„Das rote Buch der Abschiede“ von Pirkko Saisio: Finnische Tochter ihrer Klasse

Roman Pirkko Saisio wurde in eine Arbeiterfamilie geboren, entfernte sich aber immer weiter von ihrem Herkunftsmilieu: „Das rote Buch der Abschiede“ bildet den Abschluss ihrer autofiktionalen Trilogie. Eine Begegnung mit der Autorin
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2023
Nach den Lockenwicklern griff sie zur Küchenschere und staunte: „Ihr Schädel ist groß und kantig, befreit und absolut modern.“
Nach den Lockenwicklern griff sie zur Küchenschere und staunte: „Ihr Schädel ist groß und kantig, befreit und absolut modern.“

Foto: Henri Vogt für der Freitag

Och, die Zeit. Pirkko Saisio schaut über den weiten Senatsplatz von Helsinki, Touristengruppen folgen Menschen mit Wimpeln an Teleskopstangen, Familien flanieren in Kleidung, die auch im Mittelgebirge nützlich sein soll, über allem grelle Frühsommersonne im tiefblauen Himmel. Saisio erzählt, wie sie weiter vorn, wo die Einkaufsstraße beginnt, im Winter einmal stürzte. Ihr rollten die wenigen Dinge, die sie sich leisten konnte über Eis und Schnee, sie war umgeknickt, ausgerutscht.

Vor Jahrzehnten war das, Finnland musste sich noch mit der Sowjetunion arrangieren, die Sache mit dem Kommunismus hatte für einige erheblichen Reiz, aber das Land schaute auch gerne nach Westen. Die breite Treppe war damals genauso weiß wie heute, Alexander II. stan