Nikolaus Lelle über Begriff von Arbeit in der NS-Zeit: „Was davon lebt bis heute fort?“

Interview Ist unser Begriff von Arbeit von der NS-Zeit geprägt? Diese Frage untersucht der Philosoph Nikolaus Lelle in seiner Forschung. Im Gespräch erzählt er von seinen Erkenntnissen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2023
Aufs Mitmachen eingeschwört: Angehörige des Reichsarbeitsdienstes (RAD) üben für einen Aufmarsch
Aufs Mitmachen eingeschwört: Angehörige des Reichsarbeitsdienstes (RAD) üben für einen Aufmarsch

Foto: Berliner Verlag/dpa

Hartnäckig hält sich auch 90 Jahre nach der sogenannten Machtergreifung, dass die Deutschen ein besonderes Verhältnis zur Arbeit hätten. Wie diese Ideologie mit Nationalsozalismus und Antisemitismus zusammenhängt und was das für die Gegenwart der Arbeit bedeutet, hat der Philosoph Nikolas Lelle untersucht.

der Freitag: Herr Lelle, wie kamen Sie dazu, sich mit dem Stellenwert von Arbeit in der NS-Ideologie zu befassen?

Nikolas Lelle: Ich habe mich mit Kritischer Theorie beschäftigt und bin schnell zu der Frage gelangt, welche Rolle Ökonomie im Antisemitismus spielt. In der Holocaust-Forschung ist mir eine Lücke aufgefallen: Es gibt kaum Texte zur Rolle von Arbeit. Und das, obwohl „Arbeit macht frei“ über dem Tor von Auschwitz steht