Antisemitismus? Kolonialismus? Wir müssen pragmatischer auf den Krieg in Nahost schauen

Meinung Auch wenn es jetzt noch schwerfällt: Je konkreter und kleinteiliger wir auf die Interessen der Akteure blicken, desto besser verstehen wir die Eskalation um Gaza
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2023
Nicht einfach jeden Würfel hinterher werfen
Nicht einfach jeden Würfel hinterher werfen

Illustration: der Freitag

Jetzt ist wieder die Zeit der Panzer, zumindest in erheblichen Teilen meiner persönlichen Bubble. Leute, die mir teils gut bekannt sind, schmücken sich online mit israelischem Kriegsgerät, mit Blau-Weiß-Flaggen und mit Victory-Fingern oder reden offline entsprechend daher. Erklärtes Ziel dieser Mission: „Antisemiten triggern“.

Ich bin demnach kein Antisemit. „Getriggert“ hat mich jüngst die Lektüre eines Buches über den „Wandervogel“. Die Perfidie, mit der deutsche Jugendverbände schon vor 1914 jüdische Jugendliche von „Fahrten“ ausschlossen, weil diese ob ihres „Wesens“ kein authentisches Naturerleben haben könnten – das machte mich wütend. Jene Panzerbilder hingege