Die besten Seuchenfilme für das Heimkino

Film und Kino Seuchen, Epidemien, Pandemien, Chemieunfälle. Wir können kaum noch raus. Hier sind die besten Seuchenfilme für das Heimkino unter „Hausarrest“.

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Zwischen krank-absurdem Splatterklamauk, anspruchsvollem Wissenschaftskino und Literaturverfilmung. Wir werden mehr oder weniger gut unterhalten, lernen teilweise sogar etwas, können im besten Fall Gesellschafts- Zivilisations- und Wirtschaftskritik üben und erkennen, dass es uns noch verhältnismäßig gut geht.

Außer Konkurrenz: ZOMBIE (DAWN OF THE DEAD)

USA, Italien 1978, deutsche Fassung, 35mm, mit Ken Foree, David Emge, Gaylen Ross, Scott Reiniger und Tom Savini

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Außer Konkurrenz, denn wir sehen den ersten modernen Zombiefilm. Die Seuchenopfer sind hier wiederauferstandene Tote, die zu Kannibalen werden. Also ist der Film übernatürlich, beschreibt allerdings hervorragend den Verlauf und die Folgen einer Pandemie für Gesellschaft, Grundversorgung und Wirtschaft.
Eine erschöpfte Frau lehnt nach einer Panikattacke an einer roten Wand, bevor sie von einem Kollegen aus der Starre gerüttelt wird. Wir sind in einem Fernsehstudio, in dem ein Interview geführt wird und Chaos herrscht. Danach werden wir Zeugen einer Polizeiaktion gegen eine Gangsterbande, bei der lebende Tote aus Wohnungen kommen und sich bei ihren Familienangehörigen durchbeißen. Die Welt ist im Chaos. Die Gesellschaft und Zivilisation scheinen am Ende zu sein, als die Leichen aus der Totenruhe zurückkehren und über die Lebenden herfallen. Die Frau vom Anfang und ihr Freund, ein Hubschrauberpilot, sowie zwei Polizisten klauen den Hubschrauber des Fernsehsenders und flüchten. Ihre Flucht führt sie in ein riesiges Einkaufszentrum außerhalb der Stadt, wo sie einige Zeit leben, bevor das Einkaufszentrum von einer plündernden Bande überfallen wird.
Der 2017 verstorbene George A. Romero ist der Erfinder des politischen Horror- und Thrillerfilms und zeigt uns den bis dahin kompromisslosesten und radikalsten Horrorfilm der Filmgeschichte und prägte spätestens mit diesem Film das moderne Zombiefilm-Genre. Nicht zum ersten Mal nutzt er das Horrorkino als Mittel der Gesellschafts- und Zivilisationskritik. Die Untoten sind eine Laune der Natur, die ihren Instinkten folgen. Die wahren Monster sind die Menschen, denen es meistens an Solidarität und auch Intelligenz mangelt und die sich selbst und gegenseitig ausrotten. DAWN OF THE DEAD ist auch eine Satire über die amerikanische Lebensart und Waffenfetischismus und das menschliche Konsumverhalten. Die Toten erinnern sich an ihr früheres Leben und kehren an die Orte ihrer früheren Einkaufserlebnisse zurück. Die Bewohner des Einkaufszentrums schalten erst einmal alle Energieanlagen von der Musikanlage bis zum Springbrunnen an, da ja genug Energie vorhanden ist und die Kernkraftwerke automatisch laufen. Die marodierenden Plünderer erschrecken mit Gewalt und Zerstörungswut.
Grundsätzlich gibt es eine US-Version von Regisseur Romero und eine kürzere Euro-Fassung von Co-Produzent Dario Argento mit eigener Filmmusik. Von beiden Filmversionen gibt es wieder unterschiedliche Fassungen, die wegen Forderungen nationaler Zensurbehörden mehr oder weniger gekürzt sind. In Deutschland war der Film wegen gewaltverherrlichender Aktionen gegen Menschen bzw. menschenähnliche Wesen bis letztes Jahr bundesweit beschlagnahmt; die Aufführung und der Vertrieb sind Straftaten. Dabei ist die Gewalt in diesem Film alles Andere als herrlich und die Beschlagnahmung ist eine Absurdität. In anderen legal erhältlichen Filmen und sogar in der Fernsehserie THE WALKING DEAD (na ja, in den frühen Staffeln, heute ist es nur noch langweilig …) sind Gewaltaktionen zu sehen, die mindestens so schlimm sind wie die nicht herrliche Gewalt in DAWN OF THE DEAD.
2017 sah ich erstmals die gekürzte deutsche Kinofassung auf der Leinwand; das Frankfurter Studentenkino Pupille zeigte ihn als Ergänzung einer Romero-Retro des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt wenige Wochen nach George A. Romeros Tod.

