RAF-Roman von Stephanie Bart: Wahnsinn und Größenwahn

Extremismus Stephanie Barts „Erzählung zur Sache“ ist ein Frontbericht aus der Perspektive des Linksradikalismus – und in jeder Hinsicht ein wagemutiger und unwiderstehlicher Roman, der die Konsequenz des Handelns der RAF verständlich macht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 47/2023
Gudrun Ensslin im Gerichtssaal (1968)
Gudrun Ensslin im Gerichtssaal (1968)

Foto: Manfred Rehm/picture alliance/dpa

Wahnsinn droht, wenn man niemanden hat, der einem zuhört, Größenwahn hingegen, wenn einem alle zuhören. So ähnlich steht es in Frank Witzels Roman Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969, der 2015 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Bis vor kurzem war Witzels Roman der letzte gelungene Versuch, die bleierne Zeit zwischen Summer of Love und Deutschem Herbst literarisch zu durchdringen.

Nun hat die Berliner Schriftstellerin Stephanie Bart einen RAF-Roman vorgelegt, der sich an Witzels Achterbahnfahrt durch die Traumata der jungen Bundesrepublik messen lassen kann. Während sich Witzel allerdings spielerisch aus popkultureller Perspektive den ideologischen Grabenkämpfen der Zeit näherte,