Ernst Toller sollte Pflichtlektüre in der Schule werden

Rezension Thomas Mann und Max Weber waren von ihm begeistert: Doch der Revolutionär Ernst Toller wurde aus dem westdeutschen Kanon verdrängt. Ernst Pipers Neuauflage von „Eine Jugend in Deutschland“ kann das korrigieren
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2024
Der deutsche Dramatiker Ernst Toller
Der deutsche Dramatiker Ernst Toller

Foto: picture alliance/Associated Press

An der „Verantwortungs-“ und „Gesinnungsethik“ kommt man bis heute schon an deutschen Gymnasien kaum vorbei. In seinem posthumen Klassiker Politik als Beruf umriss der 1920 verstorbene Max Weber mit diesem Begriffspaar die Grundformen politischen Handelns: Die erstere bedenkt etwaige Nebenwirkungen einer Aktion und Agenda, die letztere orientiert sich allein an Vorstellungen von richtig und falsch. Weniger bekannt ist, dass Weber – obwohl es im Text um die Spaltung der Liberalen im Preußischen Verfassungskonflikt der 1860er geht – für den Typus des Gesinnungsethikers ein konkretes Beispiel vor Augen hatte: den Schriftsteller und sozialistischen Revolutionär Ernst Toller, den er 1917 als Studenten in seinen Konversationskreis eingeladen hat