Über das verkrampfte Verhältnis der Deutschen zu ihren jüdischen Mitmenschen

Verzweiflung „Im Großen und Ganzen hat der Deutsche Frieden geschlossen mit sich und dem Juden. Er spielt in seinem Alltag auch keine Rolle.“ Ertappt? Nein? Fein
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2023
Später dann fahren wir zum See Genezareth
Später dann fahren wir zum See Genezareth

Foto: Toni Petraschk/Ostkreuz

Als ich das letzte Mal in Israel war, das war vor 20 Jahren, beziehungsweise als ich danach wieder nach München zog, da stellte ich Folgendes fest: Der Deutsche liebt entweder den Juden oder er mag ihn nicht. Dazwischen findet sich wenig. Er mag seine schöne, traurige Musik, aber lieber noch die fröhlichen Melodien verbrannter Städte, Dörfer, Menschen. Er trägt, in einer etwas späten, aber heute grenzenlosen Liebe, einen Davidstern um den Hals. Als Zeichen und Ausdruck seiner Verbundenheit.

Nicht nur, aber auch, weil er, irgendwo auf dem Dachboden in einem alten Karton in einem noch älteren Koffer, Dokumente einer jüdischen Urururgroßmutter gefunden hat. Zwar väterlicherseits, aber immerhin! Und irgendwie ist der Deutsche froh, dass er,