Es ist die Rede von gewaltigen Strömen, die es einzudämmen gelte. Als handele es sich um einen über die Ufer tretenden Fluss, der das Land überschwemmt. Nötig seien „neue Sicherungsmaßnahmen“, um dem „Zustrom“ Herr zu werden. Verfolgt man die Debatte über Flüchtlinge, hat man den Eindruck, es handele sich eher um eine Naturkatastrophe als um eine von Menschen verantwortete humanitäre Situation. Kaum ein Artikel, kaum eine Politikerrede, die nicht Naturmetaphern bemühte, um das eigene Gefühl des Ausgeliefertseins zu beschreiben und die Betroffenheitslage einfach um-zukehren: Dann sind plötzlich nicht die Asylsuchenden, sondern Länder und Kommunen in Not, überwältigt von einer „Menschenflut“.
Auch der grüne baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann griff anlässlich des Flüchtlingsgipfels in Stuttgart zu solchen Begrifflichkeiten. Und wie ein echter Deichgraf schultert er sinnbildlich Sandsäcke und lässt entlang von Autobahntrassen Zeltstädte aufbauen. Wie in großen Auffangbecken werden die Flüchtlinge dort konzentriert, um sie dann möglichst schnell in umgekehrter Richtung in ihre Heimatländer zu „kanalisieren“.
Von 9.000 auf 20.000 Plätze werden die Erstaufnahmeeinrichtungen mit der hübschen Abkürzung LEA bis 2016 aufgestockt. Das soll es erleichtern, Asylsuchende „ohne Aufnahmechance“ möglichst schnell wieder abzuschieben. Syrische Bürgerkriegsflüchtlinge dagegen sollen künftig ganz ohne Erstaufnahmeverfahren auf die Kommunen verteilt und den übrigen, Chancenreicheren, möglichst schnell eine Wohnung zugewiesen werden, auf dass diese „Wasser“ den Standort Deutschland befruchten. Auf die in Aussicht gestellte Aufstockung der Mindestwohnfläche von 4,5 auf 7 Quadratmeter pro Person – Letzteres entspricht nach der Tierschutzverordnung der Größe eines mittleren Hundezwingers – werden die Flüchtlinge dagegen noch lange warten müssen.
Tausche sicheres Herkunftsland gegen Einwanderungsgesetz
Um andererseits den Rückgang der Asylbewerberzahlen zu befördern, sind nach Serbien, Mazedonien und Bosnien mittlerweile auch Albanien, Montenegro und das Kosovo als „sichere Herkunftsländer“ im Gespräch. Für sinnvolle und wirkungsvolle Maßnahmen, bekundet Kretschmann, sei er immer offen. Wenn alles nichts hilft, hat der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, die Wiedereinführung der Visumspflicht angeregt. Die Bundesregierung will nun auch mehr Sachleistungen statt Taschengeld.
Dass es um die Auslese von produktiven, für die Wirtschaft brauchbaren Leuten aus dem Flüchtlingsstrom geht, ist nichts Neues und wird nun auch in der SPD ohne Scham diskutiert: Weitere sichere Herkunftsländer im Tausch gegen ein Einwanderungsgesetz, so der Deal. Ein solches Gesetz soll sicherstellen, dass nur noch diejenigen kommen, die man haben will. Für das in die Flüchtlinge investierte Kapital würde am Ende eine Rendite winken. Das Schlimmste an dieser Art von Rede über Flüchtlinge ist aber, dass sie rechte Kräfte mobilisiert. Im sächsischen Freital, berüchtigt für die von einer Minderheit betriebene Hetze gegen Asylbewerber, wurde das Auto eines linken Kommunalpolitikers zerstört. Solche Einschüchterungsaktionen zielen auf die gutgewillte Mehrheit im Land, die die „Naturkatastrophe“ als das wahrnimmt, was sie ist: als Folge von Kriegen und ungerechten Verteilungsverhältnissen.
Kommentare 3
Marode Schulen, zweckentfremdete Turnhallen, überschuldete Kommunen u.v.a. -nicht der Rede wert!
Deutschland mit seiner (kinderlosen) Mutti wird vergöttert!
