Johann Wolfgang von Goethe schrieb dereinst: „Des Menschen Seele / Gleicht dem Wasser: / Vom Himmel kommt es, / Zum Himmel steigt es“. Das war sicher romantisch gemeint – rauschende Ströme, die Reinheit, der Schaum und so weiter –, aber diese Worte sind von schneidend unangenehmer und recht unromantischer Aktualität. Denn die Seelen der Menschen gleichen dem Wasser darin, dass sie vergiftet sind.
Verlängerte Zulassung durch die EU-Kommission
Die Rede ist von Glyphosat, dem meistgenutzten Breitbandherbizid, über das es schon seit Jahren erbitterten Streit gibt. Denn nicht nur tötet es verlässlich alles Unkraut ab, es steht auch im Verdacht, Krebs zu erregen. Die Europäische Kommission ließ es trotzdem für weitere zehn Jahre
ropäische Kommission ließ es trotzdem für weitere zehn Jahre in der Landwirtschaft zu. Also sollte es nicht verwunderlich sein, dass sich Glyphosat auch in Seen, Flüssen und Bächen findet, die sind für das Unkrautvernichtungsmittel ja nur einen Regenguss entfernt. Nur, hier wird es seltsam: Aus der Landwirtschaft kann es nicht kommen.Diese Erkenntnis haben wir der Chemikerin Caroline Huhn von der Universität Tübingen zu verdanken. Sie sah sich die Glyphosat-Belastung an rund 70 Messstellen in Deutschland, Luxemburg, Frankreich und Schweden einmal genauer an und stellte fest, dass sie konstant war. Käme es von den Feldern, müsste die Konzentration aber mit den Jahreszeiten schwanken. Und nun ist die große Frage: Woher kommt das Glyphosat in den Gewässern dann?Die Deutsche Bahn versprühte es entlang ihrer Bahngleise, hörte damit aber vergangenes Jahr auf. Die Konzentration im Wasser blieb gleich.Auf öffentlichen Flächen wie Spielplätzen oder Parks wurde Glyphosat großflächig versprüht, seit 2021 ist das aber verboten. Die Konzentration im Wasser blieb gleich.Glyphosat im Wasser, das aus Kläranlagen kommtJa, fällt es denn vom Himmel, um bei Johann Wolfgang von Goethes Worten zu bleiben? Nein, es kommt wohl eher aus der Hölle, also im übertragenen Sinne: aus Kläranlagen. Diese Erkenntnis wiederum ist Silvia Venditti, Abwasserforscherin an der Universität Luxemburg, zu verdanken. Denn sie stellte fest: Aus Kläranlagen fließt viel mehr Glyphosat als in sie hinein.Es muss also irgendwas in ihnen passieren. Manche haben den Klärschlamm in Verdacht, andere glauben, das Glyphosat entsteht dort aus anderen Chemikalien, zum Beispiel aus solchen, die in manchen Waschmitteln vorkommen. Da fragt man sich jetzt zum einen, warum das offenbar niemand kontrolliert, und zum anderen: was da wohl noch so alles entsteht. Neue Lebensformen, Massenvernichtungsmittel, der Schlüssel zur ewigen Jugend? Hat mal jemand nachgesehen?