Meine Rückkehr ins Kino

Film und Kino Seit Donnerstag sind die Kinos wieder offen und die ersten beiden Filme, die ich sah, waren insgesamt durchwachsen.

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Hier suchte ich mir am Samstag und am Montag zwei Filme aus Filmreihen aus – sogenannten Film- oder Kino-Universen, von denen ich bereits alle vorigen Filme kannte und teilweise nochmals im Heimkino schaute.

Insgesamt halte ich nicht viel von diesen Film-Universen. Die MARVEL-Reihen und die meisten BATMAN- und SUPERMAN- und ähnlichen Filme aus dem DC-Superhelden-Kosmos finde ich unerträglich; Ausnahmen sind die drei BATMAN-Filme von Christopher Nolen mit Christian Bale, denen ich Einiges abgewinnen konnte. Das geplante Monster-Universum von Universal mit Neuverfilmungen klassischer Gruselfilme blieb uns zum Glück erspart, da die Rückkehr der MUMIE mit Tom Cruise und Russel Crowe – er sollte als Dr. Jekyll und Mister Hyde das Zentrum und Bindeglied der verschiedenen Filme sein – ein Flop an den Kinokassen war.

Als Erstes war am Samstag Abend der neue Film aus einer gelungenen Horror-Reihe dran.

CONJURING 3: IM BANN DES TEUFELS

USA 2020, von Michael Chaves, mit Vera Farmiga, Patrick Wilson, Sterling Jerins, Ruain O´Connor, Sarah Catherine Hook, Shannon Kook, Eugenie Bondurant und John Noble

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Das Dämonologen*innen-Paar Lorraine und Ed Warren bekommt es diesmal mit einer mächtigen Hexe und ihren gefählichen Flüchen zu tun. Beim Exorzismus eines kleinen Jungen, der von ihr verflucht wurde, erleidet Ed Warren sogar einen Herzinfarkt und muss den Kampf deutlich geschwächt fortsetzen.
Neben der Trilogie um die Warren-Familie und ihre dämonischen Feinde gab es einige Ableger um die Dämonen-Puppe Annabelle, die Vorgeschichte der rumänischen Dämonen-Nonne Valak und einen aus Mexiko stammenden Fluch, die nicht alle sehr gelungen waren. CONJURING 3 funktioniert wieder sehr gut, ist spannend und fesselnd inszeniert und sehr gut gespielt. Die Schockeffekte sind sorgfältig eingesetzt und der Film ist auf die angenehm altmodische Weise gestaltet und erzählt, die bereits das CONJURING-Original sehenswert machte. Ein Vorteil ist auch, dass der Film ohne große Vorkenntnisse der anderen Filme gesehen werden kann, ohne Verständnislücken zu haben. Eine unbedingte Empfehlung.
Obwohl das Kino mit ca. 420 Plätzen mit geschätzten 80 Zuschauern*innen gut ausgelastet war und am Tag sonnige Temperaturen von 27°C waren, wurde auf eine Klimatisierung oder bemerkbare Belüftung verzichtet; es war unangenehm warm und stickig.

