Theoriekantine heißt das „offene Diskursformat“, zu dem die PhilosophInnen Maria Muhle, Juliane Rebentisch, Ludger Schwarte und Dirk Setton regelmäßig in die Vierte Welt in Berlin-Kreuzberg einladen. Vergangenen Freitag hatten sie zum Ersatz für Muhle als Gast den legendären Poptheoretiker und Kulturwissenschaftler (sowie Ehemann Rebentischs) Diedrich Diederichsen eingeladen und unter dem Titel „Die Hölle der Partizipation“ einen Ausschnitt seines Buchs Eigenblutdoping. Selbstverwertung, Künstlerromantik, Partizipation von 2008 als Ausgangspunkt für die Diskussion gewählt.
Diederichsen erzählt darin unter anderem die (Vor-)Geschichte des gegenwärtigen Kunstbooms, von Selbstverwirklichung bis Selbstvermarktung und Selbstperformance, in die nicht zuletzt auch das Publikum hineingezogen wird, eben „partizipativ“. Doch diese Art von Partizipation habe oft nichts mehr gemein mit demokratisch relevanten Formen der Beteiligung, sondern sei als zwanghafte „Mitmachillusion einer postdemokratischen Regierungsweise“ vielmehr nur ein Surrogat dafür. So jedenfalls formulierte es die Veranstaltungsankündigung und fragte dagegen nun nach neuen Möglichkeiten partizipativer politischer Öffentlichkeiten.
Emanzipatize Partizipation
Nach begrüßenden Worten des Gastgebers Dirk Cieslak in der üppig gefüllten Vierten Welt datierte Ludger Schwarte in seiner Einführung zunächst einmal mit Boris Groys die partizipative Kunst bis zu Wagners Konzept des Gesamtkunstwerks zurück. Und schon da sei auch bereits die Ursünde der Partizipation sichtbar geworden: die Unterwerfung des vormals autonomen Betrachters unter die Intentionen des Künstlers. Der Zuschauer soll das Werk (weitgehend passiv) nur noch vervollständigen, nicht selbst mitgestalten. Eine genauere Abgrenzung von Partizipation und Rezeption wäre hier allerdings schon ein Desiderat gewesen. Demgegenüber konzipierte Schwarte die Künste als Experimentierfeld für echte politisch-partizipative Techniken. Zu deren Unterscheidung von Scheinpartizipation entwarf er verschiedene Arten und Stadien einer „emanzipativen Partizipation“, gipfelnd letztlich in der Übernahme verantwortlicher Entscheidungen.
Diederichsen resümierte nun noch einmal seine zentrale These, dass neuere partizipative Kunstformen seit den 1960er Jahren, vor allem im marxistisch-situationistischen Kontext, ursprünglich gegen eine Kunst als „Spektakel“ gerichtet waren, deren Zweck darin gelegen hätte, die Arbeiterklasse zu sedieren. Durch Partizipation sollte sie dagegen (politisch) aktiviert werden. Diese Aktivierungskunst allerdings sei inzwischen selbst wiederum von der herrschenden neoliberalen Hyperaktivitätsideologie vereinnahmt worden: „Partizipation ist das neue Spektakel.“ Sie erschöpfe sich zumeist in der üblichen Lebendigkeitsvermarktung und in Statistenausbeutung. Mit Blick auf Schwartes Modi der emanzipativen Partizipation stellte Diederichsen fest, dass es in den von ihm untersuchten partizipativen Kunstformen ein tatsächliches Überlassen der Autorschaft, also eben jener verantwortlichen Entscheidungsmacht, an die Teilnehmer praktisch nie gebe. Im Gegenteil, die gegenwärtige Praxis des Kuratierens laufe im Grunde auf eine ständige (Über-)Beanspruchung und Usurpierung der Autorschaft hinaus.
