Zugfahren ist politisch: Mein Sommer mit der Bahn

Mobilität Unser Redakteur fuhr in den vergangenen drei Monaten mit dem Zug von Berlin nach Frankreich, Brandenburg, München, Köln und jeweils zurück. Dank Verspätungen blieb viel Zeit, um hinter die Probleme der Deutschen Bahn zu blicken
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2022
Bahnhof Mannheim: Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen – wohl selten war dieser Spruch treffender als im Bahn-Sommer 2022
Bahnhof Mannheim: Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen – wohl selten war dieser Spruch treffender als im Bahn-Sommer 2022

Foto: Miguel Villagran/Getty Images

Buttercroissant, Apfel-Streuselkuchen und Brownie – „mehr Essen haben wir leider nicht, die Kühlung ist ausgefallen“, sagt die Bordgastronomin, und für einen Moment wirkt es, als würde der hungrige Fahrgast jetzt gleich explodieren. Halle (Saale) Hauptbahnhof, ein Donnerstagabend, in Berlin war der ICE wegen einer „Reparatur am Zug“ schon mit 90 Minuten Verspätung losgefahren, jetzt steht er, der Grund: ein „Böschungsbrand“. Die Strecke Richtung München ist gesperrt. „Das kann doch nicht wahr sein“, ungläubig versenkt der Fahrgast den Kopf in seinen Händen, blickt dann vom Tisch zur Gastronomin auf, bestellt ein Croissant und eine Cola. „6,20 Euro, bitte.“ Er legt einen Zehn-Euro-Schei