Der Moderator von Hart aber fair Frank Plasberg nahm den Titel seiner Sendung ernst – und stellte freche Fragen. Es waren wohl einige zu viel. Und auch die Auswahl seiner Gäste missfiel einer Reihe von Frauenverbänden (es ging um Gleichstellung). Das übliche Spiel bei Talkshows, der Deutschen größter TV-Hassliebe. Nichts gucken sie hingebungsvoller als das Politgequassel – und nichts würden sie lieber abschalten als Jauch, Will, Maischberger und Plasberg.
Diesmal allerdings haben die Bedenken gegen den WDR-Talker Metternich’sche Qualität. Das Thema „Deutschland im Gleichheitswahn?“ wurde nämlich gelöscht, fast wie bei den Karlsbader Beschlüssen, mit denen man einst die aufkommende demokratische Öffentlichkeit regulieren wollte. In der Mediathek ist die Plasberg-Debatte mit der Netz-Feministin Anne Wizorek und dem bekennenden Chauvi Wolfgang Kubicki nicht mehr zu sehen. Nicht der Rundfunkrat entschied das übrigens, sondern der WDR-Chefredakteur Schönenborn.
Selbstverständlich ist ein solcher Akt der dialektischen Verbotspromotion dämlich. Die Sendung wird ja nun umso mehr geguckt – bei Youtube. Dennoch ist der Ukas auch gefährlich – für Journalisten, Moderatoren und Filmemacher. Der rotzige Plasberg wird durch die Ohrfeige im Schaulaufen der Moderatoren geschwächt, und damit auch sein unerhörter Stil. Dass Hart aber fair nun zum Nachsitzen über „Feminismus“ – in 14 Tagen – verdonnert wurde, sagt alles über redaktionelle Freiheit.
Beim WDR schmort – angeblich wegen einer Formalie – seit einiger Zeit der Film Camp 14 über nordkoreanische Gulags im Archiv. Der Sender hat die Recherche gefördert, das Stück bekam sogar den Grimme-Preis – aber der WDR zeigt die mutige Arbeit des Regisseurs Marc Wiese nicht. Auf solche kritischen, bisweilen radikalen Kollegen zielen Selbstzensur-Aktionen.
Dass sie nicht von einer äußeren Hoheit wie zu Anfang des 19. Jahrhunderts angeordnet werden, sondern durch Chefredakteure von innen im botmäßigen Gehorsam, macht die Sache nicht besser. Es ist ein Signal an Kollegen, bloß nicht zu frech zu werden. Zensur gegen fordernden Journalismus, das lernen wir, funktioniert heute von innen. Das macht Öffentlichkeit umso abhängiger von Clickbaits und dem Geplärr der sozialen Medien draußen.
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