Uwe Wittstock: „Nach der Mitgliedschaft in einer faschistischen Partei wurde nie gefragt“

Interview 1940 ist das dramatischste Jahr der Literaturgeschichte. Journalist und Autor Uwe Wittstock erzählt davon
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2024
Varian Fry (Mitte, mit Brille) vor der Villa Air Bel in Marseille, wo er Verfolgte versteckte, bevor er ihnen zur Flucht verhalf
Varian Fry (Mitte, mit Brille) vor der Villa Air Bel in Marseille, wo er Verfolgte versteckte, bevor er ihnen zur Flucht verhalf

Fotos: Andre Gomes/United States Holocaust Memorial Museum, privat (unten)

Es war eine der größten Fluchtbewegungen in der Geschichte Europas: 1940 überfiel die Wehrmacht Frankreich. Die Nazis waren der geistigen Elite, die sich nach 1933 in dem Land vorerst in Sicherheit gewähnt hatte, auf den Fersen. Viele Intellektuelle saßen am Ende in Marseille fest. Unter ihnen Anna Seghers, Lion Feuchtwanger, Hannah Arendt, Heinrich Mann. Uwe Wittstock fügt in Marseille 1940 – nach seinem Bestseller Februar 33 über die ersten Tage von Hitlers Diktatur – die Einzelschicksale vieler Emigranten zu einer kollektiven Tragödie zusammen. Deren zentrale Figur ist der Amerikaner Varian Fry, der mit seiner Organisation Emergency Rescue Comittee namhaften Intellektellen und Künstlern Ausreise und Flucht ermöglichte.

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