Sonst für einen ausgeprägten Zweckoptimismus bekannt, zeichnet nun auch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (iW) gegen Ende des Jahres ein ernüchterndes Bild vom Zustand der deutschen Wirtschaft und den Konjunkturaussichten 2015. Die übliche Herbst-Umfrage unter etwa 2.900 Unternehmen spiegelt die Wachstumsbrüche des fast vergangenen Jahres.
Die meisten Firmen wollen lieber keine Wette auf die Zukunft abschließen und halten sich in ihren Erwartungen bedeckt. Für das kommende Jahr rechnen nur noch 31 Prozent von ihnen mit einem realen Produktionszuwachs, bei der Frühjahrsumfrage des iW waren es noch deutlich mehr – immerhin 53 Prozent. Dieses Bild lässt sich auch durch die Ausfuhraussichten nicht sonderlich aufhellen. Nur noch 24 Prozent der befragten Unternehmen rechnen für 2015 damit, mehr im Ausland verkaufen zu können – vor sechs Monaten teilten diese Erwartung noch 34 Prozent. 18 statt acht Prozent rechnen mit einem Rückgang.
Auch die Bundesregierung konnte die flaue Stimmung nicht länger ignorieren und musste sich gleichfalls korrigieren. Sie hält für 2104 statt der erwarteten 1,8 Prozent nur noch ein Plus von 1,2 Prozent für realistisch. Im kommenden Jahr soll die gesamte Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent steigen. Die von Kanzlerin Merkel erhofften 2,0 Prozent sind passé.
Die mit der Schuldenbremse oktroyierte Investitionsbremse für öffentliche Ausgabe lässt grüßen. Wären da nicht der bisher noch lebhafte private Konsum und die zu erwartende Kauflaune in der Vorweihnachtszeit, käme der Binnenmarkt als weitere Konjunkturbremse in Betracht. So aber kompensiert er in Maßen, was die Außenmärkte schuldig bleiben.
Sanktionsopfer Ostdeutschland
Was sich nun verstärkt bemerkbar macht, sind die labilen weltökonomischen Rahmenbedingungen. Die Rezession im Euroraum wirft ihre Schatten mehr denn je auf die deutsche Ökonomie.
Unter den EU-Sanktionen gegen Russland leiden besonders ostdeutsche Unternehmen, die es sich angelegen sein ließen, aus DDR-Zeiten übernommene Kontakte Richtung Osten gerade im zurückliegenden Jahrzehnt zu reaktivieren und dies als Standort- und Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Jetzt rechnen nur noch 15 Prozent der Firmen im produzierenden Gewerbe Ostdeutschlands für 2015 mit einem Zuwachs bei den Ausfuhren.
Erstmals beklagen die Analytiker des iW mit ungewohnt deutlichen Worten, dass man im Augenblick – von China einmal abgesehen – nicht mehr viel von Schwellenländern wie Indien, Südafrika, Brasilien oder Argentinien erwarten kann. Deren Dynamik sei vorerst erschöpft und beeinträchtige die deutschen Exportperspektiven, worunter insgesamt das Investitionsklima leide.
Da erscheint es nur logisch, dass die Kölner Wirtschaftsforscher dem Beispiel der Bundesregierung, des ifo-Instituts München oder des Internationalen Währungsfonds (IWF) folgen und ihre Konjunkturprognose maßvoll, aber erkennbar senken: Für 2014 wie auch 2015 erwarte man nur noch einen Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von jeweils 1¼ Prozent. Freilich sei kein solches Abkippen der Konjunktur zu erwarten, dass der vorherrschende Trend in eine Rezession münde.
Eher Beschäftigungsabbau
Wer das glaubt, der werde selig – allein beim Gros der Euro-Staaten als den Haupthandelspartnern deutscher Firmen fehlt schlicht das Geld um hochwertige Import-Pprodukte in einem Umfang zu erwerben, dass auf konjunkturfördernde Wirkung zu hoffen wäre.
Davon wird der Arbeitsmarkt nicht verschont bleiben, so dass die Marke von derzeit gut 43 Millionen Beschäftigten kaum zu halten sein dürfte. Für 2015 planen nur noch 23,5 Prozent der Unternehmen in Deutschland mit einem Plus bei der Mitarbeiterzahl – gut 22 Prozent halten mögliche Entlassungen für unausweichlich (bei der Frühjahrsumfrage waren es noch 14 Prozent). Diese Zahlen scheinen auch eine Reaktion darauf zu sein, dass mit Werkverträgen und Zeitarbeit nicht mehr so operiert werden kann, wie man das seit Vorlage der „Agenda 2010“ gewohnt war.
Gedrängt von den Gewerkschaften und der Opposition aus Grünen und Linken hat sich die Bundesregierung hier zu mehr Regulierung durchringen müssen.
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