Kind zuhause wieder arbeiten will? Ich bin da nicht ganz so sicher wie Sie, aber ich bin ja aus dem Westen und von einer Vollzeitmutter deformiert, das müßten Sie mir schon nachsehen^^
Ich find's unfair, daß und wie Sie Ihr Natürlichkeits-/Selbstverständlichkeitsargument mir in den Mund schieben und gegen meine Argumentation wenden. Es liegt auf der Hand, daß mühsam errungene Emanzipationen gegen Gesellschaft, Mann, Arbeitgeber ein klein bißchen länger brauchen als staatlich verfügte Gleichstellung und Vollversorgung mit Arbeitsplätzen und Kinderbetreuung, bis sie zu Selbstverständlichkeiten werden.
Falls Sie, Stichwort Natürlichkeit, das Buch noch nicht kennen sollten: Sarah Blaffer Hrdy 'Mutter Natur', die definiert *erfolgreiche* Fortpflanzung als eine, bei der Müttern genug Zeit auch für ihre anderen Interessen abseits von Brutpflege und Nahrungserwerb bleibt und sie das auch für ihre Töchter sehen. Berufstätige Mütter unter permanentem Zeitdruck und mit schlechtem Gewissen in alle Richtungen haben für gar nix Zeit, zuallerletzt für ihre eigenen Interessen und das senden sie auch an ihre Kinder. Vollzeitmütter sind oft gleichzeitig über- und unterfordert, ganz schlechte Vorraussetzungen für Entwicklung und Umsetzung eigener Interessen und Kompetenzen abseits von Brut-, Haus- und Mannpflege - auch das ist eine Botschaft an Kinder.
Wie schon gesagt: ich bin für Wahlfreiheit. Ich finde, Frauen und Männer sollen frei wählen können, wieviel ihrer Zeit sie auf Familienarbeit und wieviel sie auf Berufstätigkeit verwenden. Wie die jeweils richtige Mischung aussieht, hängt von viel zu vielen Faktoren ab, als darüber allgemeingültig befinden und jede, die von Ihnen nicht gesehene Probleme hat, unter 'jammernd' und 'nicht ernstzunehmend' schubladieren zu können.
Am Rande: Doris Lessing traf eine mitnichten nur für ihre Zeit und Sozialisation ungewöhnliche Entscheidung, sie ließ ihre ersten beiden Kinder bei ihrem ersten Mann zurück. Stellt sich die Frage, ob sie das mit 'child care sorted out' auch gemußt hätte.
Wenn ich Lukasz Goldfischfrage beantworten sollte, dann hätte ich nur einen Wunsch: Menschenrechte, nicht spezielle Frauen-, Männer-, Homosexuellen-, wasweißich-Rechte, sondern Menschenrechte.
@Marlen Hobrack
Das Blog stellt für mich sehr gut die Motive der jungen Frauen da, die das mit dem Feminismus doch noch alles irgendwie anders angehen. Daher mit Gewinn gelesen. Für einen substanziellen Diskussionsbeitrag im Thread fehlt es mir aber trotzdem an Basiswissen. Kann da eigentlich nur Banalitäten von mir geben, dass jeden Generation im Feminismus da ihren eigenen Weg findenmuss. Denek auch , dass für die jungen Frauen von heute Vieles für das was die Frauen-Generation der 1960er und 1970er Jahre noch auf die Strasse ging,einfach verständlich ist. Eigentlich ist das ja auch gut so. Für die Frauen von damals war es noch die Frage "Karriere oder Beruf" eine wichtige Entscheidung. Für die jungen Frauen von heute ist das oft gar keine Frage mehr. Die setzen das vorraus oder fordern, wenn das doch nicht gehen sollte ganz energisch ein. Das ist ja auch gut so!
Überheblichkeit gegenüber jeder/m, die/der nicht für viel Geld auf den journalistischen oder irgendeinen anderen Strich geht und gegenüber allen, die nicht voll oder gar nicht erwerbstätig sind, nicht doppelt vergesellschaftet sein wollen, aus dem Westen, damit aus *anderen* Selbstverständlichkeiten kommen, den falschen Mann gewählt haben, gescheitert sind, alleinerziehend, davon angestrengt sind, wirtschaftlich oder inhaltlich nicht so erfolgreich im Beruf sind
Ich bin die allerletzte, die überheblich gegen Leute wäre, die wenig Geld haben oder nicht voll erwerbstätig sind! Das ist einfach ganz und gar nicht meine Meinung.
"die hatten doch eh ein besseres Leben" und dann jammern sie immer noch°.
das ist nicht meie Meinung, sondern ich zitiere diese Meinung in einem Kommentar (es ging um vermeintlich aggressive Reaktionen von Ostfrauen)
Es liegt auf der Hand, daß mühsam errungene Emanzipationen gegen Gesellschaft, Mann, Arbeitgeber ein klein bißchen länger brauchen als staatlich verfügte Gleichstellung und Vollversorgung mit Arbeitsplätzen und Kinderbetreuung, bis sie zu Selbstverständlichkeiten werden.
Ich widerspreche Ihnen da keineswegs. Aber die jungen Frauen von heute müssen heute nichts mehr erringen, sondern machen. Nicht mehr so viel diskutieren, einfach machen.
Berufstätige Mütter unter permanentem Zeitdruck und mit schlechtem Gewissen in alle Richtungen haben für gar nix Zeit, zuallerletzt für ihre eigenen Interessen und das senden sie auch an ihre Kinder.
Das ist auch eine Verallgemeinerung. Wenn ich mal persönlich werden darf: Überforderung entsteht für mich nicht aus dem Alltag als arbeitende Mutter, sondern aus bestimmten gesellschaftlichen Erwartungen gegenüber Müttern. Darüber kann man gerne diskutieren. Ich muss hier natürlich einwenden, dass ich insofern "privilegiert" bin, weil ich im Home Office arbeite. Natürlich gibt es sehr stressige und kraftraubende Berufe, die bei gleichzeitiger Mutterschaft sehr belasten. Da verstehe ich sehr gut, dass man nicht Vollzeit arbeiten kann.
Doris Lessing traf eine mitnichten nur für ihre Zeit und Sozialisation ungewöhnliche Entscheidung, sie ließ ihre ersten beiden Kinder bei ihrem ersten Mann zurück.
Bei Doris Lessing (ebenso wie bei Susan Sontag) ist dieses Thema insofern zeitabhängig, weil man damals im Rahmen eines bürgerlichen Lebens einfach Mutter wurde - und dann vielleicht doch entdeckte, dass die Mutterrolle (zumindest in einem bestimmten Abschnitt) nicht zu einem passte (kürzlich erschien ja eine interessante israelische Studie zum Thema Mütter, die Mutterschaft bereuen). Ich würde also schon sagen, dass man das nicht aus der Zeit lösen kann.
Menschenrechte, nicht spezielle Frauen-, Männer-, Homosexuellen-, wasweißich-Rechte, sondern Menschenrechte.
Da kann ich nur voll und ganz zustimmen.
Vielleicht können und müssen beide Generationen (sind ja im Grunde mehr als zwei) mehr Verständnis füreinander aufbringen und unterschiedliche Lebenserfahrungen besser berücksichtigen.
zuerst zum Steinzeitmenschen: Die Rollenverteilung beim Steinzeitmenschen, wie sie imaginiert wurde und wird, hat immer mehr mit unseren aktuellen Lebensumständen zu tun als mit evolutionärer Notwendigkeit. Wir imaginieren gerne die Vergangenheit als Abbild der Gegenwart. Aber wie es auch war: für unsere Jetzt-Zeit spielt es ohnehin keine Rolle, weil beim Menschen die kulturelle Evolution entscheidender ist als die biologische. Klingt aber plausibel, dass die kleine Gemeinschaft von Jägern jede Hand bei der Mammut-Jagd brauchte:)
Zum Rückfall in alte Rollen: Ich beobachte diesen Rückfall - ist nur meine Erfahrung - bei Frauen, die sich im Job langweilen und wissen, dass sie ohnehin keine Karriere machen können oder wollen. Und wenn sie dann jemanden finden, der sie ernährt (oder ernähren muss), dann nehmen sie das dankend an. Deswegen geht der Rückfall so schnell. Mir tun da nur die Männer leid (wobei es durchaus Männer gibt, die sich keine berufstätige Frau wünschen - was mich ja immer wieder sehr überrascht)
Ihre beiden Beispiele finde ich auch typisch - ich lese das so immer wieder. Aber ich sehe keinen äußeren Zwang, im Sinne von: So und nicht anders! Ich würde sogar eher sagen, dass dieser scheinbare Zwang eher Rechtfertigung ist ("ich will ja, aber es geht nicht").
