Ursprünglich wollte er erreichen, dass Vermögende viel stärker besteuert werden. Vor der Bundestagswahl 2021 hat sich Ralph Suikat nicht nur als reich geoutet, sondern einen bemerkenswerten Appell an Union, SPD, Grüne und FDP gerichtet: Sie sollten ernst nehmen, dass es verantwortungsbewusste Millionäre gebe, „die selbst gern Privilegien aufgeben, damit es anderen besser geht“. Erhört wurden der Karlsruher und seine Mitstreiter:innen nicht. Jetzt hat er an der Seite von Sahra Wagenknecht einen neuen Weg eingeschlagen: Er wird nicht nur Teil der künftigen Partei, sondern ist auch fürs liebe Geld zuständig. Denn davon versteht er einiges.
Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätten die Vermögenden der Initiative taxmen
ive taxmenow.eu mehr Resonanz gefunden mit ihrem Aufruf. „Ein Prozent der Bevölkerung besitzt nach Schätzungen 35 Prozent des Vermögens in Deutschland, vierzig Prozent haben keinerlei Rücklagen“, schrieben sie im Juni 2021. Und weiter: „Wir sind Vermögende und setzen uns für eine höhere Besteuerung von Vermögen ein, um mehr Chancen, Teilhabe und Zukunftsinvestitionen für alle zu ermöglichen.“ Damals kritisierte Suikat in diversen Interviews die finanzielle Schieflage in der Gesellschaft und speziell die Kampagne der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft gegen eine Vermögenssteuer.Das Fass zum Überlaufen bringt für ihn eine Fotomontage, die die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock als Moses mit den Steintafeln zeigt, eines der zehn Gebote lautet: „Du darfst deine Arbeitsverhältnisse nicht frei aushandeln“, ein anderes: „Du darfst noch weniger von deinem Geld behalten, obwohl du jetzt schon hohe Steuern zahlst.“ Für Suikat war das ein krasses Beispiel dafür, „wie eine sehr mächtige Lobby von Reichen erfolgreich Stimmung (...) macht“.Bei den etablierten Parteien hat seine Anregung nicht gefruchtet. Deshalb sitzt er am Montag dieser Woche im vollen Saal der Bundespressekonferenz in Berlin. Wagenknecht stellt ihn als Schatzmeister des Vereins vor, der seinen Sitz in Karlsruhe hat und eine Parteigründung im Januar vorbereiten soll. Suikat bemüht ein dänisches Sprichwort, dem zufolge „der größte Schritt der durch die Tür“ ist. Er hat schon mehrere solcher Schritte erfolgreich hinter sich gebracht.Ralph Suikat will den Mittelstand stärkenAufgewachsen ist „der badische Vorzeigereiche“, wie ihn seine Heimatzeitung Badische Neueste Nachrichten nennt, in der Karlsruher Südweststadt, als Sohn einer Beamtenfamilie. Abitur, Studium, mit 28 gründete er noch vor der Diplomierung als Verwaltungswirt ein eigenes Unternehmen mit einer neu entwickelten Software für Kanzleien und Insolvenzverwalter. Sein Büro unterhielt er in der eigenen Wohnung, fuhr einen gebrauchten Audi 100 Diesel, das Einkommensziel lag bei 10.000 Mark im Monat, „um ein sorgenfreies Leben zu führen“, so beschreibt er es, gefragt nach seinem Lebensstil damals. Als der geschäftliche Erfolg kam, leaste die Firma zwei Porsche Cayenne Turbo – „das fand ich damals völlig normal, heute ist das kein Punkt, auf den ich stolz bin“.Worauf der verwitwete Vater zweier Kinder heute stolz sein kann? Er hat sein Unternehmen verkauft, unterstützt als „Business Angel“ erfolgversprechende Innovationen, will als „Impact Investor“ andere Vermögende animieren, ihr Geld sinnvoll anzulegen. Er sei fest davon überzeugt, sagt er, „dass wir die Herausforderungen der Zukunft meistern können“. Im Angebot ist Aufklärung gegen Greenwashing, aber auch zu satten Renditen „mit grünen Spezialwerten“. Die Wirtschaftspolitik der Ampel bereitet ihm „ernsthaft Sorge“, weil es „zu wenig Impulse für die Menschen gibt, die wirtschaftlich am Ende der Gesellschaft stehen“.Eins der zentralen Ziele, um gegenzusteuern, ist im Grundsatz schnell erklärt, dürfte ihm aber noch viel Kopfzerbrechen bereiten. Prinzipiell kommen die Vermögenssteuerpläne griffig daher: „Wer sich mit der Welt der Reichen und Superreichen beschäftigt, sieht schnell, dass es grobe Missstände gibt“, etwa weil Jeff Bezos und Elon Musk bei dreistelligen Milliardenvermögen Steuererleichterungen bekämen. Ganz so schlimm sei es „in Deutschland nicht, aber wir haben trotzdem im oberen Bereich viele Menschen, die eine niedrigere Durchschnittsversteuerung haben als viele Bürger, die mit ihrer Hände Arbeit ihr Geld verdienen“. Gegenwind ist sicher, wenn Wahlkämpfe anstehen und Konkretes zur Vermögensbesteuerung verlangt wird. Der Mittelstand solle durch die Pläne gestärkt statt belastet werden, sagt Suikat. Dass ihm der Mittelstand das abnimmt, ist recht unwahrscheinlich.Jetzt schon Ärger hat Suikat ausgerechnet mit seiner Initiative taxmenow.eu. Die veröffentlichte auf ihrer Internetseite gerade eine Stellungnahme: Das parteipolitische Engagement des Mitbegründers sei „für uns überraschend“ gekommen, die Initiative sei aber „weltanschaulich und parteipolitisch neutral“, mit Mitgliedern aus dem gesamten demokratischen politischen Spektrum: „Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir keine Anfragen zu Ralph Suikat und seiner parteipolitischen Aktivität beantworten können.“