„Eileen“: Femme fatale trifft graue Maus

Kino Für seine Adaption von Ottessa Moshfeghs Roman „Eileen“ verschränkt der britische Regisseur William Oldroyd kunstvoll sozialen Realismus mit Film-noir-Elementen. Ein gewagter und intensiver – und doch auch verstörender Film
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 50/2023
Jeden Moment ist man darauf gefasst, dass Eileen (Thomasin McKenzie, re.) bitter enttäuscht wird von Rebecca (Anne Hathaway)
Jeden Moment ist man darauf gefasst, dass Eileen (Thomasin McKenzie, re.) bitter enttäuscht wird von Rebecca (Anne Hathaway)

Foto: Jeon Park

Einige Menschen seien eben echte Menschen, wie in einem Film – Menschen, denen man zuschaue, Menschen, die handeln. Sie hingegen gehöre zu den anderen Menschen, die einfach nur da seien und den Raum füllten. Es ist das Gegenteil des seit einiger Zeit in den sozialen Medien gescholtenen „Main Character Syndrome“, das Jim Dunlop (Shea Whigham), Ex-Polizist, Witwer und seitdem starker Alkoholiker, seiner 24-jährigen Tochter Eileen (Thomasin McKenzie) einbläut. Und es scheint tatsächlich, als hätte sich Eileen die Ansicht, sie sei bloß eine Statistin in ihrem Leben, zu eigen gemacht.

Ihr Dasein fristet sie Anfang der 1960er in einer kleinen Stadt in Massachusetts, die von kalten Wintern heimgesucht wird und deren wohl betrüblichster Ort