Auch Rebentisch ging von Diederichsens These aus, dass die ursprüngliche Intention der partizipativen Aktivierungskunst mit der Vereinnahmung durch die Kulturindustrie ins Gegenteil verkehrt worden sei. Sie warf nun aber auch die Frage auf, ob sich Kunst überhaupt von der Bourgeoisie trennen lasse, wenn selbst die aufrichtigste soziale Aktionskunst, die an den Rändern der Gesellschaft den bürgerlichen Bereich scheinbar tatsächlich verlässt, trotzdem noch dem neoliberalen Aktivierungsimperativ folge, um zuletzt doch wieder konsumierbare Bilder für das Bürgertum zu erzeugen. Dennoch machte auch Rebentisch die Rolle der Kunst als öffentlichem Reflexionsraum für letztlich partizipative Politik stark.
Partizipation als Problem
Dirk Setton schließlich relativierte die Formel von Partizipation als neuem Spektakel dahingehend, dass es die gängigen Formen der Sedierungskunst ja weiterhin gebe und dass beunruhigender Weise beide, partizipative Aktivierungskunst und passivierende Sedierungskunst, irgendwie doch denselben Effekt hätten. Welcher Effekt das aber genau sei, präzisierte Setton leider nicht. Stattdessen meinte er mit Alexander Düttmann, dass Kunst Partizipation überhaupt erst einmal als Problem erfahrbar mache. Die Teilnahme an Kunst sei immer paradox, ja im Grunde letztlich unmöglich, weil man immer ein doppeltes Verhältnis zu ihr einnehmen müsse, als Kunst und als Schein, also im (paradoxalen) „Bewusstsein des Scheins“.
An dieser Stelle der Debatte hätte man sich allerdings doch einen Moderator gewünscht, der die wichtigsten Fragen und Ergebnisse (die in der Diskussion naturgemäß nicht so konzise präsentiert waren, wie es in dieser Zusammenfassung versucht wurde) noch einmal aufgenommen und auf sie zurückgelenkt hätte. Stattdessen franste das Gespräch nun etwas aus, auch im zunächst erfolglosen Versuch, es schon an diesem Punkt – „partizipativ“ – für das Publikum zu öffnen. Dabei waren die Podiumsteilnehmer selbst bisher konkrete Antwortversuche auf die ja bereits im Vorfeld formulierte Frage nach echten, auch politischen Partizipationsmöglichkeiten noch weitgehend schuldig geblieben.
Autonomie und Souveränität
Erst ganz am Ende fasste Schwarte sie im Hinblick auf die partizipative Performance noch einmal in die Formulierung: „Wird jemand nur ausgestellt als der, der er ist; oder darf er sich auch als anderer darstellen?“ Sprich: autonom und selbstbestimmt agieren. Für den politischen Diskurs könnte man das vielleicht so ausdrücken: Wird die BürgerIn von der Politik – etwa im sogenannten „Bürgerdialog“ – nur als Transmissionsriemen für die eigenen politischen Botschaften missbraucht; oder wird sie als autonome Person, ja als der eigentliche Souverän, der sie ist, angehört und wahrgenommen? Oder darf sie gar verantwortlich mitentscheiden, in einer Weise, die über die weitgehend passive Teilnahme am vierjährlich stattfindenden – und zudem zunehmend langweilig werdenden – Politspektakel der Berliner Wahlfestspiele hinausgeht?
Darauf zitierte Schwarte aber nur noch einmal Groys mit der Forderung: „Wir müssen wieder unbeteiligte Zuschauer sein dürfen.“ Das wiederum nahm Diederichsen auf, wenn er zu allgemeiner affirmativer Heiterkeit daran erinnerte, dass es doch etwa der situationistischen Kunst letztlich darum gegangen sei, nicht mehr arbeiten zu müssen. Partizipation sei aber eben immer Arbeit. Vielleicht ließe sich das wenigstens hier noch zu dieser Forderung zuspitzen: weniger (Erwerbs-)Arbeit und weniger (leere) Kunstpartizipation, und dadurch mehr Raum für partizipativ-politische Arbeit – deren genaue Rahmenbedingungen allerdings noch näher zu umreißen wären. Womöglich ja im Blog demokratiEvolution, wo dieser Text demnächst auch erscheint.
Kommentare 18
Wenn ich irgendwann mal genügend Podiumsdiskussionen gesehen, Talkrunden mit Künstlern und Wissenschaftlern angeschaut und schlauen, wichtigen Leuten zugehört habe, kann ich vielleicht ja auch mal am Leben partizipieren. Aber ob es dann mein eigenes ist?
