Das Umweltbundesamt hat es Anfang des Jahres nochmals genau analysiert und ausgerechnet: Wenn schon ein Auto, dann bitte ein batterieelektrisches Fahrzeug mittlerer Größe mit moderaten Fahrleistungen. Das ist gegenüber allen Optionen noch die umweltfreundlichste Alternative. Diese Tatsache ist nicht neu und wird beispielsweise von Ländern wie China konsequent umgesetzt. Dort unterstützt der Staat die Hersteller bei Forschung und Entwicklung, baut die Lade-Infrastruktur und formuliert eine Gesetzgebung, die keine Perspektive mehr für Verbrennerfahrzeuge offenlässt. Daran ist nichts Geheimes. Der Architekt dieses Planes ist Professor Wan Gang, ein ehemaliger Audi-Ingenieur aus Ingolstadt, der seine Kollegen in der alten Heimat immer wieder zu motivieren ver
eheimes. Der Architekt dieses Planes ist Professor Wan Gang, ein ehemaliger Audi-Ingenieur aus Ingolstadt, der seine Kollegen in der alten Heimat immer wieder zu motivieren versuchte, gemeinsam diesen Weg zu gehen. Doch in Deutschland bleibt man den E-Fahrzeugen gegenüber skeptisch und setzt lieber auf Verbrennungsmotoren mit deutscher Techniktradition.Aber China ist für die Autoindustrie nicht irgendein Markt. Es ist der weltweit größte Automobilmarkt und trägt fast 40 Prozent zum globalen Pkw-Absatz bei. Das ist beinahe so viel wie USA und Europa zusammen. Und es gibt technologisch gesehen nur eine Richtung: nach oben. Die reinen batterieelektrischen Fahrzeuge machen bereits jetzt knapp 20 Prozent an den Gesamtzulassungen aus. Der Verkauf von Verbrennern geht dagegen ständig zurück, der Jahresabsatz fossiler Fahrzeuge ist gegenüber 2001 um 2,2 Millionen auf 20,4 Millionen gesunken. Auch bei der Produktion ist China die Nummer eins.Jedes zweite E-Auto weltweit wird in China hergestellt. Die chinesische Regierung will nicht nur schnell elektrifizieren, sie hat auch klare Vorstellungen, wer die Fahrzeuge bauen und verkaufen soll: Ihre Vorgabe ist ein Anteil heimischer Hersteller von 80 Prozent. Diese Marke wird tatsächlich auch erreicht, Tesla kommt lediglich auf 13 Prozent. Die restlichen sieben Prozent teilen sich etablierte Hersteller wie Volkswagen, Daimler und BMW oder General Motors. Aber der chinesische Staat denkt weiter und entwickelt auch eine globale Strategie. Im vergangenen Jahr gingen 45 Prozent der aus China exportierten Elektrofahrzeuge nach Europa, über 600.000 Fahrzeuge. Fahrzeuge mit dem Logo MG sind bislang am erfolgreichsten, die ehemals britische Sportwagenmarke gehört dem chinesischen Hersteller SAIC (Shanghai Automobile Industry Corporation).Auf diese Weise haben sich die chinesischen Hersteller zu den größten E-Auto-Produzenten der Welt entwickelt. Ganz vorne dabei: BYD.BYD produziert mittlerweile mehr Autos als TeslaDas Unternehmen mit dem wunderschönen Namen „Build Your Dreams“, das mittlerweile mehr Autos als Tesla produziert, wurde erst 1995 in Shenzen als Zulieferer für Elektronik-Bauteile gegründet. In der Stadt Zhengzhou entsteht gerade unweit von Foxconn, dem iPhone-Hersteller, die größte Autofabrik der Welt. BYD wird in Deutschland bald jeder kennen, denn das Unternehmen hat VW als Hauptsponsor der Fußball-Europameisterschaft im Sommer 2024 abgelöst.BYD dürfte damit der erste globale Autokonzern aus China werden. Im Bereich elektrische Nutzfahrzeuge hat es diese Rolle schon länger inne. Überhaupt werden 98 Prozent aller Elektrobusse in China hergestellt. Im Moment kommen von dort noch relativ teure Fahrzeuge auf den europäischen Markt. Denn hier