Klingt wohl sehr hart, wenn ich da kein Mitleid für Frauen habe, "die nicht anders können". Für mich wäre es undenkbar, mich dauerhaft von einem Mann finanzieren zu lassen und damit abhängig zu sein.
Übrigens: Ich habe mal eine Studie gelesen, wonach Ost-Frauen, wenn sie keinen Job haben, zeitweilig auf Kinder verzichten, wogegen West-Frauen, die gerade keine berufliche Perespektive haben, eher ein Kind bekommen. Das würde dann meine Meinung stützen, dass einige Frauen das Kind als Karriere/Berufsersatz hernehmen und auch deshalb Haushalt und Kinderfürsorge so vehement vom Mann abschirmen.
Angeblich ist die Trennungsrate je höher, je mehr die Partner versuchen, nicht nach "traditionellen" Rollen zu leben.
Das ist sogar logisch: Eine Frau, die ihr eigenes Geld verdient, kann sich auch jederzeit trennen. Eine Frau, die materiell abhängig ist, wird diesen Schritt nicht wagen. Die stabilsten Ehen sind ja ohnehin die, in der die Partner gemeinsames Immobilienvermögen besitzen (wer gibt schon gerne das hübsche Häuschen im Grünen auf? ;)
etwas habe ich noch vergessen
je mehr man "untraditionell" lebt und agiert, desto mehr muss man kommunizieren und auch streiten können - also gemeinsam nach Lösungen suchen, anstatt fertige zu übernehmen. Das ermüdet manche vielleicht zu sehr...
Meine Erfahrung mit Männern gleicher Sozialisation ist, dass eine Hausfrau der absolute Horror für sie wäre. Es gibt Männer/Paare, für die eine untraditionelle Rollenverteilung lange schon Normalität ist. Ein Mann, mit dem ich über Rollenverteilung diskutieren müsste, käme bei mir über das erste Date nicht hinaus :) Insofern: Augen auf bei der Partnerwahl
"Zum Thema Abwesenheit vom Beruf: In den meisten Jobs ist es kein Problem, ein Jahr zu Hause zu bleiben. Man darf eben nicht fünf, acht oder fünfzehn Jahre fern bleiben."
Ja, blöd, dass Kinder so langsam wachsen, so gar nicht wirtschaftsgerecht.
Ich meinte folgendes: Viele Mütter wollen im ersten Jahr zu Hause sein, können sie ja auch. Danach gibt's Kitas, oder der Mann bleibt zu Hause, oder umgekehrt. Sie beschreiben ja sehr schön, dass man da als Paar individuelle Lösungen finden kann. Wenn beide etwas zurückstecken, finde ich diese Lösung tatsächlich am besten. Apropos Karriere: Ich finde das Gerede von "Karriere" ohnehin seltsam, weil die meisten Menschen in ihrem Leben nicht unbedingt nach der prallen Karriere streben, sondern in erster Linie Geld verdienen und halbwegs zufrieden im Job sein wollen.
Thema Home Office: Für mich ist das H.O. die ideale Lösung. Ich meine nicht, dass das Kind dann den ganzen Tag zu Hause sein kann - so kommt man nicht zum Arbeiten. Aber man ist definitiv flexibler, wenn mal Arbeit außerhalb der Kita-Öffnungszeiten anfällt. Bei etwas größeren Kindern, die sich durchaus alleine beschäftigen können, kann es dann wirklich eine ideale Lösung sein. Das Zimmer meines Sohnes und mein Büro liegen Tür an Tür - ist für uns beide eine gute Lösung.
Mit 4 Kindern ist der normale Haushalt nach Feierabend nämlich kaum zu schaffen, schon gar nicht ohne Geschirrspüler und Trockner und mit dümmlichen Ladenöffnungszeiten.
Tja, schade, dass meine Mutter hier nicht schreibt. Hat irgendwie geklappt bei meinen Eltern (ohne Waschvollautomat oder Geschirrspüler). Die Lösung: Alle packen mit an. Kinder können auch mal abtrocknen oder ne Spülmaschine befüllen (Täte unseren von Helikopter-Eltern gequälten kleinen Gören bestimmt sehr gut). Heutzutage, mit Spülmaschine, Trockner und co., ist Hausarbeit nun wirklich keine Belastung mehr, wenn auch zweifelsfrei lästig.
Thema Koalition: eines wundert mich - ich kann es nicht nachvollziehen: Ich höre immer "die Betreuungssituation ist so schlecht" - warum protestieren Eltern da nicht lautstärker? Wenn irgendwo ein Windrad gebaut wird oder ein Bahnhof, kriegt sich keiner mehr ein, aber wenn über Jahrzehnte keine Kitas gebaut werden, halten Eltern still (Interessengemeinschaften!)? Versteh ich nicht.
Thema Nachmittagsbetreuung in der Schulzeit: Schade ist diesbezüglich natürlich, dass viele junge Familien keine familiäre Unterstützung haben, weil Eltern zu weit weg wohnen oder sich nicht um die Enkel kümmern können oder wollen. Wenn dann auch noch Hortplätze fehlen, ist die Sache natürlich kompliziert.
Sie haben schon recht: Es gibt, je nach Betreuungssituation, sehr schwierige Bedingungen für Eltern.
In meinen 2 Beispielen war es aber seitens der Frauen keine Unlust am Job und/oder die Sicherheit "der Mann wird durch seinen coolen Job uns schon erhalten". Beide mochten ihre Jobs bzw. Job-Aussichten (Redakteurin / Lektorin - Lehrerin). Daher verstand ich umso weniger, warum die dann ("ein Ich-Mutter!-Gen?) so eingeknickt sind - genauso wie ihre Männer, die es geschluckt haben, nun "den Ernährer" zu spielen. Auch all die Väter tun mir Leid, die - "sie wissen nicht was sie tun"? - all die tollen und spannenden Lebensphasen ihrer Kinder unwiderbringlich versäumen - seinen es slapstickartige Brei-Spuck-Versuche oder "wilde Nächte" (wie lange schafft man(n) die Nacht durch ein Kind in den Schlaf "zu spazieren"? - ein kleiner Iron-Man-Versuch)
@ Häuschen im Grünen: Jeder Kredit ist schon mal fester als jeglicher Ehevertrag :-)
Der Leitartikel von Jana Hensel kann hier gelesen werden, daraus:
°Diese Angriffe (Feminismus-Ekel-Statements) sind ja als Phänomen interessant, weil sich die Autorinnen weiterhin selbst mit einer Pose von Sexyness ausstatten. Woher kommt das? ... Antje Schrupp schreibt: „In den Redaktionen sitzen und bestimmen überwiegend alte weiße Männer, die ihre Hegemonie davonschwimmen sehen. Deshalb fördern sie junge Frauen, die ihnen glaubhaft versichern, dass von ihnen keine Gefahr droht. Feminismuskritische Artikel zu schreiben, ist also ein guter Weg, in Redaktionen nach oben zu kommen, und es gibt Frauen, die sich das zunutze machen.“
...
Natürlich hat auch recht, wer sagt, dass diese Entwicklung (30%-Quote für ohnehin privilegierte Frauen) bisher nur den besserverdienenden Akademikerinnen zugute kommt. Es klingt bitter, ist aber im Moment leider noch so: Im neuen Feminismus gibt es Gewinnerinnen und Verliererinnen. Das darf nicht so bleiben.
Aber trotzdem scheint mir, dass es darauf nun ankommt: Die Bewegung des Feminismus des 21. Jahrhunderts braucht die Männer°
In Hensels Artikel kommt auch Teresa Bücker zu Wort, mit angemessenem Wasser in den ganzen Feminismuserfolgsjubelwein. Die Beschreibung ihres Lebens mit brandneuem Baby lag mir schon die ganze Zeit auf der Tastatur: Das Beste, was dir passieren kann?