Das Ende der Arbeit klingt irgendwie verlockend, kann aber nicht ganz stimmen, oder?
Ja, manchmal sollte man sich zwischen Talkrunden und Leben schon besser entscheiden!
Aber das Ende der Arbeit wäre natürlich auch etwas langweilig, es kommt halt drauf an, was für eine Arbeit!
"... es kommt halt drauf an, was für eine Arbeit!"
Hundert pro. Wenn ich etwas tue, was ich kann, wofür ich Begeisterung, Fähigkeiten und innere Identifikation mitbringe, bin ich dermaßen effektiv und arbeite, ohne auf die Uhr zu schauen...Sogar freiwillig :-)
Der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi hat das prominent den "Flow"-Effekt genannt (der übrigens auch Aktivität und Passivität verbinden soll, was in der obigen Debatte ja etwas kontextlos auch kurz Thema war).
Ich kann den Namen von Mihaly kaum schreiben oder aussprechen, habe aber das hier von ihm gefunden, er
spricht von den Ursachen der Zufriedenheit oder des
Glücklichseins im Gegensatz zum Gefühl der Depression,
Angst und Unzufriedenheit und zitiert unter anderem auch
aus der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri:
"Auch Rebentisch ging von Diederichsens These aus, dass die ursprüngliche Intention der partizipativen Aktivierungskunst mit der Vereinnahmung durch die Kulturindustrie ins Gegenteil verkehrt worden sei. Sie warf nun aber auch die Frage auf, ob sich Kunst überhaupt von der Bourgeoisie trennen lasse..."
Das dreht sich leider alles immer nur um die eigene Achse. Und es verschleiert die ganz einfache Wahrheit, dass der Erfolg, um den es jedem auf dem Markt präsenten Künstler gehen muss, wie jedem anderen Händler auch, offenbar automatisch wirklich alles verändert. Selbst wenn er subventioniert ist und nur einen winzigen Rahmen fü sich in Anspruch nehmen kann wie die vierte Welt. Was auch für Kulturpäpste wie Dietrich Dietrichsen gilt und auch, wenn das, was sie danach zu sagen inhaltlich gar nicht so falsch ist. Aber danach geht es gar nicht mehr wesentlich um Inhalte. Der Erfolg macht sie automatisch zu einem Teil der Bourgeoisie auch wenn sie weiterhin Inhalte produzieren, die sich von bestimmten Mainstream Linien abgrenzen.
Kunst lässt sich von Bourgeoisie trennen. Politik lässt sich von pragmatischer Resignation trennen. Aber sobald der Sprung auf den Markt oder wie bei Syriza in die Regierungsverantwortung geglückt ist sind die Inhalte nur noch Verkaufsargumente für den zu erhaltenden Status. Für eine Klientel, die man sich natürlich erhlten möchte, weil man als Künstler oder Politiker nach wie vor von den Inhalten überzeugt ist. Die sich prinzipiell aber nicht mehr unterscheidet von den anderen sedierten Lämmern und Lemmingen, die in der Regel ganz einfach auf erfolgreichere Macht und Egostrategen setzen, denen sie hinterherlaufen.
It's all over now Baby Blue...
Ja, das stimmt leider, dass diese Dialektik der Gesellschaft gewissermaßen innewohnt. Ich denke aber schon, dass man spezifische Machtstrukturen (auch durch Erfolg) verändern kann, aber das ist meist sehr schwierig und langwierig und nicht wirklich unter Kontrolle zu haben.
Oder alle Menschen würden über Nacht plötzlich unser Geldsystem verstehen, wie Henry Ford meinte, und wir hätten noch vor morgen früh eine Revolution... Die Frage wäre aber natürlich auch dann: Was kommt danach?
konzise präsentiert
Ja, kann ich bestätigen, danke dafür.
Ich neige (hier) eher der Auffassung von Dietrichsen zu.
Sedierende Kunst ist nur sedierend, wenn sich der Rezipient sedieren lässt. Bestimmt ideologische Indienstnahme von Kunst von interessierter Seite hilft dabei natürlich auch. Ansonsten aber hat man den größten Freiheitsgrad als Nichtkunstproduzent eben in der Rezeption, im Gebrauch von Kunst. Dann kann man sogar von Riefenstahl und Breker etwas mitnehmen, was deren Intentionen diametral entgegensteht.
