Honoré Daumier im Städel Museum: Von Bürgern und Birnen

Ausstellung Der Karikaturist und Maler Honoré Daumier kommentierte die Verwandlung der feudalen in eine bourgeoise Herrschaft im 19. Jahrhundert. Seine boshafte Genauigkeit tut heute noch weh, wie im Städel Museum in Frankfurt am Main zu sehen ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2024
„Le Passé – le présent – l’avenir“ (1834) und „La lecture du Charivari“ (1840)
„Le Passé – le présent – l’avenir“ (1834) und „La lecture du Charivari“ (1840)

Foto: Privatsammlung

Honoré Daumier, das war doch dieser geniale französische Karikaturist aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der politische Gestalten seiner Zeit ebenso schonungslos demaskierte wie die Vertreter der neuen bürgerlichen Herrschaft in ihren Justizpalästen, Banken, Kontors und nicht zuletzt im Familienleben. Und hat er nicht die ideale Allegorie der Birne für den „Bürgerkönig“ Louis Philippe erfunden, die wir später bei der langen Regierung des Kleinbürgerkanzlers Helmut Kohl wieder aufnahmen? Hat er nicht. Daumier ging in seinen Birnen-Variationen nur besonders fantasievoll mit einer allgemein populären satirischen Verfremdung um.

Daumier war Chronist und Kritiker der ereignisreichen Verwandlung einer feudalen in eine bourgeoise Herrs