Und es gibt auch noch einen Buhmann dazu :Orban!
Und ich werd als ausländischer Ehemann im Falle des Todes meiner Frau (wir sind im 8 Lebensjahrzent) in die Ukraine in die Obdachlosigkeit abgeschoben. Grund: wir sind nicht reich, sondern bekommen zur Rente meiner Frau eine Aufstockung/Grundsicherung. Meine Rente in der Ukraine beträgt 40 Euro, bekomme sie aber nicht transferiert. Poroschenko behält sie zu Finanzierung seines Bürgerkrieges ein!
Ja, auch Ausländer hier gibt es solche und solche...
Entweder sprießt ihre Rhetorik vor Sarkasmus, oder Sie meinen es tatsächlich ernst. Sie müssen verzeihen, ohne Mimik und Gestik fällt die Deutung der Sarkasmus Komponenten außerordentlich schwer.
Die Differenzierung ist zu salop.
Es gibt die direkte Verfolgung durch ein Kriegsgeschehen in Heimatland. Es gibt die ideologische Verfolgung Andersdenkender, deren Gedankengut weder Demokratie, noch die Gesellschaft gefährdet.
Ist die Türkei im Krieg mit Kurdestan? Eigentlich nicht. Verfolgen Sie die Kurden? Vermutlich ja. Die unmittelbare Bedrohung sollte nicht so dümmliche in einer Schublade abgetan werden, außerdem kennen Sie Menschen aus dem Ausland, die gut für sich leben können, die gerne ein Leben hinter sich zu lassen, um in den Status eines Flüchtlings zu fallen? Ich denke kaum. Die Frage sollte viel mehr um die Existenz sich drehen, inwieweit dieser Flüchling existieren kann, somit leben.
In Syrien kann man als Teil der Verfolgten natürlich nicht existenziell betrachtet leben. Du kannst auch nicht in Wohnungen aller Ungarn leben, die ja gerne hier und da ihre feuchten Stellen haben, natürlich kann man überleben, aber natürlich nur mit einer plastizierten Würde. Du stirbst qualvoll an einem Aspergillus. Du kannst natürlich draußen dich einquatieren, dann kommen andere Gesundheitsrisiken auf dich zu. Das Problem liegt in der Ignoranz des Denkers selbst. Für viele hier ist laufend Wasser aus dem Hahn selbstredend, das Recht auf einen Schulplatz ebenso, oder auch mal Freischnauze zu reden (ausgelassen von den Konsequenzen.) Du kannst in einen Supermarkt gehen und dir Lebensmittel kaufen, zwar sind Sie nicht mehr so günstig wie früher, aber du existierst, kannst noch existieren. Man muss sich nur mal vorstellen, diese Selbstverständlichkeit für uns sind nicht gegeben. Sozialer Unfrieden mehr der Auslöser für ein Bürgerkrieg, als nur Ablehnung einer Politik. Bosnien und Co sind immer noch recht verkommen was es ihre Standarts angeht, Geld lässt sich nicht aus den Boden stampfen, ebenso wie Strukturen und ein Wirtschaftswesen. Du kannst einen 5 Euro Schein mit einem Ghostwhisperer Blick wie du willst anstarren, es wird nicht mehr Geld. Du musst Straßen bauen (kostet Geld), du musst den Standort des Landes attraktiv machen (kostet Geld), du musst für eine Schulpflicht auch Schulen und Personal haben (kostet Geld). Wir können diese endlose Liste weiterführen. Das Problem ist die wirtschaftliche Manie die sich zentralisiert. Wir haben mehrere Blöcke die in Geld schwimmen, bei den einen kommt weniger unten an, als bei den Anderen, dies sei mal so dahingestellt, aber Fakt ist Geld ist da, aber irgendwie bekommt es nie ein Visum, nie einen Anlass für den Konsum in anderen Ländern. Falls Merkel wirklich helfen möchte, muss man mit der Eu Tyrannen wie in Syrien durch wirtschaftlichen Boykott absetzen, weil sozialer Unfrieden sorgt für Turbolenzen. Man muss die Wirtschaft weniger zentralisieren, jedem soweit etwas abbekommen lassen, damit dieser