Seit ich ein Kind war und meinen ersten GODZILLA-Film als Zehnjäriger in einer Vormittagsvorstellung in einem Frankfurter Innenstadtkino mit damals 800 fast ausverkauften Plätzen war, liebe ich das klassische japanische Monsterkino. War der erste GODZILLA-Film eine tragische und dramatische Aufarbeitung des japanischen Kriegs- und Atombomben-Traumas, entwickelte sich der prähistorische Riesensaurier im Lauf der Zeit zum Freund und Beschützer der Menschheit und die Filme wurden zu knallbunten Spektakeln für Kinder und Jugendliche. Stuntleute und Profi-Ringer trampelten in Schaumgummianzügen durch Modellstädte und Miniaturlandschaften bekämpften die gegnerischen Monstersaurier, die auch gerne mal aus dem Weltall kamen wie der dreiköpfige Drache Gidhorah. Trotz der Darsteller in Schaumgummi-Anzügen und der Flugmonster, die an teilweise sichtbaren Drähten durch die Kulissen schwebten, waren die Filme schon in den frühen Jahren auf hohem technischen Niveau gedreht. Die Szenerie hatte einen naiven Charme und die Zerstörungen wirkten durch die modellhafte Ausstattung sehr abstrakt und konnten daduch gut konsumiert werden.
Nach einer Hollywood-Wiederbelebung von Godzilla durch den gebürtigen Deutschen Roland Emmerich erschufen Hollywoods Marketingstrategen im vorigen Jahrzehnt das Monster-Universe, das mit einem einigermaßen ansehbaren GODZILLA-Film von 2014 startete, mit einem üblen Kriegs-Spektakel auf der Insel von KING KONG weiterging und den bisherigen Tiefpunkt in GODZILLA 2 – KING OF THE MONSTERS hatte. Neben Godzilla kämpften klassische japanische Monsterstars wie King Gidhorah, der Feuerdrache Rodan, der freundliche Riesen-Schmetterling Mothra und Andere miteinander und gegeneinander. Ein sehr gelungener Dialog zwischen den spektakulären Zerstörungsorgien, nach dem der Mensch das echte Monster sei und die eigentliche Zerstörung begehe und die Erde nun Fieber bekäme und von der Menschheit geheilt werden müsse, ließ mich fünf Minuten Hoffnung auf eine sinnvolle Handlung haben, bevor das Machwerk als visueller und akkustischer Terroranschlag weiter geht.

Jetzt startet mit Pandemie-bedingter Verzögerung

GODZILLA VS. KONG

USA 2020, von Adam Wingard, mit Millie Bobby Brown, Alexander Skarsgard, Rececca Hall, Julian Dennison, Kaylee Hottle, Brian Tyree Henry, Shun Oguri, Kyle Chandler und Demian Bichir

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Godzilla zerstört ein Labor in Florida. Aus irgendeinem Grund, der egal ist, wird Riesenaffe Kong von seiner Insel geholt. Auf dem offenen Meer verprügeln sie sich und spielen Schiffe-Versenken. Kong wird überredet, in einen unterirdischen Kontinent einzudringen, wo dessen Vorfahren oder Außerirdische oder sonstwer einen unterirdischen Palast gebaut hatten. Später prügeln sich Kong und Godzilla noch mal in der chinesischen Sonderzone Hong Kong, von der nicht viel übrig bleibt, bevor der sinistre Industrielle den Godzilla-Roboter Mechagodzilla loslässt, den es 1974 zum ersten mal in einem japanischen Monsterfilm gab.
Menschliche Filmfiguren spielen nicht die geringste Rolle. Die Effekte sind toll und die Monstren sind wirklich hervorragend animiert und sehen sehr echt aus - zu echt. Im Gegensatz zum naiven Charme der japanischen Filme aus den 70ern wirkt die fotorealistische Optik zu echt und der Film wird dadurch zu ernst. Die Zerstörungsorgien nehmen menschenverachtende, naturverachtende und tierverachtende Formen an. Regte die unlogische und absurde Handlung früher durch die Machart zum Schmunzeln an, ist sie heute nur noch ärgerlich.

Hollywood beutet nicht nur die japanische Kultur aus sondern plündert auch noch ein bischen bei Jules Verne´s „Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Dieser Film ist eine kinematografische Massenvernichtungswaffe, die nur noch durch den filmischen Terror dieser TRANSFORMER-Filme und der MARVEL-Reihe übertroffen wird.

Trotz Bewölkung und kühlerer Temperaturen besuchte ich das Kino kurzärmelig und kurzhosig und zum Glück mit Jäckchen. Obwohl an diesem Montag-Nachmittag weniger als zehn Personen im großen Kino waren, wurde zwischenzeitlich die Kühlanlage angestellt und es wurde recht kühl.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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