Taiwan: Lai Ching-te hat als Präsident im Parlament keine Mehrheit

Meinung Das Superwahljahr 2024 hat seinen Auftakt in Taiwan genommen. Freitag-Autor Michael Krätke hält den Ausgang der Taiwan-Wahl allerdings für nicht so eindeutig, wie mancherorts behauptet
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2024
Anhänger:innen bejubeln in Taipeh Präsident Lai Ching-te
Anhänger:innen bejubeln in Taipeh Präsident Lai Ching-te

Foto: Alastair Pike/AFP/Getty Images

Es ist schlichtweg falsch, die Demokratische Fortschrittspartei (DDP) als die allein demokratische Partei Taiwans hinzustellen und den Wahlsieg des DDP-Bewerbers Lai Ching-te als Triumph der Demokratie zu feiern. Im Umkehrschluss hieße das, die Kuomintang-Partei sei weniger demokratisch, was nicht zutrifft. Sie war 1992 auf einen Konsens mit Peking bedacht, indem sie die Idee aufgab, sich mit dem Festland durch eine Rückeroberung wiedervereinigen zu wollen. Ein absurdes Ansinnen, das mit den Kräfteverhältnissen und der weltweit verfolgten „Ein-China-Politik“ kollidierte. Seither setzt die Kuomintang auf Koexistenz und einen langfristig angelegten, friedlichen Zusammenschluss mit der Volksrepublik, die (bis auf zwölf Staaten) von der internationalen Geme