Keine Angst vor dem F-Wort!

Feminismus Salma Hayek hat betont, sie sei keine Feministin, sie sei nur für Gleichberechtigung. Leider hat sie da etwas grundlegend missverstanden – und damit ist sie nicht allein
Ausgabe 46/2014
Salma Hayek: Schauspielerin und feministin (mit kleinem f)
Salma Hayek: Schauspielerin und feministin (mit kleinem f)

Foto: Jonathan Leibson/Getty Images

Warum löst der Begriff Feminismus bei manchen Frauen immer noch Abwehrreflexe aus, selbst wenn sie sich feministisch engagieren? Schauspielerin Salma Hayek hat gerade eine Auszeichnung der Frauenrechtsorganisation Equality Now entgegengenommen – für die Kampagne Chime for Change, die sie mit gegründet hat und die Frauen und Mädchen in aller Welt unterstützt. Bei dem Festakt stellte sie aber klar: „Ich bin keine Feministin. Wenn Männer das durchmachen müssten, was Frauen heute durchmachen, würde ich für sie ebenso leidenschaftlich kämpfen. Ich glaube an Gleichberechtigung.“

Danke, Salma! Ich hoffe, du hast deinen Preis beim Rausgehen in den Müll geworfen, wo er anscheinend hingehört. Hayek ist, höflich formuliert, verwirrt. Jemand sollte ihr erklären, dass es beim Feminismus genau darum geht: um Gleichberechtigung. Aus Feminismus und Gleichberechtigung einen Gegensatz zu machen ist wie der Versuch, bei einem Rührei Gelb und Weiß wieder zu trennen.

Es geht hier nicht nur um verschiedene Auffassungen von Feminismus. Worum es geht, ist, wie erstaunlich lang sich das Modell „feministin mit kleinem f“ schon hält. Damit meine ich die Art Frau, die nicht uninformiert ist, die sogar oft feministisch redet und handelt, aber dennoch vor dem Begriff Feminismus zurückschreckt, als hätte sie gerade einen Skorpion in ihrem Schuh gefunden. Die Art Frau, die wie Salma Hayek einen Preis dafür entgegennimmt, dass sie anderen Frauen hilft, und die Unverfrorenheit besitzt, bei dieser Gelegenheit zu verkünden, sie sei keine Feministin.

„Taten sagen mehr als Worte“, ließe sich da einwenden: also dass Hayeks wohltätiges Handeln wichtiger sei als das, was sie sagt. Aber wenn sie vor der globalen Medienöffentlichkeit kundtut, dass sie den Feminismus ablehnt, dann ist das auch eine Handlung. Und es ist klassisches Klein-f-Benehmen. Hayek wird für feministisches Engagement ausgezeichnet, und es scheint ihr peinlich, dabei ertappt zu werden.

Ich hatte gehofft, wir wären weiter gekommen seit den Zeiten, da Feminismus als Schimpfwort galt. Doch einige von uns scheinen genau dort wieder gelandet zu sein. Und daher sind Salma Hayeks Worte nicht bloß Geschwätz auf dem roten Teppich, sondern ein Symptom für den speziellen Selbsthass der Klein-f-Feministinnen, der viel zu lang zum Aussterben braucht.

Barbara Ellen ist Kolumnistin des Observer / Übersetzung: Michael Ebmeyer

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Geschrieben von

Barbara Ellen | The Guardian

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