Die Tessa vermisse ich in dF/FC unverändert schmerzlich.
Gute Güte, Frau Jacobi,
Sie wohnen offensichtlich nicht in Kreuzberg-Friedrichshain, nachdem Sie vor kommenden Verhältnissen wie in Saudi-Arabien fürchten °_O
Halalessen in Kindergärten ist in jedem Fall gesünder als Schweinefleischfresserei. Von Schwimmhallen mit verhängten Fenstern ist mir hier nichts bekannt - Frauenbadetage werden keineswegs nur von Muslima, sondern auch von den Frauen gern genutzt, die keine Lust auf Fleischbeschau haben.
Anmaßende Jungs in Warnwesten mit bekloppter Aufschrift in Wuppertal kann man zweifellos zum Popanz aufpusten, wie Sie eindrucksvoll vorführen und an kopftuchtragenden Lehrerinnen geht das jüdisch-christliche Abendland ebenso viel oder wenig unter wie an Lehrerinnen ohne Kopfbedeckung.
Mit islamischem Banking, Zinsverbot und Co hat Deutschland den Zug lange verpasst. Stadtteile, in die die Polizei nicht mehr kommt, würde man, falls sie eines Tages existieren sollten, unter Staatsversagen fassen.
Der muslimische Antisemitismus müßte dringend erfunden werden, wenn es ihn nicht traurigerweise tatsächlich geben würde, um die 25% antisemitischen Deutsch-Deutschen besser zu tarnen.
Das Verbot sexistischer Werbung auf den 4 (in Worten vier) bezirkseigenen Werbeflächen in Kreuzberg geht auf die Ex-Junge-Union, nun grüne Bürgermeisterin Herrmann zurück, nicht auf Muslime.
Aber schön zu lesen, daß Sie keine wirklichen Probleme haben.
Antje Schrupp schreibt: „In den Redaktionen sitzen und bestimmen überwiegend alte weiße Männer, die ihre Hegemonie davonschwimmen sehen. Deshalb fördern sie junge Frauen, die ihnen glaubhaft versichern, dass von ihnen keine Gefahr droht.
Frau Schrupp glaubt an Verschwörungstheorien. Da sitzen die alten weißen Männer zusammen und beraten darüber, welcher Frau der Zutritt zu ihrem Kreis gewährt werden darf: Natürlich nur der, die sich lieb auf ihren Schoß setzt. Ich frage mich, ob Frau Schrupp mal in einem echten Unternehmen gearbeitet hat, so mit richtig echten Männer, so richtig alten weißen Herren, die Frauen den ganzen Tag über nur Steine in den Weg legen, weil sie gar nichts besseres zu tun haben. Warum sollte es einem alten weißen Mann besser gefallen, von einem etwas jüngeren weißen mann beerbt zu werden, als von einer Frau? Da wird gerne argumentiert, Hierrachien würden sich nach "Ähnlichkeit" reproduzieren. Aber Ähnlichkeit muss ja nicht nur das Geschlecht betreffen, sondern kann auch soziale Herrkunft, Ethnie, Religion usw betreffen. Ich möchte einfach die These in Frage stellen, dass die Herren aus purer Gemeinheit Frauen von irgendwas abhalten.
Wenn man die Sätze von Hensel und Schrupp mehrmals durchliest, tritt darin sogar eine seltsame Niedertracht zutage, die jegliche Meinungsäußerung, die auch nur ein wenig feminismus-kritisch ist, als geistlose Anbiederei begreift. Zudem implizieren die Zitate, diese naiven jungen Dämchen wüssten ja gar nicht, dass sie von den Herren nur instrumentalisiert würden. Ein trauriges Frauenbild.
Den Text von Frau Bücker finde ich niedlich, aber nicht so originell. Stutzig macht mich, dass sie imemr wieder betont, ihr Kind sei das Beste, was ihr passiert sei. Das klingt wie eine Beschwörungsformel. Ich weiß schon, sie will auf keinen Fall, dass man denkt, sie liebe ihr Kind nciht, nur weil sie rasch wieder arbeiten wolle. Wirkungsvoller wäre ihre Aussage (dass das Kind ihre Ambitionen nicht auslöscht), wenn sie auf diese Beschwörung verzichten würde.
Mich stört zudem die Formulierung: "Mein Kind ist das Beste, das mir passieren konnte." Ein Kind passiert einem nicht einfach so. Man entschließt sich ja dazu, ein Kind zu haben. In dieser Passivisierung (bin nicht sicher, ob es dieses Wort gibt) drückt sich wieder nur ein Klischee von Mutterschaft aus ("ich wurde durch das Kind beglückt").
Übrigens sieht man an dem Text auch, wie unterschiedlich Erfahrungen sein können: Ich fand die zehn Monate mit meinem Sohn sehr entspannt (ein Tag, der nur aus Stillen und Schreiben besteht, ist schon himmlisch), nur eben auf die Dauer zu langweilig. Immer wenn wir über Lebensentwürfe diskutieren, muss man auch sehen, dass Menschen ähnliche Situationen sehr unterschiedlich wahrnehmen und erleben.
"Heutzutage, mit Spülmaschine, Trockner und co., ist Hausarbeit nun wirklich keine Belastung mehr, wenn auch zweifelsfrei lästig."
Das hängt davon ab, was man für Ansprüche hat. Ob man z.B. viel selbst kocht, ob man einen Garten hat, Haustiere etc. außerdem sind viele neue Sachen dazugekommen die nicht zu klassischer Hausarbeit zählen aber Zeit und Nerven kosten.
Ich glaube tatsächlich, dass "Ansprüche" hier das Hauptthema sind. Ich empfinde es so, dass meine Mutter/ihre Generation von Frauen es viel schwerer hatte als meine. Ich habe den allergrößten Respekt vor dieser Generation, weil die Männer damals wesentlich weniger im Haushalt/der Familie insgesamt mithalfen. Und dann eben noch der Umstand, dass Hausarbeit zeitaufwändiger war.
Ich glaube, dass die jüngere Generation sich selbst mit zu hohen Ansprüchen überfrachtet, an denen man ob mit oder ohne Kinder meist nur scheitern kann. Ich kenne zum Beispiel so viele Mütter, die Babybrei selbst kochen. Ein Gläschen tut's auch. Das ist nur ein Beispiel. Wenn die Wäsche mal nicht gemacht ist, oder das Unkraut nicht gezupft wurde, geht die Welt auch nicht unter.
°... wie unterschiedlich Erfahrungen sein können°
Ich sehe im Moment vor allem und mit einigem Staunen, wie unterschiedlich Texte gelesen werden können und zu was für Befunden sie führen: °aus purer Gemeinheit°, °seltsame Niedertracht°, °niedlich, aber nicht so originell°, °Beschwörung° usw.usw.
Vielen Dank für den Beitrag und die Diskussion(skultur) hier im Kommentarstrang. Gern gelesen!
Dass man Texte unterschiedlich liest und interpretiert, ist nun einmal Realität. Deswegen gibt es ja überhaupt die Interpretation von lit. Texten (auch wenn die Schüler eher doof finden), deswegen gibt es in der Kommunikation eben auch ständig Missverständnisse. Erfahrung und Interpretation sind gar nicht zu trennen. Übrigens: Ich habe immer das Gefühl, dass ich die meisten Ihrer Positionen teile und Sie mir trotzdem vehement widersprechen. Das finde ich spannend. Vielleicht wollen Sie auch mehr Dissens sehen, als vorhanden ist?
Ich mache mir da gar nichts vor, Frau Hobrack trug die °Natürlichkeit° ihres Lebensentwurfs in die Diskussion.
Utopien haben es so an sich, daß sie von der aktuellen Realität weit entfernt sind, andernfalls würde man sie ja nicht Utopie oder Ideal nennen, sondern Realität.
°Die eigentliche Lösung besteht eben nicht in Vereinbarkeit, sondern in Wertschätzung. Das Managen einer Familie und die Aufzucht der Brut müssen bezahlt werden wie jeder andere Job - als eigens gezahlter Lohn, zusätzlich zu den Kosten, die entstehen.°
So ist es. Eine Alternative zu Tarifverhandlungen innerhalb der Familie böte ein bedingungsloses Grundeinkommen. SagenSe nix, ich weiß: ist ebenfalls eine Utopie.
