Kapitalismuskritiker Joseph Vogl: „Liberale denken oft, es wird schon alles wieder werden“

Interview Klima, Krieg, Flucht, Pandemie – der Begriff „Krise“ hat sich erledigt, sagt der Kapitalismuskritiker Joseph Vogl. Wieso er zu einem pessimistischen Realismus im 21. Jahrhundert rät, erklärt er hier im Gespräch mit Jakob Augstein
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2023
Joseph Vogl am 22. Mai 2023 im Literaturhaus Berlin
Joseph Vogl am 22. Mai 2023 im Literaturhaus Berlin

Foto: Philipp Plum für der Freitag

Ein Begriff geistert durch die Feuilletons: Polykrise. Die eine Schieflage ist noch nicht gemeistert, da kündigt sich die nächste an. Erst der Finanzcrash 2008, dann der Syrien-Krieg, vor dem viele Menschen nach Europa flüchteten. Auch die Pandemie war noch nicht beendet, da marschierte Russland in die Ukraine ein. Wie entkommen wir dem Teufelskreis, wo eine Katastrophe die nächste jagt? Joseph Vogl spricht mit Jakob Augstein über eine Welt im Dauerstress.

Jakob Augstein: Lieber Joseph Vogl, im „Spiegel“ wurde über einen 19-jährigen Aktivisten von Fridays for Future berichtet, der sagt: „Wir wollen einfach in einer Gesellschaft leben, in der nicht ständig eine Krise auf die andere folgt.“ Was würden Sie dem jungen Mann sag