„Tausend Aufbrüche“ von Christina Morina: Die Wucht zweier Pappkartons

Geschichte Noch in den letzten Monaten der DDR gab es zahllose Ideen für demokratische Teilhabe. Im Westen sah es damals nicht anders aus. Christina Morina zeigt, wie uns diese unterschiedlichen Auffassungen von Demokratie noch heute prägen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2023
Die tausend Aufbrüche nach der friedlichen Revolution wurden abgewürgt, sie kehren nun wieder als Farce
Die tausend Aufbrüche nach der friedlichen Revolution wurden abgewürgt, sie kehren nun wieder als Farce

Foto: Dirk Eisermann/laif

Ihren Roman Kindheitsmuster hat die ostdeutsche Schriftstellerin Christa Wolf mit einem viel zitierten Satz von William Faulkner begonnen: „Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen.“ Er könnte auch am Anfang des Buches Tausend Aufbrüche der Historikerin Christina Morina stehen. Denn letztlich geht es darin um die Frage, wie viel Vergangenes in den heutigen politischen Spannungen zwischen Ost und West in Deutschland steckt.

Aber Morina beginnt nicht mit einem abstrakten, klugen und etwas paradoxen Merksatz, sondern mit einer Anekdote, mit zwei Pappkartons, die eine „freundliche Archivarin“ im Haus der Demokratie in Leipzig ihr „zuletzt“ noch bringt, voll von Entwürfen für demokratische Gestaltungen und Initiativen