10. SARS WARS (alias BANGKOK ZOMBIE CRISIS, Khun krabii hiiroh, ขุนกระบี่ผีระบาด)

Thailand 2004, von Taweewat Wantha

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Eine Stechfliege – ausnahmsweise keine Fledermaus … - überträgt eine tödliche Seuche von Afrika nach Bangkok. Dort verwandelt das Virus die Opfer in blutrünstige Zombie-ähnliche Monster. Parallel dazu erhält ein kampferprobter Privatdetektiv den Auftrag, zusammen mit seinem Meister eine entführte Millionärstochter zu befreien. In einem Mietshaus kollidieren beide Handlungslinien. Eine mit dem Virus infizierte und sehr schlecht animierte Riesen-Monsterschlange erledigt den Rest. Als Geheimwaffe haben die Guten eine Art Billig-Laserschwert, bei dem aber die Batterien nicht lange halten. Der Film ist nach Ausbruch der damaligen SARS-Epidemie recht billig und auch schamlos gemacht. Die Tricks sind auf Bildschirmschoner-Niveau. Die Handlung ist sehr albern. Aber die Sorglosigkeit und die aufgedrehten Schauspieler sind insgesamt sehr unterhaltsam und so fegt SARS WARS den spannenden aber sehr konventionell inszenierten OUTBREAK aus der Liste.

9. DIE HAMBURGER KRANKHEIT

Deutschland, Frankreich 1979, von Peter Fleischmann, mit Carline Seiser, Helmut Griem, Fernando Arrabal, Ulrich Wildgruber, Tilo Prückner, Rainer Langhans

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In Hamburg bricht eine unbekannte Krankheit aus, bei der die Sterbenden sich in eine Fötus-ähnliche Körperhaltung verkrümmen. Ursprung und Übertragung sind unbekannt. Alle Kontaktpersonen kommen in Quarantäne und es kommt zu Unruhen. Die Menschen flüchten aus der Stadt und verbreiten die Krankheit. Flächendeckende Impfungen verursachen weitere Verschlimmerungen. Der Science-Fiction-Film wird auch genutzt, um die politische Stimmung des deutschen Herbstes mit zahlreichen Metaphern zu transportieren. Der spröde Inszenierungsstil ist nicht immer ansprechend. Die überwiegend sehr guten Darsteller*innen und die Filmmusik von Jean Michel Jarre heben die Qualität aber an. In Neben- und Statistenrollen sehen wir u.A. den damals bekannten Wissenschaftsjournalisten Peter von Zahn als Kommunalpolitiker, den Politaktivisten Rainer Langhans (Kommune 1) als Wohnwagenlieferanten und die transsexuelle Schauspielerin Romy Haag als Partyluder.

8. CONTAGION

USA 2011, von Steven Spderbergh, mit Laurence Fishburne, Jennifer Ehle, Matt Damon, Marion Cotillard, Kate Winslet, Jude Law, Anna Jacoby-Heron und Gwyneth Paltrow

