Eshkol Nevo: „Ich muss weiter daran festhalten, dass auf der anderen Seite Menschen leben“

Nahost-Konflikt In ihrem Schmerz wenden sich viele in Israel an den Schriftsteller Eshkol Nevo, dessen Buch „Wir haben noch das ganze Leben“ dort so gut wie jeder kennt. Erst nach und nach versteht er, was er ihnen geben kann
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 16/2024
Mit diesem Plakat wurde bei einer Gedenkfeier der am 7. Oktober auf dem Nova-Festival Ermordeten gedacht
Mit diesem Plakat wurde bei einer Gedenkfeier der am 7. Oktober auf dem Nova-Festival Ermordeten gedacht

Foto: Amir Levy/Getty Images

Lange hatte ich gedacht, ich würde Psychologe werden. Aber gegen Ende meines Bachelorstudiums nahm ich an einem Schreib-Workshop teil. Und dort fanden die Gefühle, die jahrelang einen Weg des Ausdrucks gesucht hatten, Worte. Ich schrieb eine Kurzgeschichte. Und noch eine. Plötzlich war mir klar: Entweder studiere ich weiter Psychologie oder ich schreibe ein Buch. Und nach einer schlaflosen Nacht, in der ich – wie meine Mutter es mir beigebracht hatte – eine Tabelle mit Pro- und Contra-Argumenten angefertigt hatte, entschied ich mich, das Gegenteil dessen zu tun, was laut Tabelle zu tun wäre: Um acht Uhr morgens rief ich im Sekretariat des Instituts für Psychologie an und teilte mit, dass ich mich aus dem Masterstudiengang exmatrikulieren möchte.

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