DDR-Roman „Kruso“ von Lutz Seiler: Kein unschuldiges Wort

Literatur Lutz Seiler legt mit „Kruso“ ein abgründiges Werk über den Rand und das Ende der DDR vor
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2014
Lutz Seiler, geboren 1963 in Gera und von Haus aus Lyriker, atmet den Genius Loci seines ersten Romans ein: Hiddensee
Lutz Seiler, geboren 1963 in Gera und von Haus aus Lyriker, atmet den Genius Loci seines ersten Romans ein: Hiddensee

Foto: Jonas Ludwig Walter

Dieser Roman wird Furore machen, aber er ist auch ein Ärgernis. Die Frauen darin sind entweder tot, abwesend oder sie haben nichts zu melden, allenfalls sind sie fürs Zuhören gut oder für sexuelle Dienstleistungen, die sie den Männern im Tausch gegen ein Nachtlager gewähren. Und wenn sie etwas zu melden haben wie Viola, die „älteste Bewohnerin des Klausners“, dann handelt es sich um ein Gerät, ein Radio. Viola meldet Westnachrichten. Sommer 1989, Edgar Bendler, Germanistikstudent in Halle, bricht auf nach Hiddensee, wo er eine Anstellung als Saisonkraft in der Kneipe Klausner findet (die es tatsächlich gibt). Ed wird im Abwasch beschäftigt. Aber wenn man das so schreibt, klingt es viel zu banal, denn tatsächlich findet er z