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Die Geschäftsfrau Beth Emhof kehrt mit Fieber und Erkältungssymptomen von einer Geschäftsreise aus Hong Kong in die USA zurück. Bei einem Zwischenstopp trifft sie sich vor der Heimreise zu ihrer Familie mit ihrem Jugendfreund zu einem sexuellen Abenteuer. Einen Tag später kollabiert sie und stirbt im Krankenhaus. Kurz darauf stirbt der der Sohn. Das mutierte Grippevirus ist hochansteckend und entwickelt sich zu einer weltweiten Epidemie mit Mangelzuständen und Hamsterkäufen. Tag 18: Es kommt zu Plünderungen und Bürgerkriegs-ähnlichen Zuständen. Tag 135 (oder so ähnlich): Ein Impfstoff ist entwickelt, steht aber noch nicht für Alle zur Verfügung. Die Reihenfolge wird nach Geburtstagen ausgelost. Zum Schluss sind nur in den USA 2 ½ Millionen Menschen tot, was der weltweiten Quote der Spanischen Grippe vor ca. 100 Jahren entspricht. Der distanzierte Erzählstil ist analytisch, wissenschaftlich und spannend und schildert auch glaubhaft die Schicksale der betroffenen Menschen, ohne kitschig oder pathetisch zu werden. Und es wird ein kritischer Blick auf das gewinnorientierte unterversorgte US-amerikanische Gesundheitssystem sowie auf das Verhalten von Krisengewinnern geworfen. Zum Schluss sehen wir Tag 1: Aus einem gerodeten Wald flieht ein Fledermausschwarm. Eine Fledermaus frisst eine Banane und lässt ein Stück in einen Schweinestall fallen, wo es eine Wutz auffrisst. Das arme Schwein wird zur Schlachtung ausgesucht und in einem Luxushotel von einem Koch mit mangelndem Hygienebewusstsein zubereitet, der zwischenzeitlich seine Gäste – u.A. Beth Emhof – begrüßt. Sehr beunruhigend und glaubwürdig.

7. [REC]

Spanien 2007, von Jaume Balagueró und Paco Plaza, mit Manuela Velasco, Ferran Terraza, Pablo Rosso, Vincente Gil, David Vert, Javier Botet

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Das Fernsehteam einer Dokureihe begleitet in Barcelona eine Feuerwehrtruppe eine Nacht lang bei der Arbeit. Bei einem Einsatz in einem Mietshaus stoßen die Einsatzkräfte auf eine bultüberströmte Frau, die Polizei und Feuerwehr attackiert und beißt. Das Virus, mit dem sie infinziert ist, breitet sich unter Bewohnern*innen und Einsatzkräften aus. Das Haus wird unter Quarantäne gestellt und das Fernsehteam ist mittendrin. Es soll nicht gespoilert werden, aber es gibt bei der Auflösung einen deutlichen Seitenhieb gegen das Fehlverhalten der katholischen Kirche.
Die gesamte Filmhandlung besteht konsequent aus „Live“-Aufnahmen der Fernsehkamara und das ist sehr gelungen und richtig spannend. Der Film lief sogar kurz in den deutschen Kinos. Kurze Zeit später gab es ein schwaches US-Remake.

6. PLANET TERROR

USA 2007, von Robert Rodriguez, mit Rose McGowan, Freddy Rodriguez, Marley Shelton, Josh Brolin, Michael Biehn, Jeff Fahey, Naveen Andrews, Michael Parks, Tom Savini und Bruce Willis

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US-Soldaten sind mit einem biologischen Kampfstoff kontaminiert und bringen ihn aus dem Afghanistan-Einsatz mit. In einer US-Kleinstadt wird das Giftgas freigesetzt und verseucht die Bevölkerung, die zu Zombie-ähnlichen Kreaturen mit fiesem Ausschlag mutieren und ihre Opfer töten und teilweise auffressen. Erotik-Tänzerin Cherry Darling will die Stadt verlassen und sie wird überfallen und das Bein wird ihr abgebissen. Die Überlebenden kämpfen sich mit verschiedenen Methoden den Weg frei. Dabei bekommt Cherry Darling nacheinander ein Tischbein und eine Maschinenpistole als Prothese installiert.
Der Film orientiert sich an den Schmuddelfilmen der 70er Jahre und sieht aus, wie aus dem Keller eines alten Bahnhofskinos geborgen; es wurden sogar künstliche Bildstörungen, Kratzer und Filmrisse eingebaut, was aufmerksames Publikum an einigen Stellen erkennt. Der Film ist sehr schmutzig, sehr blutig, sehr matschig, absolut geisteskrank und sehr lustig. Schüsse verursachen übergroße Wunden und Blut, Eiter und Schleim fließen in Strömen. Bei einer Szene mit Kultregisseur Quentin Tarantino als sadistischem Soldaten, der die Frauen in der Militärbasis vergewaltigen will, bleibt einem das Lachen im Hals stecken; immerhin wurde der Film von den Weinstein-Brüdern co-produziert.