Weil seltsamerweise hier so ein arbeitskritischer Ton mit rein kam, Kunstmachen ist Produktion, ist Arbeit. Im Bereich der Bildenden Künste ist diese Produktion unter allen Kunstgewerken noch am wenigsten vergesellschaftet, ist die Arbeit noch am wenigsten kooperativ und arbeitsteilig. Die Mit-Arbeit des vormaligen Rezipienten/Konsumenten könnte nur eine kooperative Beteiligung an allem sein: Idee, Konzept, Plan, Konstruktion, Werkzeuggebrauch usw. - "richtige" Kollektivität also...
Eine Frage bzgl. sedierender Kunst wäre wohl: Ist es überhaupt Kunst; oder ist es eigentlich "nur Unterhaltung", die zudem noch indoktrinierend sein kann (das kann Kunst natürlich auch), und ohne jeglichen Interpretations-, also rezeptiven Partizipationsspielraum? Aber es stimmt natürlich, dass man sich auch dazu noch kritisch verhalten kann. Allerdings nur, wenn man die Kritik von außen heranträgt, aus dem Werk selbst wäre sie dann kaum zu gewinnen. Das fände ich im Übrigen eine interessante Definition von Kunst: dass sie aus sich selbst Mittel ihrer eigenen Kritik generiert.
Und der arbeitskritische Ton sollte sich natürlich in erster Linie auf "entfremdete" Arbeit beziehen, nicht auf selbstbestimmte. Also weitestgehend auch nicht auf Kunst. Und der Hinweis auf deren geringe Vergesellschaftung ist diesbezüglich tatsächlich auch sehr spannend!
aus dem Werk selbst wäre sie dann kaum zu gewinnen
Das ist richtig. Aber Kunst rezipieren heißt ja auch zu kontextualisieren. Wer das nicht tut, kann sich im Prinzip von jeder Art Kunst "sedieren" lassen. Wie viele Leute wohnen den avantgardistischsten Kunstereignissen "verstehend" nickend bei aus einem einzigen Grund: Distinktion.
PS: Ich habe oben peinlicherweise "Dietrichsen" statt "Diederichsen" geschrieben... :-))
Ist nicht die Sache mit der Partizipation, Souveränität oder Werkzeugsein irgendwie eine Glaubensfrage? Perspektivfrage?
Wohinein dann ja schnell der Zweifel gesäht werden kann.
Und das belastende der "Arbeit" wird ja auch empfunden, was das Problem daran sei. (mannomann, ist das Reaktionär gedacht...). Aber ich hab ne menge übelster Arbeit gemacht und fand sie nicht immer deswegen schlecht, weil sie dreckig oder schwer war. Eher schon, dass man mit ihr allein gelassen wird. Und wenn beides zu oft zusammenfällt, ....
Nie wieder Zeitarbeit würde ja für´s erste reichen oder?
Erwerbsloser erscheint mit Rechtsanwalt als Beistand auf Zeitarbeitsmesse der Agentur für Arbeit
https://aufgewachter.wordpress.com/2015/07/27/erwerbsloser-erscheint-mit-rechtsanwalt-als-beistand-auf-zeitarbeitsmesse-der-agentur-fuer-arbeit/
Durch den Verschreiber entgehst Du jedenfalls sympathischerweise dem Verdacht einer übermäßigen Distinktionsbemühtheit!
Sicher, ein Stück weit ist das "Glaubenssache" insofern, dass man z.B., wie oben beschrieben, Illusionen darüber unterliegen kann. Andererseits ist die persönliche Wahrnehmung hier ja auch bedeutsam, z.B. ist die heutige scheinbare Freiheit vieler Arbeitnehmer sicher schon etwas mehr Wert als das Kasernenvegetieren eines Fabrikarbeiters der 1840er Jahre, über dessen Freiheitsstatus es zumindest heute kaum Zweifel geben dürfte (das damalige individuelle Empfinden mag übrigens auch wieder anders gewesen sein). Dennoch lässt sich auch ein einigermaßen objektives Urteil darüber versuchen!