einen Mindeststandart sich schaffen kann, dieser Standart den anderen dann minimal, oder viel mehr haben, überwiegt nicht den Idealismus des Gefühles ,,Heimat." Denken Sie wirklich die stehen hände Reibend vor den Grenzen und wollen den ,,Big Deal in Germany" machen? Heimat überwiegt. Die haben keine Hintergedanken. Man weiß nichts, absolut rein garnichts, außer ,,Ich will nicht draufgehen!" Das wissen Sie, da Deutschland von unabhängigen Summe an Kapital als Gesamtvermögen sau reich ist, gehen viele Menschen in der Vermutung, dass hier die besten Chancen sind zu ,,leben" hierher. Die Kommunen sind pleite stimmt, die Bildungskatastrophe, die reintegrationskatastrophe, die Zeitarbeitsfirmen, alles richtig, alles schlimm. Die Mengen die an Geld in Deutschland ,,eigentlich" ist sprengt den Rahmen. Haben Sie mal nachgedacht wieso viele Unternehmen gerne hier ihre Produkte verkaufen wollen? Weil man Zahlen vor Augen hat, wie viel an Grobsumme in Deutschland ,,eigentlich" ist. Der ungebildete Mensch aus einem zermürbten Land, hört dann Sagen über das reiche Deutschland. Hat er Internet? Manchmal nicht nein. Hat er ein Buch sich kaufen können? Nicht unbedingt. Also hat er eine Sage vor Augen. Das Problem hier ist wir haben einen Geldfluss wie eine verstopfte Toilette. Es ist da, aber dieses Geld bleibt im Lokus hängen. Die kosten die mehr kommen, sind jene die selbst durch dümmliches denken ausgelöst werden. Man kann wegen multi resistenter Keime eigentlich eine große Reihe an deutschen Krankenhäusern abreißen, danach auf gebrandte Erde setzen, um wirklich alle dieser Keime zu erwischen, tut man es nicht, werden die Versicherten kränker und kränker, belasten die Krankenkassen in Gegenzug um so mehr, obwohl diese Reform eigentlich der Entlastung diente. Ich denke die Existenzmöglichkeit sollte diese Frage sein die wirklich greifen darf, unter dem Präfix des Lebens und nicht des Überlebens, weil Überleben kann ja jeder, auch die widrigsten Umstände, aber so richtig friedlich, unbescholten, leben? Die wirtschaftliche Gleichstellung durch Subvensionen, Investionen des nahen Osten und Afrika würde die Flüchtlingswelle völlig stoppen. Würde Deutschland mit Lichtenstein in Krieg stehen und Lichenstein wirft mit Katapulten die Server auf Berlin und gewinnt die Schlacht, würde Ich vermutlich in den Niederlanden flüchten, aber nur solang bis Ich existenziell betrachtet, wieder in Deutschland meiner Heimat leben kann und nicht nur überleben. Eigentlich könnten die Flüchtlingsfeinde es mal direkt formulieren was Sie wollen: ,,Bitte bleibt bei euch, stirbt in Anstand, ohne uns zu behelligen." Wie würden Sie antworten? Etwa so: ,,Es tut mir leid ihnen Umstände bereitet zu haben, ich werde verseuchtes Wasser trinken, mir Schimmel in der Lunge züchten, werde mit Patriotismus in Herzen draufgehen." *freundlich lächele.* Das passende Wort für dieses Gedankengut ist einfach nur ,,morbide".
Schönen Abend.
@lukas K: Sehr ausführlich und in meine Augen recht naiv Ihre Anwort an mich.
Ich werd mich jetzt gaaaaaanz schlecht fühlen, wenn ich den Wasserhahn mit dem sauberen Wasser aufdrehe...
In Ihren Augen ist Assad der Schuldige. In Ihren westlichen Augen!
Suchen Sie mal den Hauptschuldigen ein Stück weiter hinter dem Ozen. Das ist der , der überall hin seine "Revolutionen", die "blumigen, samtenen, aber allesamt BLUTIGEN" inszeniert. Auch in meiner Heimat Ukraine, wo der Präsident J. ein Gauner war, der jetztige aber ist ein Mörder von US-Gnaden (und EU)!