„Das große Heft“ am Münchner Volkstheater: War es wirklich ein Wir?

Bühne Ágota Kristófs Roman „Das große Heft“ erzählt von einem Zwillingspaar, das im Krieg zur Einheit wird. Regisseur Ran Chai Bar-zvi kombiniert den Stoff im Münchner Volkstheater mit den Nachfolgeromanen und schafft eine gelungene Inszenierung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2023
Wer seid ihr denn alle? Alle fünf Darstellenden sind das Wir der Zwillinge Claus und Lucas
Wer seid ihr denn alle? Alle fünf Darstellenden sind das Wir der Zwillinge Claus und Lucas

Foto: Gabriela Neeb

„Jeder Mensch muss sein eigenes Leben führen.“ Aber geht das überhaupt, Individualität, wenn der Krieg alle gleich macht? Dieser Frage widmete sich die gebürtige Ungarin Ágota Kristóf (1935 – 2011) in ihrer auf Französisch verfassten Romantrilogie über ein Zwillingsbrüderpaar im und nach dem Zweiten Weltkrieg. So richtig bekannt ist nur der 1986 erschienene erste Teil Das große Heft. Den entdecken dafür in den letzten Jahren auch die Theater für sich, enthält er doch viele Dialoge und ist im Präsens sowie in der reizvollen Wir-Form erzählt: Die neunjährigen Zwillinge, die bei der Großmutter auf dem Land den Krieg schadlos überstehen sollen, sprechen bis zur Trennung auf der letzten S