Und zum Thema (un)entfremdete Arbeit bin ich auch der Meinung, dass die Wertschätzung (vor allem personal, aber natürlich auch finanziell) dabei einer der wichtigsten Faktoren sein dürfte, der einem auch schwere und dreckige Arbeit leicht machen kann.
Auf jeden Fall schon mal eine gute Idee!
Ist nicht auch das Empfinden, seiner Arbeit (und sich) nicht gewürdigt zu werden, ein "typisches" Frauenproblem? (Früher mal ..oder so)
Manchmal hab ich tolle Eingebungen, die mich aber denkwürdig machen. Immerhin bin ich ein Mann.
Nein, ich glaube, da lässt sich kein objektives Urteil drüber machen/finden. Entweder, wir "Arbeiter" haben uns nicht verändert, und dann ist man nicht fähig emphatisch in der zeit zurück zu gehen, oder wir sind immer noch gleich, wie früher und dann ist eben keine Besserung der Arbeitersituaton eingetreten, sondern nur das Seelenheil im Konsum-Rausch gefunden. Denn dann ist es egal, ob ich in einem 1 Familien-Haus wohne, oder im Verschlag oder Bettenhaus. Der einzige Zuwachs bestünde im Platzzuwachs für die vielen Dinge aus dem Supermarkt.
Mag sein, dass ich kein Maßstab für die Wertschätzung von privatem Schlafzimmer und Zweisamkeit bin. Aber der Mehrwert zu damals ist da marginal - ein Bürgertum zu sein, auch nicht besonders "toll".
Weisst ja, das Ideal ist die Elite (früher Adel, heute Geldadel oder so).
Die Menschen vergessen, dass das Bürgertum nur besteht, damit die Fabriken laufen. Und das ist der Horizont...äh Rubikon, der nicht überschritten werden kann. Man braucht dann schon seine eigene Fabrik - mindestens.
Die Sozialdemokratie eine Utopie,die sobald der Hauch von Mittelschicht empfunden wird, der Geländegewinn um so hartnäckiger verteidigt wird - nach unten aber nur. Nach oben wird man sehr geschmeidig. So wurde aus der Theorie der SD eine Absurdität aus Standesdenken und pädagogischer Maßnahmen nach unten.
Ich glaube, das liegt am Entsetzen über die erbärmliche empfindung in der Existenz als "Bürger". Je mehr das sein dürfen sollen, desto mehr die Abwertung der eigenen Stellung.
Berliner Bürgertum und Mittelstand waren damals wohl die ärgsten Verfechter des Wehrdienstes - den sie selbst nie leisten mussten, aber möglichst jedem aufdrängen wollten. Die glaubten wohl tatsächlich, sie hätten was verlieren.
Aber das ist eben alles nichts mehr wert, wenn der Burnout kommt.
"Sie warf nun aber auch die Frage auf, ob sich Kunst überhaupt von der Bourgeoisie trennen lasse, wenn selbst die aufrichtigste soziale Aktionskunst, die an den Rändern der Gesellschaft den bürgerlichen Bereich scheinbar tatsächlich verlässt, trotzdem noch dem neoliberalen Aktivierungsimperativ folge, um zuletzt doch wieder konsumierbare Bilder für das Bürgertum zu erzeugen."
Als langjähriger SPEX-Abonnent und DD-Leser (älter und jünger, De und Di) habe ich Vieles vergnüglich und bedenkenswert gefunden, was von ihnen und im Umfeld gedacht und geschrieben wurde, aber die Skepsis nimmt rapide zu, wenn ich den Jargon betrachte, der all den Erörterungen zunehmend zugrundeliegt.
Es gibt eine Unbefangenheit in der Aufnahme, der Betrachtung von "Kunst" außerhalb der "Bourgeoisie", der folgendes Problem doch eher fremd ist: "die Unterwerfung des vormals autonomen Betrachters unter die Intentionen des Künstlers."
Wahrscheinlich ist aber auch wieder nur die Unterwerfung unter irgendwelche Gesetze des (Diskurs-)Marktes gemeint.