5. DER OMEGA-MANN (THE OMEGA MAN)

USA 1971, von Boris Sagal, mit Charlton Heston, Anthony Zerbe, Rosalind Cash, Eric Laneuville, Lincoln Kilpatrick, Paul Coslo

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Ein Mann fährt mit dem Auto durch die menschenleere Stadt. Erst nach mehreren Minuten fällt auf, dass die Straßen vermüllt sind und an einigen Stellen verwitterte Leichen liegen. In Rückblenden sehen wir Szenen und Auswirkungen des dritten Weltkrieges, der um Resourcen und territoriale Interessen geführt wird; fast die gesamte Menschheit wurde ausgerottet und die wenigen Überlebenden sind überwiegend entstellte und lichtscheue Mutanten, die sich in einer psychotischen und destruktiven Sekte namens „Die Familie“ zusammen schließen und Jagd auf unseren Hauptcharakter machen. Der Mann vom Anfang – der Biologe Robert Neville – entwickelte einen Impfstoff, der aber nicht mehr rechtzeitig verbreitet konnte, und ist dadurch immun. Sein größtes Problem sind die Vereinsamung und Isolation, die er mit Selbsgesprächen zu bewältigen versucht. Später trifft Neville einige Leute, die noch nicht infiziert sind. Er versucht, den Impfstoff zu reproduzieren. Es soll aber kein gutes Ende nehmen.
Der sehr bedrückende und nihilistische Film ist die zweite von drei Verfilmungen des Romans „Ich bin Legende“ von Richard Matheson. 1964 gab es die erste Verfilmung mit Horror-Ikone Vincent Price und 2007 eine schwache Neuverfilmung mit Will Smith.

4. RABID – DER BRÜLLENDE TOD (RABID)

Kanada 1977, von David Cronenberg, mit Marilyn Chambers, Frank Moore, Joe Silver, Howard Ryshpan

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Rose und ihr Freund Frank haben einen Motorradunfall. Dabei erleidet sie schlimme Verbrennungen. Sie wird spontan in eine chirurgische Klinik in der Nähe eingeliefert, wo der Chefarzt eine neue Methode der Hauttransplantation anwendet. Das Hauttransplantat mutiert zu einem Parasiten, der anderen Menschen Blut aussaugt; eines der ersten Opfer ist der Chefarzt. Die Opfer erkranken an einer Tollwut-ähnlichen Krankheit, die sich zu einer Seuche ausweitet.
Da Kultfilmer David Cronenberg zu dieser Zeit noch als Schmuddelfilmer und einer seiner Vorgängerfilme SHIVERS – PARASITENMMÖRDER als perverser Schundfilm galten, konnte Cronenberg nur mit bescheidenen Mitteln arbeiten und bekam als Hauptdarstellerin die damalige Pornodarstellerin Marily Chambers, schaffte aber mit einem Budget von knapp ½ Million Dollar ein überzeugendes, düsteres und spannendes Ergebnis.

3. 28 DAYS LATER

Großbritannien 2002, von Danny Boyle, mit Cillian Murphy, Naomi Harris, Megan Burns, Christopher Eccleston und Brendan Gleeson

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Tierschutzaktivisten befreien Affen aus einem Tierversuchslabor. Dabei wird einer vom Affen gebissen und mit einem mutierten hochinfektiösen Tollwutvirus infiziert. Die Inkubationszeit beträgt nur wenige Sekunden und das Virus verbreitet sich sofort. 28 Tage später: In einem Krankenhaus erwacht der Fahrradkurier Jim nach einem Unfall und ist ganz alleine. Im Krankenhaus ist niemand und auf den verlassenen Straßen findet er Suchmeldungen an Litfaßsäulen und Laternen. In einer Kirche findet Jim Massen von Leichen und Tollwut-Infizierten, die ihn sofort verfolgen. Er wird gerettet und flüchtet mit anderen Überlebenden in wechselnder Gruppenzusammensetzung. Kleinste Tröpfchen von infizierter Körperflüssigkeit in Gesichtsöffnungen oder offene Verletzungen reichen zur Infektion. Die kleine Gruppe kommt schließlich bei einer Militäreinheit unter, deren Kommandant Herrschaftsambitionen hat und die Frauen gegen ihren Willen zur Reproduktion missbrauchen will.
Der Brite Danny Boyle (TRAINSPOTTING), der vorher mit seinem Hollywood-Debut THE BEACH eine finanzielle Bruchlandung hingelegt hatte, drehte hier eine Nummer kleiner. Er verwendet Stilmittel des moderneren Zombie-Films, aber die Infizierten sind keine Untoten sondern immer noch lebende Menschen, die langsam und qualvoll verenden. Einige Szenen sind dabei sehr heftig und blutig. Die kompromisslose Erzählweise und die dokumentarische Bildästhetik mit Digitalkameras verursachen eine beklemmende Stimmung; immerhin grassierte zu dieser Zeit die SARS-Epidemie. Grauenhaft gut.

