Friedensbringer Wirtschaft

Bergkarabach Der Krieg um die Kaukasus-Region ist vorüber, der Streit darum nicht. Putins zukünftige Diplomatie könnte auch Folgen für den Westen haben
Ausgabe 02/2021
Ein aserbaidschanischer Grenzschützer hisst die Nationalflagge in Zəngilan
Ein aserbaidschanischer Grenzschützer hisst die Nationalflagge in Zəngilan

Foto: Tofik Babayev/AFP/Getty Images

Der Krieg um Bergkarabach ist vorbei, der Konflikt um die international nicht anerkannte armenische Kaukasusenklave, die im Herbst größtenteils wieder an Aserbaidschan ging, noch nicht. Deshalb traf Präsident Putin zu Wochenbeginn Ilham Alijew, den Präsidenten Aserbaidschans, und den armenischen Premier Nikol Paschinjan im Kreml. Alijew lehnt jeden Sonderstatus für die umstrittene Region strikt ab. Putin dagegen hofft, die latente Kriegsgefahr im Südkaukasus über die ökonomischen Bedürfnisse Armeniens und Aserbaidschans zu bannen. Kein aussichtsloses Unterfangen, sollte es dazu demnächst erste Schritte geben.

So wären seit 1991 brachliegende Eisenbahntrassen wieder in Betrieb zu nehmen, etwa die Verbindung zwischen Armenien und Russland, die aserbaidschanisches Territorium durchquert. Dazu eine Strecke, mit der sich aus Aserbaidschan dessen Exklave Nachitschewan dank eines Transits durch armenisches Gebiet erreichen lässt. Für Baku bietet die Wiedererweckung dieser Bahnlinie die Option, mit der verbündeten Türkei auf dem Landweg Waren auszutauschen. Für Armenien wäre mit dem Schienenstrang durch Aserbaidschan Gleiches in Richtung Russland denkbar. Es gäbe damit die Alternative zum Gleis durch Georgien, das wegen unterschiedlicher Ansichten zwischen Jerewan und Tbilisi über die abtrünnige Provinz Abchasien ein totes ist.

Der Krieg war zerstörerisch, der seit dem 10. November geltende Waffenstillstand muss kein destruktiver sein. Wovon sogar die EU profitiert, erinnert man sich, dass im Herbst auch Gjandscha als zweitgrößte Stadt Aserbaidschans unter Beschuss lag. In deren Umfeld verlaufen zwei für Kontinentaleuropa und Großbritannien strategisch wichtige Pipelines, die Öl und Gas in den Westen bringen. Durchaus möglich, dass Alijew mit seinen Schlägen gegen Bergkarabach ein für alle Mal ausschließen wollte, dass Ressourcen aus seinem Land durch militärische Attacken in Gefahr geraten. Wird sie vollends gewichen sein, wenn in fünf Jahren die russischen Friedenstruppen aus Bergkarabach wieder abziehen? Da dieser Konflikt auf mittlere Sicht vermutlich keine finale Lösung findet, müssen elementare Interessen den Konfliktparteien die Kriegslust rauben. Mediator Putin wird noch öfter nach Moskau bitten.

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