Wahre Worte!
Flatterte dieser Tage ins Postfach und beschäftigt sich mit einer Parallele zwischen Mirna Funk, Lühmann und von Rönne:
Patsch, patsch, patsch
°Ein Move aus alten Zeiten: Antifeministinnen tätscheln offenbar sehr gern Köpfe.°
Den "Feminismus" gibt es nicht, Frau Hobrack, da könen Sie oder eine von Rönne sich hier oder anderswo noch so sehr die Finger wundscheiben. ;)
Und Ronja von Rönne braucht auch keine "Feministin" zu sein. "Blöderweise" hat die nen Backround, wo die Volonariatstüren sperrangelweit offen stehen. Das scheint für "Springer-Frauen" allgemein zu gelten. Die müssen sich offenkundig nicht anstrengen. Kommen die rein, weil sie "Frauen mit richtigem Backround odr Fitting" sind? Oder wie anders wäre es zu erklären, dass die "Springer-Frauen" wegen des selten dämlichen Artikel die Füße stillgehalten haben, quasi solidarisch?
( Oder halten die das philosophisch- stoisch aus: "Ach hättest Du geschwiegen , Du wärst (...)) Jedenfalls möchte man das glauben :(
Mit der Analyse bist Du nah dran, glaube ich. Denn, diese Texte kommen ja nicht aus dem luftleeren Raum. So: wupsi, was hab ich denn jetzt wieder geschrieben? So eben gerade nicht. Das perfide ist doch, vordergründig brechen sich Diskussionen über Texte bahn, derweil läuft im Hintergrund ein wohlkalkuliertes Zahlenwerk ab.
Nich von ungefähr bestellen männliche Chefredakteure – Proschardt, Peters, was weiss ich – ganz gezielt provokante Texte bei den Autorinnen und lancieren diese dann maximal medienwirksam unter Stichworten wie »Debatte« und »Radikalposition«. Eigentlich geht es doch um nichts anderes als Klickzahlen, während man unter Stichworten wie »Neue Armut« – der bekloppte Artikel von Susanne Gaschke, Ursache und Wirkung verwechselnd, oder »Feminismus«, Rönne, »Charityaktion für Unterprivilegiert« – die Reaktionen der Leser hochpeitscht. Oh manno.
All das findet ja vor der beispiellosen Verwüstung der Zeitungslandschaft. Das sollten wir nicht vergessen. Die IVW-Zahlen von Springer beispielsweise, sind der Oberhammer: -9 % bei der Bild in nur einem einzigen Jahr. Also, das Ding ist Geschichte, wenn Du mich fragst. Die Welt hat Einbußen von über -3 %, war aber sowieso schon ein Zuschußgeschäft.
Will sagen: Wir reden hier nicht über gut oder schlecht geschriebene Texte, nicht wirklich.Da liegen auch die Kritiker falsch. Denn es geht um das Gesamtpaket: die Vernetzung zwischen Fb-Profil, Zeitungsartikel, privatem Blog, Family und Herkunft, garniert mit Selfies und privaten Snapshots der eigenen viel Wände … you name it, als Phänomen ist die Charity Queen einfach der Bringer; steckt alles drin. Das gesamte Problem auf den Punkte gebracht. Wir reden über Strukturen, Aufmerksamkeit, Klickzahlen, Geld. Und das wurde beeindruckend souverän gemanaged, finde ich. Das ist doch die eigentliche Geschichte, die sich dahinter verbirgt, die Meta-Story. Nicht der Text, der vordergründig lanciert wird. Wir bräuchten jetzt eine kluge Medienanalyse über die Position der Autor*innen in den Fluten des Medienwandels … hast Du nicht Lust? Komm' schon. Die Idee ist doch schrankenlos super, Anne. Da steckt so viel drin'. :-]=
Ich habe den Eindruck, dass manche Menschen dringend Probleme suchen müssen, seitdem sie nicht mehr 12 Stunden am Tag für das nackte Überleben arbeiten müssen :-)
kann man ja als Anlass zur Freude nehmen. Täglich ums Überleben kämpfen - da stellt sich bei mir kein romantisches Gefühl ein. Meine Großmutter war ja auch so eine Nachkriegsmutter mit vielen vielen Kindern. Die hätte sich bestimmt auch gerne den Luxus gegönnt, über Nicht-Probleme nachdenken zu können ;)
Ist ein abhängig beschäftigter "unabhängig" ?
nun ja, man ist ja nicht zu Sklavendiensten verpflichtet. Ich empfinde abhängige Beschäftigung nicht als Versklavung. Ich meinte mit Unabhängigkeit aber tatsächlich eher die geistige Unabhängigkeit.
Für viele Menschen ist ihr Geschlecht nicht wirklich die konstituierende Gemeinschaft.
Ich finde diesen Punkt sehr wichtig. Das Geschlecht ist eben nicht die einzige definitorische Macht. Wenn Mann und Frau gleichberechtigt sind - und das sind sie, dann wäre es spannend, wenn sie gemeinsam nach neuen Lebensentwürfen suchen könnten. Man kann es drehen und wenden: Frauen (zumindest, wenn sie Kinder haben wollen) werden keine "männlichen" Erwerbsbiografien haben können. Und das ist nur dann ein Verlust, wenn man diese männl. Erwerbsbiografie als Maß aller Dinge sieht.
Andererseits: Wenn es nach wie vor die Frauen sind, die sich der Arbeitswelt entziehen (und das nicht nur, weil sie irgendwelche "neoliberalen" Konzepte durchschauen), dann bleibt es eben doch ein Phänomen des Geschlechtes. Wenn, dann müssten sich Männer und Frauen gleichermaßen den eng durchgetakteten Karriereetappen und Arbeitsrhythmen entziehen. Dann aber bräuchten wir eine ganz neue Idee von Erwerbsarbeit und Arbeitswelt. Also her mit den Konzepten! :)
Es bleibt die Frage, wie sich der Kern des modernen Frauen-Ideals entfalten und entwickeln soll/will, ob die Beantwortung dieser Frage überhaupt oberste Priorität hat und das moderne, individuelle Verständnis von Unabhängigkeit nicht ein zutiefst neoliberales (egoistisches, narzisstisches, unsolidarisches )Verständnis von Freiheit impliziert. - Und somit auch die Gefahr besteht, dass die Entwicklung des Feminismus in eine neoliberale Richtung driftet.
Eva Illouz hat ja gezeigt, wie sich die Vorstellungen des Marktes einerseits auf die Individuen und andererseits auf die Beziehungen der Individuen auswirken. Da erzeugen sie ein ungeheures Dilemma: Der Mensch soll autonom sein, eigenverantwortlich, aber in einer Beziehung mit Kindern kommt es immer zu Abhängigkeiten – emotionaler und materieller Natur. Das heißt, dass Frauen in ihrem Bedürfnis nach emotionaler Nähe oder der zeitweiligen Abhängigkeit (zB wenn die Kinder klein sind) vom Mann in einen massiven Konflikt mit dem gesellschaftlichen Ideal geraten.
Außerdem wirkt das alte Bild von guter Weiblichkeit nach – zB altruistische Sorge um Kinder und Alte – gesellschaftlich honoriert wird aber ein männliches Karriereideal. Wenn eine Frau es dann aber lebt, gilt sie als karrieregeil, egoistisch oder eben neoliberal. Wie man es dreht und wendet: Man kann es als Frau vermutlich niemandem recht machen.
oder dominieren und determinieren heutzutage gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen jede individuelle Entwicklung.
Die Antwort ist einfach: Das tun sie immer und überall. Nirgendwo, zu keiner Zeit, an keinem Ort, kann das anders sein. Trotzdem würde ich behaupten, dass die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten (so man denn bereit ist, etwas zu opfern – zB gesellschaftliches Ansehen, Einkommen) heute größer denn je sind.
Übrigens sehr interessante Gedanken zum Thema! Ich werde demnächst ausführlicher darauf antworten.
genial :D
Ein Pladoyer für systemkonformen Feminismus, der sich modern schimpft und als Argumentationsgrundlage Freud und die griechische Tragödie bemüht.
also, wahrscheinlich haben Sie den Text nicht gelesen. Ich plädiere ja nicht für einen systemkonformen Fem. Und Freud dient nicht der Argumentation, nur der Illustration (für Generationenkonflikte, die in einer bestimmten Zeit virulent sind).