2. CRAZIES (THE CRAZIES)

USA 1973, 35mm. Deutsche Fassung, mit Lane Carroll, W.G. McMillan, Lynn Lowry.

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In einer amerikanischen Kleinstadt bricht nach einem Militärunfall mit einem bakteriologischen Kampfstoff, der das Trinkwasser kontaminiert, eine Seuche aus. Die Vertuschungsversuche der Behörden machen alles noch schlimmer. Der enorm dichte Thriller übt scharfe, ungebrochen aktuelle Kritik an verantwortungsloser Politik und Wissenschaft. (Inhaltsangabe: Deutsches Filmmuseum)
Ein Vater randaliert im Haus und zündet es schließlich an. Ihre Mutter finden die beiden Kinder in der Zwischenzeit schon tot im Bett. Die Feuerwehr kann den unverletzten Vater und die schwer verletzten Kinder bergen. Militär trifft ein, verhängt eine Quarantäne und geht äußerst rücksichtslos mit der Zivilbevölkerung um. Dazu hören wir stilisierte Militärmusik. Die Haltung der Filmemacher ist ganz klar antimilitaristisch. Zwei Feuerwehrleute und die Freundin des einen fliehen und verstecken sich. Sie treffen auf andere Flüchtende, mit denen es Konflikte gibt. Der bakteriologische Kampfstoff verursacht bei den Verseuchungsopfern ein sehr irrationales, aggressives, soziopathisches und paranoides Verhalten und bringt sie teilweise dazu, sich gegenseitig umzubringen. Die Angriffe von Verseuchten auf Militäreinheiten nehmen teilweise groteske Formen an, als z.B. in einer Szene zwischen Bewaffneten mit Gewehren, Äxten und Mistgabeln die Soldaten überfallen eine Frau mit dem Besen über die Wiese fegt. Romero´s Sozialparabel ist sehr zivilisationskritisch und grimmig. Ein Auftragsregisseur im Mainstreamkino von Hollywood konnte er so nicht werden. Großartig. Verstörend und beunruhigend.
Im September 2017, wenige Wochen nach dem Tod von Regisseur George A. Romero wurde der Film zweimal in einer gelungenen Romero-Retrospektive gezeigt.

1. TOD IN VENEDIG

Italien 1971, von Luchino Visonti, mit Dirk Bogarde, Björn Andrésen, Silvana Mangano, Romolo Valli und Marisa Berenson

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Nach der Novelle von Thomas Mann. Komponist Gustav von Aschenbach reist nach Venedig, um eine persönliche und künstlerische Krise zu bewältigen. Im Hotel wird er auf den polnischen Jugendlichen Tadzio aufmerksam, der dort mit seiner Familie Urlaub macht, und entwickelt eine Zuneigung für ihn. Wir sehen zwischenzeitlich in Rückblenden Gespräche von Aschenbach mit einem Freund über das Verhältnis von Schönheit, Kunst und Natur, aus der die Haltung von Aschanbach zu dem Jungen klarer wird. Er spricht Tadzio nie an sondern beobachtet ihn und verfolgt ihn und seine Familie bei Ausflügen durch die Stadt. Diese Zuneigung wird von Film- bzw. Literaturkritik oder bei Referenzen oft auf eine homosexuelle Neigung reduziert, z. B. im idiotischen BEWEGTEN MANN; dabei ist von Aschenbach ein Getriebener der Suche und Analyse der Schönheit und sucht sie in dem Jungen.
Nach beunruhigenden Nachrichten und zunächst einzelnen Erkankungen bricht eine Cholera-Epidemie in Venedig aus und auch die mondänen Luxushotels und ihre Bewohner sind nicht mehr sicher. Von Anfang an ist das Unheil zu spüren und zu ahnen, ohne konkret in Erscheinung zu treten. Dazu hören wir in vielen Szenen die wunderschöne und traurige Musik von Gustav Mahler.
Die Innenaufnahmen entstanden überwiegend in dem Hotel, in dem Thomas Mann seinen Urlaub verbrachte und zu seiner Novelle „Tod in Venedig“ inspiriert wurde.
Herausragend.

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Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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