Penne am See

Gleichheit Hat Manuela Schwesig das Leitmotiv der SPD-Bildungspolitik verraten, weil ihr Kind eine Privatschule besucht?
Ausgabe 37/2017
Schulwahl ist Privatsache. Das gilt auch für Manuela Schwesig
Schulwahl ist Privatsache. Das gilt auch für Manuela Schwesig

Foto: Seeliger/Imago

Manuela Schwesig, Frontfrau der SPD und Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns, schickt ihren Sohn auf eine Privatschule. Was jetzt alle skandalös finden. Nur am Rande: Skandalös ist zuallererst, dass die Meldung öffentlich wurde. Schulwahl ist Privatsache. Man will sich nicht vorstellen, wie Presseleute derzeit die Sekretärin der Schule mit doofen Anrufen in den Wahnsinn treiben.

Lieber mal grob anrecherchieren. Was ist das für eine ominöse „internationale Privatschule“? Klingt schon so überkandidelt, solche Schulen stehen aber in Deutschland ebenso unter Aufsicht des Staates wie staatliche. Im Netz findet sich ein bilinguales Gymnasium, direkt am Schweriner See. Hübsch. Für Schwesigs Sohn angeblich fußläufig zu erreichen. Zum Angebot zählt eine berufliche Qualifizierung in der Oberstufe. Was vernünftig klingt, nicht elitär.

200 Euro Gebühren kostet die Schule monatlich. Oha. Für Eltern, die sich das nicht leisten können, gibt es ein Patenschaftsprogramm. Nicht gut. Es ist ein Wohlfahrtskonzept, das unangenehm an die USA erinnert und das gerade will die SPD doch wohl nicht: ein Charity-Deutschland, in dem arme Kinder von Gönnern gesponsert werden. Gebühren verlangen evangelische Schulen in privater Trägerschaft ja auch. Sie werden aber in der Regel prozentual zum Elterneinkommen veranschlagt. Besser so.

Schwesig zugutehalten muss man, dass es sich um eine geschlossene Ganztagssschule zu handeln scheint, mit ganztägigem Lernangebot; Lernen und Freizeit wechseln sich ab. Das ist genau das, was die SPD propagiert: den Ausbau von Ganztagsschulen.

Die SPD propagiert aber auch das gemeinsame Lernen bis zur sechsten Klasse, um zu frühe soziale Selektion zu vermeiden. In Berlin hat man aber die unsinnige Lösung durchgesetzt, dass Eltern ihr Kind wahlweise ab Klasse 4 auf ein Gymnasium bringen können, sofern die Noten sehr gut sind. Dazu kommt ein Aufnahmetest. Weil es jedes Jahr zu wenige Schulplätze gibt, haben sehr gute Schüler also zwei Chancen, sich eine Kiezschule zu sichern. Wer Pech hat, muss später quer durch die Stadt gondeln und kennt an der neuen Schule womöglich kein Schwein. Der Nervenkitzel fängt deshalb schon ab Klasse 3 an. Dann geht das Gymnasiumsmonopoly los. Das hat Frau Schwesig ihrem Kind erspart. Die Schweriner Privatschule startet ab Klasse 5, und Noten sind nicht das Wichtigste, steht im Konzept.

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Geschrieben von

Katharina Schmitz

Redakteurin „Kultur“, Schwerpunkt „Literatur“

Katharina Schmitz studierte Neuere Geschichte, Osteuropäische Geschichte, Politikwissenschaften, Vergleichende Literaturwissenschaften und kurz auch Germanistik und Romanistik in Bonn. Sie volontierte beim Kölner Drittsendeanbieter center tv und arbeitete hier für diverse TV-Politikformate. Es folgte ein Abstecher in die politische Kommunikation und in eine Berliner Unternehmensberatung als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ab 2010 arbeitete sie als freie Autorin für Zeit Online, Brigitte, Berliner Zeitung und den Freitag. Ihre Kolumne „Die Helikoptermutter“ erschien bis 2019 monatlich beim Freitag. Seit 2017 ist sie hier feste Kulturredakteurin mit Schwerpunkt Literatur und Gesellschaft.

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