Our-Ocean-Konferenz in Athen: Wie Arielle zugrunde ging

Meinung Mit 21,1 Grad wurde diesen Februar die höchste globale Meerestemperatur aller Zeiten registriert. Doch statt die Ausbeutung der Ozeane zu beenden, betont eine Konferenz in Griechenland ihr „Potenzial“. So wird das nix mit Meeresschutz
Ausgabe 17/2024
Our-Ocean-Konferenz in Athen: Wie Arielle zugrunde ging

Illustration: Imago Allstar

Haben Sie noch das Titellied von Arielle, die Meerjungfrau im Ohr? Zu einer Calypso-Reggae-Melodie singt eine Krabbe: „Unten im Meer, unten im Meer / Bei jedem Wetter ist es viel netter und bietet mehr / Als dieses Land, das oben sitzt, wo jeder schuftet und nur schwitzt / Wir schwimmen besser hier im Gewässer.“ Das Originallied wurde Ende der 1980er verfasst. Es würde heute so nicht mehr geschrieben werden.

Die Ozeane sind so heiß wie nie – mit 21,1 Grad wurde diesen Februar die höchste globale Meerestemperatur aller Zeiten registriert. Erst vor wenigen Tagen verkündete die Wetter-und-Ozeanografie-Behörde der USA, das vierte globale Massensterben der Korallen habe begonnen. Rund ein Drittel der kommerziell genutzten Fischarten ist überfischt, 57 Prozent stehen an der Grenze dazu. Gleichzeitig wollen wir immer mehr – Norwegen hat Anfang dieses Jahres den Startschuss für den Tiefseebergbau gegeben. Ich könnte diese Liste ewig fortführen.

Meeresschutz scheint unwichtig

Aber: „Der Ozean ist Teil dessen, was wir sind, und er ist unsere gemeinsame Verantwortung.“ Diese balsamierenden Worte sagte der EU-Umweltbeauftragte Virginijus Sinkevičius auf der diesjährigen „Our Ocean“-Konferenz letzte Woche in Athen. Dort ging es vor allem darum, Geld für den Meeresschutz zusammenzukriegen. Die teilnehmenden 120 Länder sagten aber nur 9,4 Milliarden Euro zu, letztes Jahr war es noch fast doppelt so viel.

Kann es etwa sein, dass dem Großteil der Weltgemeinschaft der Meeresschutz doch nicht so wichtig ist? Die Antwort könnte schon im Namen der Konferenz liegen: „Our Ocean – An Ocean of Potential“. Also erst mal: Wer hat gesagt, dass der Ozean uns gehört? Und dann klingt das doch sehr danach, als wolle man den Ozean ordentlich wirtschaftlich nutzen, anstatt ihn endlich mal in Ruhe zu lassen.

Nein, werden Sie mir da widersprechen, wir haben doch seit letztem Jahr das UN-Hochseeschutzabkommen. Es deckt die Gebiete ab, die außerhalb der nationalen Hoheitsgewalt liegen – rund 40 Prozent der Erdoberfläche –, und ermöglicht dort Schutzgebiete. Es haben allerdings bislang nur vier Länder das Abkommen ratifiziert: Belize, Chile, Palau und die Seychellen. Und es tritt erst in Kraft, wenn es mindestens 60 Staaten ratifiziert haben.

Also, Arielle, kannst zu uns an Land kommen. Es schwimmt sich nicht mehr besser im Gewässer unten im Meer.

Forst und Wüste

Svenja Beller ist freie Journalistin und Buchautorin. Für den Freitag schreibt sie die Kolumne „Forst und Wüste“ über Klimapolitik, Umweltschutz und was sonst noch alles schief geht. Seit einem Jahr berichtet sie im Team „Blue New Deal“ darüber, wie der Ozean noch zu retten ist. Im Sommer erscheint der dazugehörige Podcast

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