Den "Feminismus" gibt es nicht, Frau Hobrack, da könen Sie oder eine von Rönne sich hier oder anderswo noch so sehr die Finger wundscheiben. ;)
Das habe ich nun schon so oft als Kommentar gelesen. Wir reden vom Kapitalismus, vom Neoliberalismus, von "den Frauen", "den Männern". Klar kann ich jetzt an jeden Satz anhängen, dass es "den Fem." nicht gibt. Ich kann auch - kann ich wirklich! - über 130 Jahre Frauenbewegung dozieren. Aber darum geht es doch nicht. Wenn Sie sagen, dass es nichts gibt, dass "dem Feminismus" gemeinsam ist, dann wäre das ja ein trauriges Bild. Aber das ist auch der Grund, warum ich mich nicht mehr als Fem. bezeichnen kann, obwohl ich das früher durchaus tat.
Sie müssen verstehen, dass meine Haltung aus 15 Jahren der Auseinandersetzung mit dem Fem. entstanden ist und keine spontane "Abwehrreaktion" ist. Mir ist auch deswegen Judith Butler so sympathisch, weil sie schon vor 2 Jahrzehnten auf Widersprüche in der Frauenbewegung - den Bewegungen (zufrieden? ;) hingewiesen hat.
Und nun zu Frau Rönne: Ach ja, den einen stehen die Türen offen, den anderen nicht. Nun gut. Galt doch irgendwie schon immer. Find ich auch bitter (ich würde ja auch gerne durch geöffnete Flügeltüren marschieren), aber: Die, denen man die Flügeltüren so bereitwillig öffnet, haben vielleicht auch nicht so viel Substanzielles zu sagen (aber da spricht jetzt auch nur der pure Neid ;)
Wir reden über Strukturen, Aufmerksamkeit, Klickzahlen, Geld.
Sie haben ja mit allem recht. Aber gilt das wirklich nur für weibliche Autorinnen/für Geschlechterdebatten? Kann man doch überall sehen. Man kann Springer natürlich vorwerfen, dass man sich an Klickzahlen und Verkaufszahlen orientiert. Aber ist das irgendwo in der Medienlandschaft anders? Wie kann man denn unabhängigen Journalismus gestalten, der weder auf Verkaufszahlen noch Klickraten guckt, und trotzdem einflussreich ist? Das klingt nach Eier legender Wollmilchsau. Was ich sagen will: Man kreidet das Springer an - aber wir finden das natürlich auch beim Freitag (ok, jetzt bin ich Nestbeschmutzer) und überall sonst.
trotzdem trotzdem trotzdem stört mich die Annahme, dass gewisse Autorinnen nur von den alten weißen Herren instrumentalisiert werden. Ich habe das schon mehrfach gesagt, aber das entspricht dem alten Klischee von naiver Weiblichkeit (und ist letztlich frauenfeindlich). Ich verteidige ja vehement die Meinungsfreiheit, auch da wo's wehtut - besonders da, wo's wehtut.
Eine wichtigere Frage ist doch folgende: Warum zeigen viele Feministinnen eine solch allergische Reaktion auf Rönne und co? Woher die Wut? Glaubt man, anderen Frauen würde dadurch das Gehirn gewaschen? Weil sie nicht selbst denken können?
Warum nicht mehr Liberalismus (nicht FDP style)?
Okay, ich versuche es mal, so Punkt für Punkt.
"Wie kann man denn unabhängigen Journalismus gestalten, der weder auf Verkaufszahlen noch Klickraten guckt, und trotzdem einflussreich ist? Das klingt nach Eier legender Wollmilchsau. Was ich sagen will: Man kreidet das Springer an - aber wir finden das natürlich auch beim Freitag (ok, jetzt bin ich Nestbeschmutzer) und überall sonst."
Uff, hm, das ist mir irgendwie zu allgemein. Springer und Journalismus sind zwei Paar Schuhe, da stecken viele unterschiedliche Fragen drin. Über Springer möchte ich mich auch nicht wirklich unterhalten, denn a) Springer macht eben keinen "unabhängigen Journalismus", - angefangen bei den explizit politischen Klauseln in Springer-Arbeitsverträgen (!) bis hin zum Kampagnenjournalismus der Bild - unabhängiger Journalismus ist kein Kriterium bei Springer. Das kann man genau so stehen lassen, is einfach so. b) "Springer und der Freitag , beide...". Naja, abgesehen von der Auslieferung dürfte so ungefähr alles beim Freitag den Strukturen bei Springer diametral entgegengesetzt sein, oder?
Also, der Vergleich hinkt. Eigentlich ärgert mich die Behauptung sogar, weil ich denke, diese ist eben nur mit einem gewissen Mangel an Wertschätzung der Ressourcen des Mediums Freitag möglich. Denn, die Transparenz ist ja kein Zufall. Man kann das alles finden wie man will, aber am Ende des Tages können Menschen hier so ungefähr alle Themen einzigartig "frei", ohne hidden Agenda in einem öffentlichen Forum diskutieren. Eine grossartige Leistung aller, ist das doch. Absolut unglaublich. Finde ich.
"trotzdem trotzdem trotzdem stört mich die Annahme, dass gewisse Autorinnen nur von den alten weißen Herren instrumentalisiert werden. Ich habe das schon mehrfach gesagt, aber das entspricht dem alten Klischee von naiver Weiblichkeit (und ist letztlich frauenfeindlich)."
Ehrlich, mein Interesse an der Arbeit von Autorinnen wie Gaschke oder Rönne ist gleich Null. Ich schwör'.
Eigentlich sollten alle ein Minutenhonorar für die Zeit bekommen, in der sie sich mit den Auswirkungen dieser Texte beschäftigen müssen. Verbuchen könnte man das dann unter "Richtigstellung" und "politischer Bildung". Denn, und hier wird's einfach ein echtes Problem: Die Behauptungen sind Stimmungsmache. Es werden Tatsachen, Impuls und Effekt, Ursache und Wirkung verdreht. Arme sind arm, nicht etwa, weil ihnen die gleichen Chancen versagt werden. Nein, sondern weil sie für Reichtum zu verwahrlost und für Erfolg zu faul, unmotiviert und desorganisiert sind. Oder, bei Rönne, Frauen sind nicht egoistisch genug, werden einfach schlechter bezahlt als Männer, weil sie selbst nicht mehr Geld fordern. Hier kann ich viele tolle Geschichten von Frauen - und Männern erzählen -, die mehr forderten und gegeneinander ausgespielt wurden, ohne es zu bekamen ....
Pierre Bourdieu spricht von der Umkehrung und Aushöhlung der Begriffe. Freiheitskämpfer werden als Terroristen gebrandmarkt, Terroristen hingegen staatlich legitimiert.
Diese Umkehrung der begrifflichen Bedeutung lässt sich inzwischen in allen gesellschaftlichen Bereichen beobachten. Nicht zuletzt beschäftigen sich fast alle Arbeiten der aktuellen Venedig Biennale mit dem Thema. Wir beobachten keine neue Variante des Feminismus, vielmehr eine Instrumentalisierung feministischer Themen zur Kommerzialisierung weiblicher Positionen. Das ist zumindest meine Meinung. Ist mir auch echt egal was Leute wie Rönne oder Gaschke dazu sagen. Im Prinzip passiert hier mit der widerständigen, weiblichen Position genau das, was seit 20 Jahren mit avantgarde Konzeptkunst passiert: Sie wird markttauglich gemacht. Fügt sich in das vorherrschende Dogma ein. In der Kunst zumindest kann man wunderbar sehen wo das hinführt. Zahnloses Politikspielen. Dekadenter Dekokitsch für Millionäre. Braucht niemand. Am allerwenigsten die Kunstgeschichte.
Fazit: Feminismus ist ein Teilaspekt der freiheitlichen Selbstbestimmung des Individuums, die Finanzfrage ist der Überbau. Die Lösung beider ist eng miteinander verwoben.
