Debatte um Atomausstieg: Mit gespaltener Zunge

Energie Von Christian Lindner bis Markus Söder: In der Politik wird immer heftiger über längere Laufzeiten für Atomkraftwerke debattiert. Das ist nicht nur unredlich. Es ist auch gefährlich
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2022
Beim bayerischen AKW Isar 2 zum Beispiel wurde die 2019 fällige Überprüfung gestrichen, weil Ende 2022 ohnehin Schluss sein sollte
Beim bayerischen AKW Isar 2 zum Beispiel wurde die 2019 fällige Überprüfung gestrichen, weil Ende 2022 ohnehin Schluss sein sollte

Foto: Lukas Barth/Getty Images

Es gibt Dinge, die ändern sich nie. „Die Bürger im Land wollen, dass der Strom aus der Steckdose kommt“, hat schon vor Jahren der brandenburgische SPD-Politiker Christoph Schulze festgestellt. Nur der ehemalige FDP-Vorsitzende Martin Bangemann hat da mal scheinbar widersprochen, aber das war eher ein Sprachunfall: „Es soll uns keiner einreden, das Geld kommt von der Bank und der Strom aus der Steckdose. Das Gegenteil ist der Fall“, sagte Bangemann 1985. Aber auch er hatte eigentlich die FDP-typische Aussage im Sinn, dass der Strom eben gerade nicht mehr aus der Steckdose komme, wenn sich die Anti-AKW-Bewegung durchsetzte und Schluss wäre mit der Kernspalterei.

Der Spruch mit der Dose dient bis heute denjenigen als Propagandamasche, die einem so gewinnt