Didier Eribon über das Altwerden: „Es ist immer zu früh, das zu entscheiden. Oder zu spät"

Interview Didier Eribon schreibt in seinem jüngsten Buch „Eine Arbeiterin“ über das Leben seiner Mutter und ihr Sterben in einem staatlichen Pflegeheim. Es ist ein Dokument des Haderns, auch mit sich als Sohn. Was muss sich aus seiner Sicht ändern?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 14/2024
Didier Eribon im Interview: „Meine Mutter hinterließ mir nachts aus dem Pflegeheim Nachrichten auf dem AB. Das war ihre Art zu protestieren“
Didier Eribon im Interview: „Meine Mutter hinterließ mir nachts aus dem Pflegeheim Nachrichten auf dem AB. Das war ihre Art zu protestieren“

Foto: Stefanie Füssenich

Der Soziologe Didier Eribon ist sich in seinem neuen Buch treu geblieben. Eine Arbeiterin ist eine autobiografische Reflexion über das Sterben seiner Mutter – und über die Schuldgefühle des Sohnes. Der Stil ist der eines belesenen Bewusstseinsstroms, die Botschaft ein Seufzen. Es ist kein tröstliches Buch, aber ein ehrliches. Jonas Bickelmann traf ihn an einem regnerischen Nachmittag in Berlin, zuvor war Eribon in Leipzig, wo er mit Sandra Hüller im Schauspielhaus las.

der Freitag: Monsieur Eribon, in Ihrem Buch „Rückkehr nach Reims“ beschrieben Sie, wie sich Ihre Familie vom Kommunismus ab- und der extremen Rechten zuwandte. Es wurde in Deutschland teils falsch ausgelegt, sagen Sie.

Didier Eribon: Das Buch kam in Frankreich sieben Jahre fr