Massaker in Odessa: Zu Besuch beim alten Dorflehrer

Europa Transit Vor gut neun Jahren sterben prorussische Ak­ti­vis­ten im bren­nen­den Gewerkschafts­haus der Hafenstadt. Martin Leidenfrost begibt sich auf die Spuren des dramatischen Ereignisses vom 2. Mai 2014
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 30/2023
Odessa, 3. Mai 2014, die Polizei ist am ausgebrannten Gewerkschaftshaus eingetroffen – einen Tag und 42 Menschenleben zu spät
Odessa, 3. Mai 2014, die Polizei ist am ausgebrannten Gewerkschaftshaus eingetroffen – einen Tag und 42 Menschenleben zu spät

Foto: Vadim Ghirda/ap/dpa

Da die Geschichte dieses Mannes Sicherheitsinteressen eines im Krieg befindlichen Landes berührt, muss ich einige Details weglassen. Ich nenne nicht den Namen meines Helden, nicht die Funktion, in der er mir begegnet, und auf keinen Fall den Namen seines Dorfes. Ich äußere mich auch nicht zu den Bedingungen, unter denen ich in der Ukraine arbeiten kann. Der Ukraine wäre es wohl am liebsten, wenn ich meine Notizen jenes milden Sommerabends wegschmeißen würde. Mein Held war aber so nah dran an mehreren Schlüsselmomenten des russisch-ukrainischen Konflikts, dass ich einfach über ihn schreiben muss.

Der, um den es sich handelt, ist ein pensionierter Lehrer in einem ukrainischen Dorf mit bulgarisch-gagausischer Mehrheit. Davon gibt es im äußerste