Also, der Vergleich hinkt. Eigentlich ärgert mich die Behauptung sogar, weil ich denke, diese ist eben nur mit einem gewissen Mangel an Wertschätzung der Ressourcen des Mediums Freitag möglich. Denn, die Transparenz ist ja kein Zufall. Man kann das alles finden wie man will, aber am Ende des Tages können Menschen hier so ungefähr alle Themen einzigartig "frei", ohne hidden Agenda in einem öffentlichen Forum diskutieren. Eine grossartige Leistung aller, ist das doch. Absolut unglaublich. Finde ich.
Der Vergleich bezog sich darauf, dass alle Zeitungen, Magazine, letztlich alle Medienmacher auf Reichweite und Klickzahlen achten. Das was wir hier machen - fleißig schreiben, "Content" produzieren (natürlich kostenlos) kommt natürlich dem Freitag zu gute, der damit auf Facebook und anderswo Werbung macht. Kein Vorwurf! Es handelt sich dabei um ein Tauschgeschäft: Plattform gegen kostenlosen Content, der Klickzahlen und Verweildauer erhöht, und das bei minimalem Investment (weil ja zum Beispiel nicht durch den Freitag moderiert wird). Hohe Klickzahlen, wiederkehrende Besucher etc. erhöhen den Preis, der für eingeblendete Werbung gefordert werden kann. Was ich sagen will: der kapitalistischen Logik kann sich kein Heft entziehen. Klar geht es hier freier zu als anderswo. Dafür können wir alle dankbar sein. Aber wie gesagt: mein Post bezog sich vor allem darauf, dass es in der Natur einer Zeitung liegt, Leser erreichen zu wollen, und dass das vor allem mit provokanten Inhalten und "Debatten" gelingt. Ein Heft, das nicht gelesen wird, verschwindet nun einmal im Lokus.
Verbuchen könnte man das dann unter "Richtigstellung" und "politischer Bildung". Denn, und hier wird's einfach ein echtes Problem: Die Behauptungen sind Stimmungsmache. Es werden Tatsachen, Impuls und Effekt, Ursache und Wirkung verdreht.
Da spielt mir zu viel pädagogischer Eifer hinein. Man muss nicht immer alles „richtig“ stellen – und wer definiert denn, was richtig ist? Mir ist es nicht geheuer, wenn Menschen, egal welcher politischer Coleur, alle Widersprüche eines Problems auflösen können und behaupten, die Wahrheit gefunden zu haben. Wenn ich Artikel zum Thema lese, finde ich in jedem immer auch eine „Wahrheit“ (oder das, was ich als solche betrachte), egal, aus welcher Richtung er kommt.
Man muss diese Widersprüche, auch Anklagen, Verdrehungen, auch mal stehen lassen können, oder nicht? Warum nicht?
Fallen wir dann in finstere Vormoderne zurück, wenn jemand Stimmung macht? Und macht nicht jeder für irgendetwas Stimmung (man denke hier mal an die Quote)?
Im Prinzip passiert hier mit der widerständigen, weiblichen Position genau das, was seit 20 Jahren mit avantgarde Konzeptkunst passiert: Sie wird markttauglich gemacht.
Dem kann man zustimmen, aber: Mit der Markttauglichkeit der Position geht auch ein Verwachsen mit dem Mainstream einher. Die widerständige Frau wird damit zu einer kulturellen Figur und damit auch zu einer kulturellen Wahrheit. Denken Sie mal an die Riot Grrrls der 90er. Das wurde so schnell vermarktet, so schnell konnte man gar nicht gucken. Aus weiblichem Widerstand und Feminismus wurde bauchfreies Top und Spice Girls, die „Girl Power“ rufen. Aber andererseits: Das revoltierende „Girl“ wurde zu einer Figur im Mainstream, und ich weiß noch, wie sehr mich die Musik, die Texte, das ganze Auftreten als Mädchen inspiriert haben.
Nochmal: Mir erscheint allein der Akt der Auflehnung – selbst gegen den Feminismus – als Akt der Selbstbehauptung. Ich verstehe nicht, warum „der Feminismus“ (bewusste Anführungszeichen!) sich so schwer tut mit der Abweichung und sie nur als Instrumentalisierung betrachten kann.
Fazit: Feminismus ist ein Teilaspekt der freiheitlichen Selbstbestimmung des Individuums, die Finanzfrage ist der Überbau. Die Lösung beider ist eng miteinander verwoben.
Dem möchte ich voll und ganz zustimmen! Provokante Rückfrage: Darf das Individuum sich auch frei gegen „den Feminismus“ aussprechen? Oder wie ließe sich der Widerspruch auflösen, dass freiheitliche Selbstbestimmung Teilaspekt des Fem. ist, diese aber am Ende doch nicht gewünscht wird, wenn sie Abweichung produziert?
Das erinnert an das Dilemma mit der Toleranz und die Frage, ob man nicht auch Intoleranz tolerieren muss. Was ich sagen will: Warum trifft Rönnes „Ekel“ des Feminismus im Innersten? Warum zeigt sich da Verletzung und Wut? Für mich offenbart sich darin ein totalitärer Anspruch: der Wunsch, alle Frauen repräsentieren zu können. Das aber ist unmöglich, weil es eben nicht nur „den Feminismus“ nicht gibt, sondern auch „die Frau“ lediglich ein Konstrukt ist.
»Es handelt sich dabei um ein Tauschgeschäft: Plattform gegen kostenlosen Content, der Klickzahlen und Verweildauer erhöht, und das bei minimalem Investment (weil ja zum Beispiel nicht durch den Freitag moderiert wird). Hohe Klickzahlen, wiederkehrende Besucher etc. erhöhen den Preis, der für eingeblendete Werbung gefordert werden kann. Was ich sagen will: der kapitalistischen Logik kann sich kein Heft entziehen.«
Mmmm. Guter Versuch, bin ganz verwirrt. Wie, Tauschgeschäft, kapitalistische Logik? Verdammt, mache ich da irgendetwas falsch? Habe ich am Ende nur auf das falsche Geschäftsmodell gesetzt? Wie fange ich am besten an? Das entspricht jedenfalls so nicht meinen Erfahrungen. Denn in den allermeisten Fällen kommen die Erlöse aus Bannerwerbung und Klickzahlen eben nicht mal ansatzweise auch nur in die Nähe dessen, was für die Finanzierung und der IT-Infrastruktur benötigt wird. Das ist ja das ganze Drama, das die Printanzeigen, die das journalistische Modell vormals wirtschaftlich machten, durch aktuelle digitale Modelle nicht mehr zu ersetzen sind. Überspitzt: Das altbekannte, vielgeliebt und gelittene journalistische Geschäftsmodell ist Geschichte. Und doch wird er gebraucht, der Journalismus. Vielleicht sogar mehr denn je.
»Aber wie gesagt: mein Post bezog sich vor allem darauf, dass es in der Natur einer Zeitung liegt, Leser erreichen zu wollen, und dass das vor allem mit provokanten Inhalten und "Debatten" gelingt. Ein Heft, das nicht gelesen wird, verschwindet nun einmal im Lokus.«
Richtig, absolut. Stimmt. Das sage ich ganz wertfrei.
Und … etwas fehlt in der Gleichung. ... Empathie, Wärme ... Liebe Springer wurde als Beispiel für »unabhängigen Journalismus zitiert« (siehe dazu meinen Kommentar oben). Gibt es da nicht einen himmelweiten Unterschied zwischen aufklärerischen Debatten – in denen zäh und behäbig, immer wieder aufs neue die Positionen geklärt und Argumente bemüht werden – einen Unterschied dazuwischen, und der als 'Debatte' maskierten Propaganda, die versucht populistisch, in schrankenloser Selbstüberschätzung nach Belieben Stimmungen zu schüren, um so möglichst gewinnbringend – in der Regel sogar für eine kleine Minderheit – politischen Einfluss auszuüben? Stimmt, schon, beides nennt sich Journalismus. Aber eben nur eine Variante ist wirklich um Aufklärung bemüht. Ich finde, beide trennen Lichtjahre … getrennte Welten, Galaxien, so ungefähr alles: Ressourcen, Nächstenliebe, Menschlichkeit. Mir fehlt bei letzterem echt die Liebe. Die Liebe zu den Menschen und den Dingen. Aufmerksamkeit. Werschätzung. Respekt. All die sinnstiftenden Emotionen, die das Arbeiten langsam und anstrengend machen.