sind die Kunden noch bereit, höhere Preise zu akzeptieren. Die nach Norwegen exportierten chinesische Fahrzeuge kosten im Schnitt 36.500 Euro und sind damit fast doppelt so teuer wie der chinesische Durchschnittspreis von 22.000 Euro. Dass BYD auch anders kann, zeigt seine Expansion in andere Weltregionen. Nach Südamerika bietet es den „Dophin Mini“ für unter 20.000 US Dollar an, die Auslieferungen in Uruguay haben begonnen und der Verkauf in Brasilien startet Ende des Monats.Die internationale Version des im Heimatmarkt erfolgreichen „BYD Seagull“, ein vollelektrischer Fünftürer, wurde im April letzten Jahres auf der Shanghai Auto Show für umgerechnet 10.200 bis 12.500 US-Dollar vorgestellt. Seitdem hat es sich zum Bestseller von BYD entwickelt, im Jahr 2023 wurden alleine in China 280.217 Einheiten verkauft. Man kann über alle Märkte und Typen hinweg feststellen, dass chinesische Fahrzeuge nur rund zwei Drittel so viel kosten wie vergleichbare deutsche Fabrikate. Für Deutschland scheint das aber alles kein Problem zu sein. Die FDP kämpft in der Bundesregierung gegen E-AutosVW-Chef Oliver Blume sorgte jüngst für Schlagzeilen mit einem Statement in der Zeitschrift Auto Motor und Sport: „Unsere Strategie ist, dass wir die Verbrenner vorerst im Markt lassen, weil sie in vielen Weltregionen sehr beliebt sind“. Auch bei BMW wird weiterhin auf den Verbrenner gesetzt, dieser wird ausdrücklich weiterentwickelt: So bekräftigt der Entwicklungsvorstand von BMW: „Wir müssen ja alles gleichzeitig machen, den Verbrennungsmotor fortentwickeln, das Elektroauto voranbringen und den Wasserstoffantrieb erproben“. Auch Daimler hat sich gerade vom propagierten Ziel, bis 2030 „electric only“ zu werden, verabschiedet. Die E-Autos von Mercedes sind schlicht zu teuer. Das neue Ziel: Statt 100 Prozent nur noch 50 Prozent Elektro- und Hybridanteil bei Neufahrzeugen im Jahr 2030.Die deutschen Hersteller haben daher überhaupt keine Eile, weil das Verbot von Verbrennungsmotoren auf EU-Ebene weiter verschoben wird und zurzeit völlig auf der Kippe zu stehen scheint. Bislang wurde hier tatsächlich nichts entschieden, was gegen die deutschen Interessen ist. In den hiesigen Vorstandsetagen wird vielmehr auf „E-Fuels“ gesetzt. Heißt: Hätte man diesen Kraftstoff, könnte alles so bleiben, wie es ist – und man wäre dennoch klimaneutral. Nur zu blöd, dass es für diesen Treibstoff nicht genug erneuerbare Energien gibt und das für die notwendigen Produktionsmengen viele Jahrzehnte gebraucht würden.Die FDP, die in der Bundesregierung die Verkehrspolitik bestimmt, setzt aber alles daran, dass der jetzige Status quo erhalten bleibt und E-Fahrzeuge keine Option sind. Das Scheitern der Pariser Klimaziele nimmt sie dabei einfach in Kauf. Die Prämien für die Einführung von E-Fahrzeugen wurden gestrichen, die Ausschreibung für die Ladeinfrastrukturen in ein bürokratisches Monster verwandelt, die noch Jahrzehnte für eine Umsetzung brauchen wird, während gleichzeitig Verbrennungsfahrzeuge immer noch steuerlich durch die Ein-Prozent-Regelung bei Dienstwagen oder durch die Subventionierung des Dieseltreibstoffes unterstützt werden.Das alles hilft der Klimapolitik nicht und es konserviert Industrien, deren Verfallsdatum längst eingetreten ist. Die Antwort auf die Frage, wo die deutschen Automobilanbieter ihre teuren und schweren Fahrzeuge eigentlich verkaufen wollen, kennen wohl nur die Hersteller selbst. In Deutschland jedenfalls wird es für deutsche Autos keinen Massenmarkt mehr geben.