Berlin ist für manche die Stadt der Liebe. Aber mit dem Glück ist das so eine Sache: Man möchte es festhalten, wenn es sich schon mal aus der Deckung wagt. Nur wie stellt man das an?
Vater Obinna C. und Mutter Lucy kam eine Idee. Die beiden Nigerianer hatten sich in Berlin kennen- und lieben gelernt und eine Tochter bekommen. Da lag es für die beiden ziemlich nahe, alles miteinander zu verbinden, Liebe-Kind-Hauptstadt. Und sie nannten das Mädchen Berlin. Es konnte sich ja nicht wehren.
Ein Mädchen oder ein Junge?
Das erledigte das zuständige Berliner Standesamt: Berlin als Name sei unzulässig. Kann man sich denken, Metropolen heißen Berlin, aber nicht Menschen. Vor allem aber könne bei Berlin nicht zwischen männlich und weiblich unterschieden werden, so die Begründung. Berlin ist geschlechtslos? So kleinlich konnten nur wieder die Deutschen sein.
Das afrikanische Paar kämpfte. Nicht ohne unsere Tochter! Eine Anwältin fand tatsächlich ein Urteil, nach dem eine deutsche Familie ihr Kind London nennen durfte. Das Standesamt gab nach.
Andere Eltern haben weltanschauliche Motive, die eine sonderbare Vornamenswahl rechtfertigen. Ein ägyptischer Vater nannte seine Tochter „Facebook“, um die Rolle der Webseite im Arabischen Frühling zu ehren. 2009 durften Eltern, ebenfalls nach einem Gerichtsverfahren, ihren Sohn „Djehad“ nennen, für Islamisten bedeutet das „Heiliger Krieg“, eine Ärztin wollte das Kind deswegen nicht behandeln. Starkoch Jamie Oliver nannte seinen Sohn Poppy Honey (Mohnhonig), Gwyneth Paltrow ihre Tochter Apple (die Schauspielerin ist mittlerweile bekannter für gesunde Rezepte als für ihre Filme).
Helden sind out
Damit all diese Kinder nicht irgendwann Amok laufen, in der Hölle landen, oder Snobs werden, sind ambivalente Vornamen in Neuseeland im vergangenen Jahr verboten worden, darunter: Luzifer, Duke, Messias und 89. Außerdem: Bishof, Baron, General, Richter, König, Ritter und Herr. In Schweden gibt es ebenfalls eine Namenskonvention. Lego und Google sind erlaubt, Superman, Metallica und Elvis als Vornamen verboten.
Heroes sind also out. Und Schriftsteller? "Sie sind doch bestimmt nach Maxie Wander benannt", höre ich öfter. Ich empfinde das als Kompliment. Diese österreichische Schriftstellerin in der DDR, die den Alltag von Frauen aller Milieus dokumentiert hat – sie war für meine Mutter in einer Phase ihres Lebens bedeutsam.
Neulich kam dann diese Mail: "Liebe/r Herr/Frau Maxi. Entschuldigen Sie bitte die Anrede, aber Ihr Name ist ja quasi genderneutral." Ich bin Berlin.
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