»Man muss diese Widersprüche, auch Anklagen, Verdrehungen, auch mal stehen lassen können, oder nicht? Warum nicht? Fallen wir dann in finstere Vormoderne zurück, wenn jemand Stimmung macht? Und macht nicht jeder für irgendetwas Stimmung (man denke hier mal an die Quote)?«
Sicher, alle sind irgendwie Sender und Empfänger. Nur sind die Möglichkeiten ungleich verteilt. Und das Ungleichverhältnis wächst so rasant, es ist einfach unfassbar. Die große Mehrheit verschwindet, findet kein Gehör. Meine Welt sehe ich beispielsweise so gut wie nirgendwo mehr repräsentiert; weder in der Literatur, der Kunst, noch in den Medien, TV … Stattdessen muss ich dann diesen kaltherzigen, empathielosen Rönnemist lesen … da überwältigt eine*n dann wirklich die inverse Peristaltik. Naja, dagegenanzuschreiben ist besser, aber auch sehr, sehr schwer.
Liebe Frau Hobrack,
dass Sie sich seit 15 Jahren mit dem Feminismus auseinandersetzen, sagt nichts, aber auch gar nichts. Die Auskunft ist leider ein Le(h)ersatz.
Und wenn, mit welcher Art von Feminismus haben Sie sich denn beschäftigt?
Nun ist Differenzierung, ob bei wirtschftlichspolitischen, gesellschftspolitischen Themen etc., ja auch eine anstrengende Sache, überfordert in vielerlei Hinsicht. Und da ist es doch fein, dass Sie mit Ihrem „Feminismus-Gerede“ in „guter Gesellschaft“sind.
Liebe Spotti,
ich denke, es geht um Abgrenzung, wie im Fall des Slogan „Eure Armut kotzt uns an.“
Natürlich löst das Klickzahlen aus, ist aber die mitgelieferte „Nachricht“ an die Empfänger , dass das Thema lapidar resp. einzudampfen ist– qua Niveauverlust.“
Im Falle der Springer-Presse und ihrer Alpha-Tiere ist das ja nichts Neues. Schrieb Dr. Katja Kessler (EX-BILD Gesleschftskolumnistin und Ehefrau von Kai Dieckmann) nicht dieses von der Welt lancierte Schatzi-Buch, ein Ratgeber an alle Frauen, mittels weiblicher Schläue (als das Eva-Prinzip) über männliche Unzulänglichkeiten zu triumphieren. (…) „Allet Bullshit!“
Wie gesagt: Es geht um Distinktion resp. Deutungshoheit. Schlimmstenfalls: Die (...) Leser/Bloggger hi und wir die Schlauen da. Wie gut, dass es Journalisten gibt!! ;)
„Da spielt mir zu viel pädagogischer Eifer hinein. Man muss nicht immer alles „richtig“ stellen – und wer definiert denn, was richtig ist? Mir ist es nicht geheuer, wenn Menschen, egal welcher politischer Coleur, alle Widersprüche eines Problems auflösen können und behaupten, die Wahrheit gefunden zu haben. Wenn ich Artikel zum Thema lese, finde ich in jedem immer auch eine „Wahrheit“ (oder das, was ich als solche betrachte), egal, aus welcher Richtung er kommt. „
Na, gegen pädagogischen Eifer ist ja nichts etwas einzuwenden. Und so ganz frei sind Sie ja auch nicht davon. Ansonsten würden Sie sich Ihre Einlassungen(Ihren geltungsanspruch hier verkneifen. Oder ist das unter „Gepupse“ zu verbuchen“? Letzteres, hoffe ich, doch nicht. Hm?
Wo will hier jemand „alle Widersprüche eines Problems“ auflösen,Frau Hobrack? Und welches Problem meinen Sie denn resp. haben Sie denn?
„und wer definiert denn, was richtig ist?“ , schreiben Sie. Das ist in der Tat des Pudels Kern! Was ist eine gerechte Gesellschaft und ist eine gerechte Gesellschaft schon eine richtige Gesellschaft?
Jedenfalls, wenn es um Gleichberechtigung, Kinderbetreuung, Bildungschancen, Arbeit geht, definiert der Gesetzgeber , wo es lang geht. Das ist immerhin ne riesen Errungenschaft. Oder? Und dann gibt es so etwas wie „Öffentlichkeit“, zu er auch z.B. wir Frauen als LeserInnen, Blogger/innen, Mütter, Abeitnehmerinnen, Liebhaberinnenn aller Art , Konsumentinnen; Kritikerinnen, Ja/nein-Sagerinenn etc. gehören. Und die eine oder andere schlägt sich in ihrer Rolle mit dem (Schweins)Haken rum: was ist gerecht und was ist richtig! Tsssssssss.
etwas
ist aber auch
als
°Darf das Individuum sich auch frei gegen „den Feminismus“ aussprechen? Oder wie ließe sich der Widerspruch auflösen, dass freiheitliche Selbstbestimmung Teilaspekt des Fem. ist, diese aber am Ende doch nicht gewünscht wird, wenn sie Abweichung produziert? Das erinnert an das Dilemma mit der Toleranz und die Frage, ob man nicht auch Intoleranz tolerieren muss. Was ich sagen will: Warum trifft Rönnes „Ekel“ des Feminismus im Innersten? Warum zeigt sich da Verletzung und Wut?°
Das brachte mich jetzt ein bißchen zum Kichern. Die einzige Frau, die sich beim Freitag an von Rönne abarbeitet, bzw. nach meinem Eindruck ihr Freitag-Äquivalent zu geben versucht, sind Sie und Sie sind ja laut eigener Auskunft keine Feministin. Mich trifft von Rönne nicht im Innersten, sondern geht mir am unteren Süden vorbei, indem sie sich in die üblich-öde Alphamädchen-Riege einreiht, die primär auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und ihre Aufreger darauf und nur darauf abstimmen. Ohne Andreas Kempers und Ihre Blogs hätte ich vermutlich von ihrer Existenz nie erfahren: mein Leben wäre wohl trotzdem nicht öde und leer geblieben^^
°Für mich offenbart sich darin ein totalitärer Anspruch: der Wunsch, alle Frauen repräsentieren zu können.°
Diesen Anspruch lese ich mit Verlaub vor allem bei Ihnen, indem Sie über alle Frauen verfügen, daß Kinder und Beruf selbstverständlich unter einen Hut zu bringen sind und alle, die das überaus anstrengend finden oder nicht schaffen, werden von Ihnen °aber dann ... eben auch nicht sonderlich ernst genommen°
°Das was wir hier machen - fleißig schreiben, "Content" produzieren (natürlich kostenlos) kommt natürlich dem Freitag zu gute, der damit auf Facebook und anderswo Werbung macht. Kein Vorwurf! Es handelt sich dabei um ein Tauschgeschäft: Plattform gegen kostenlosen Content, der Klickzahlen und Verweildauer erhöht, und das bei minimalem Investment (weil ja zum Beispiel nicht durch den Freitag moderiert wird). Hohe Klickzahlen, wiederkehrende Besucher etc. erhöhen den Preis, der für eingeblendete Werbung gefordert werden kann.°
Ihr obiger Blog, redaktionsempfohlen, seit gut einer Woche unter 'Debatte' rubrifiziert, FB-produziert, sprich: vom Freitag maximal beworben, brachte es auf insgesamt 91 FB-Likes. Das Tauschgeschäft hoher Klickzahlen und wiederkehrender Besucher hält sich in diesem Fall in bescheidenen Grenzen.
Die Diskussion Ihres Blogs besteht zwar aus rund 100 Kommentaren, mir wurde aber in deren Verlauf immer noch nicht klar, welche Mutter Sie eigentlich zur Tötung ausersehen haben: Big Alice vielleicht? Sie, deren Name nicht genannt werden darf? Für mich persönlich fand deren letzter relevanter Beitrag 1971 statt, danach: Drama Baby <-achten Sie auf's Datum, den Holzpflock namens Steuerbetrug verpasste sie sich dann selbst, mittlerweile muß sie sich mit Pegida-Versteherei künstlich im Gespräch halten °_O
Ich bin btw. sicher, daß der kleine König Ihren Text sogar sehr genau gelesen hat.
