Corona: War der Lockdown unnötig?

Fragen Wie die aktuelle Beherbungsdebatte zeigt: Es dürfen in der demokratischen Gesellschaft Deutschlands Regierungsentscheidungen wieder diskutiert und hinterfragt werden.

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Haben wir überreagiert?“, fragte DER SPIEGEL und andere Nachrichtenmagazine unisono nach dem Lockdown im Frühjahr. Sind Infektionen die richtige Kennzahl?“, fragt der wissenschaftliche Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Krause (9.10.2020, deutschlandfunk; dann auch hier: 9.10.2020, tagesschau.de).

Es darf also so gefragt werden! Allein das ist eine Meldung wert. Denn in den letzten Wochen und Monaten, z.B. nach der offensichtlichen Skandalisierung der Coronavirus-Fallzahlen in Gütersloh, hatten manche den Eindruck, dass man in Deutschland keine Fragen mehr stellen darf.

Übertriebene Skandalisierung?

Vielleicht erinnern Sie sich: Damals hatte es in einem fleischverarbeitenden Betrieb eine große Anzahl gemessener Coronavirus-Infektionen gegeben. Nicht alle, aber manche Medien erweckten den Eindruck, dass das Gebiet jetzt einem einzigen Totenfeld gleicht. Aufatmen: Ohne die Gesundheitsrisiken herunterzuspielen (nach allem, was man liest, kann Corona in bestimmten Fällen sehr gefährlich und auch tödlich sein), in Gütersloh gab es bei der dargestellten sehr hohen Infektionszahl insgesamt 41 Personen, die ins Krankenhaus kamen, 2 davon in eine Uniklinik; in Gütersloh gab es aber keinen einzigen Toten (1.9.2020, deutschlandfunk). Das ist doch eine gute Nachricht.

Nun muss man aufpassen, was man über das Coronavirus schreibt. Denn das Virus hat offensichtlich Ohren und reagiert mitunter darauf. So geschehen in Neuseeland: Als die Regierungschefin vermeldete, dass das Land virenfrei ist, gab es prompt einige Tage später einen neu entdeckten Ausbruch…

Lockdown und Kontrollwahn?

Nichtsdestotrotz: Entspringt es nicht einem Kontrollwahn, wenn jede einzelne Infektion, selbst die symptomlose, protokolliert und nachverfolgt werden muss? War der Lockdown verhältnismäßig? Oder eine Überreaktion? Gut, dass die Presse hier nachfragt!

In ganz Deutschland wurden in den letzten 9 Monaten kaum mehr als 22.000 Infektionen bei Kindern unter 14 Jahren gezählt. Dennoch gilt dort teilweise eine Maskenpflicht. In dieser gesamten Altersgruppe gab es bisher statistisch gesehen keinen Todesfall.

In der deutschen Bevölkerung mit ca. 83 Millionen Menschen sind laut offiziellen Zahlen im Lauf von 9 Monaten ca. 9.700 Menschen (das sind 0,01 %), fortgeschrittenen Alters, meist mit Vorerkrankungen, an oder mit einer gefährlichen Viruserkrankung verstorben. Ist da ein Bundeswehreinsatz im Innern das angezeigte Mittel? Gut, wenn in der Politik regional differenziert vorgegangen wird…

Eine Frage der Verhältnismäßigkeit

Sicher ist ja richtig, an Schutzkonzepten für die besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen zu arbeiten. Sagt etwa auch die Great Barrington Erklärung. – Vielleicht auch mit Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems? – Aber ist es nötig und verhältnismäßig, dafür das gesamte gesellschaftliche Leben stillzulegen, Bürgerrechte aufzuheben?

Wie gesagt, das sind zunächst nur Fragen. Aber in einer Demokratie wie Deutschland darf (s.o.) so gefragt werden.

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Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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