7€/Stunde sind schon der blanke Hohn, Minijobs sind aber nur mit max. 450€/Monat bezahlt oder habe ich da irgendwas verpasst? Damit kommt sie nur auf um die 4,50€/Stunde plus Monatskarte, vermutlich schwarz bezahlten Überstunden und ist wahrscheinlich nicht mal krankenversichert <-kriminell.
Ich fände das Doppelte angemessen, bei 25 Stunden/Woche à 14€ sind das 1.400€ im Monat (netto, versteht sich). Oder die Rechtsanwälte m/w denken mal darüber nach, ob sie sich nicht lieber von einer Selbstständigen (und Selbstversicherten) Rechnungen schreiben lassen möchten, das wären dann so um die 22€/Stunde, sprich 2.200€/Monat brutto.
Eine Arbeitsstunde in Deutschland kostet im Durchschnitt um die 30€ -> 3.000€/Monat brutto. Rechtsanwälte rufen einen Stundensatz von im Durchschnitt 180€ auf (in einer Bandbreite von 80 bis 500€) -> 18.000€ brutto.
Ich weiß bloß nicht, was das jetzt mit Feminismus zu tun haben soll? Das ist hundsgewöhnliche Ausbeutung. °Sie solle doch bitte nicht undankbar sein° <-kopfschüttel.
Denn in den allermeisten Fällen kommen die Erlöse aus Bannerwerbung und Klickzahlen eben nicht mal ansatzweise auch nur in die Nähe dessen, was für die Finanzierung und der IT-Infrastruktur benötigt wird.
Es geht hier nicht um Bannerwerbung. Es geht darum, dass hohe Klick- und Verweilraten (und die dabei gesammelten Metadaten der User) ein wichtiger ökonomischer Faktor sind in Zeiten, in denen bei vielen Zeitungen das Print-Geschäft wegbricht und man sich online positionieren muss. Es geht darum, dass kostenloser Inhalt zur crossmedialen Werbung eingesetzt werden kann und so User auf die Website lockt, die sie ansonsten nicht besuchen würden. Das ist ein Wirtschaftsfaktor. Die IT-Infrastruktur existiert ja ohnehin, allein, weil der Freitag die eigenen Texte online stellt. Und die Kosten sind heutzutage gar nicht mehr sonderlich hoch (bei jedem Unternehmen, egal welcher Art, sind die Personalkosten stets der entscheidende Faktor).
der als 'Debatte' maskierten Propaganda, die versucht populistisch, in schrankenloser Selbstüberschätzung nach Belieben Stimmungen zu schüren, um so möglichst gewinnbringend – in der Regel sogar für eine kleine Minderheit – politischen Einfluss auszuüben?
Das gab es in einer Medienöffentlichkeit immer und wird es leider immer geben. Für mich besteht sogar ein gewisser Reiz in dem zähen Kommentieren, Entgegen-Setzen. Für Sie doch auch, oder? Aber mir scheint es so, als unterschätzte man die Öffentlichkeit und die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung. Ich glaube nicht, dass sich jedermann/frau so einfach von "Propaganda" verführen lässt, zumal wir es heute mit einer so vielfältigen Informations- und Presselandschaft zu tun haben.
Übrigens werde ich bald einen Text zum Thema Öffentlichkeit und Propaganda an dieser Stelle veröffentlichen, würde mich freuen, wenn Sie dann mal reinlesen!
Das brachte mich jetzt ein bißchen zum Kichern. Die einzige Frau, die sich beim Freitag an von Rönne abarbeitet, bzw. nach meinem Eindruck ihr Freitag-Äquivalent zu geben versucht, sind Sie und Sie sind ja laut eigener Auskunft keine Feministin.
Entschuldigung, aber hätten Sie meinen Text gelesen, der Jana Hensel ausführlich zitiert, die sich an Frau von Rönne gründlich abarbeitet, könnten Sie das nicht behaupten. Es ging mir in dem Kommentar übrigens überhaupt nicht um Frau von Rönne. Es geht darum, dass bestimmte Gegenpositionen nicht geduldet werden können. Und ich würde jetzt nicht behaupten, dass man mich als radikale Anti-Feministin ins Feld führen könnte. Ich kann mich ja voll und ganz mit den Zielen des Fem. identifizieren, nicht aber mit Methoden und Mitteln. Vielleicht kann man das so einfach auch als Meinung stehen lassen?
Ihr obiger Blog, redaktionsempfohlen, seit gut einer Woche unter 'Debatte' rubrifiziert, FB-produziert, sprich: vom Freitag maximal beworben, brachte es auf insgesamt 91 FB-Likes.
Ach, das klingt mir jetzt zu bissig (steht einer Dame von Welt gar nicht gut zu Gesicht). Ich freu mich persönlich über jeden Leser (Likes sagen ja nun auch nichts über Leser, nicht wahr? Gucken Sie mal nach der Besucherstatistik, ist gar nicht so übel, für eine unbekannte Autorin). Ich erwarte ja auch nicht, dass jedermann meine Texte gefallen. Ihnen ja offenkundig auch nicht, trotzdem lesen Sie (mehr oder weniger).
Vielleicht ist mein Text auch einfach nur zu langweilig für breiten Zuspruch :) Who cares?
Daran sehen Sie übrigens, dass ich kein Freitagsäquivalent zu Frau von Rönne sein kann, dafür bin ich - popkulturell betrachtet - doch zu langweilig. Und zu alt.
Die Diskussion Ihres Blogs besteht zwar aus rund 100 Kommentaren, mir wurde aber in deren Verlauf immer noch nicht klar, welche Mutter Sie eigentlich zur Tötung ausersehen haben
Ich will hier niemanden symbolisch töten. Ich wollte nur den Gedanken einführen, dass es sich bei allen Debatten zwischen Fem. und Antifem. um ein bestimmtes, kulturelles Konfliktschema handeln könnte.
Scusi, ich war sprachlich schlampig, gemeint war und hätte heißen müssen: °Die einzige Frau, die sich beim Freitagin der FC an von Rönne abarbeitet° ff.
Interessehalber: wo können Besucherstatistiken von FC-Blogs eingesehen werden? Bisher waren die der FC nicht zugänglich, würde mich sehr freuen, wenn sich das geändert hätte.
In Zukunft werde ich Ihre Meinung gern stehen lassen.
Entschuldigung, dass ich mich einmische, aber ich finde den Kommentar sehr wichtig:
Es wundert mich, dass das nicht mehr thematisiert wird, anstatt sich an vermeintlichen oder tatsächlichen Feminismus-Gegnerinnen abzuarbeiten.
Eigentlich ist das relativ leicht zu verstehen. Viele, die öffentlich über eine "laute Stimme" verfügen, sind entweder erfolgreiche Journalistinnen, Politikerinnen (und damit finanziell gut oder sehr gut gestellt) oder häufig auch kinderlos (kein Vorwurf!).
Was Sie ansprechen ist ja genau das, was ich oben im Text geschrieben hab: Es fehlt mir für einen relevanten Feminismus an konkreter Benennung von Problemen und an konkreten Lösungsvorschlägen. Sie haben das ja ganz richtig beobachtet: Die Berufstätigkeit von Frauen basiert auch auf Arbeitskräften, die bestimmte Arbeiten sehr billig verrichten (die früher kostenlos von Frauen verrichtet wurden). Und das sind dann meist Frauen. Und wenn hierzulande wenige bereit sind, für Hungerlöhne als Au-Pair zu schuften, dann holt man sich eine ausländische Kraft.
Zu viele Debatten der letzten Jahre haben sich aus meiner Sicht um Privilegierten-Themen oder Spezialfälle gedreht (Quote für Vorstände und Redaktionen) und zu wenig um Probleme "normaler" Frauen.
Mir wird hier immer wieder angekreidet, dass ich die Eigenverantwortung von Frauen in den Vordergrund stelle. Aber was soll ich denn sonst tun? Warten, bis der Fem. meine Probleme für mich löst? Meine Erfahrung ist einfach, dass ich nicht warten kann, bis bestimmte Themen Teil einer politischen Agenda werden. Wenn ich aber sowieso als Einzelkämpfer antrete, wozu brauche ich dann Feminismus?
Es gibt ja die Kampagne "Werbrauchtfeminismus". Da liest man Sachen wie "„Ich brauche Feminismus für mehr Gerechtigkeit auf der Welt“" das klingt mir nach Poesie-Album, sorry.