Frank Trentmanns Analyse der „Moralisierung“: Wie die Deutschen allzu gut wurden

Zeitdiagnosen Immer öfter wird hierzulande vor „Moralisierung“ gewarnt. Frank Trentmann hat sich auf deren Spur begeben
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2024
Frank Trentmanns Analyse der „Moralisierung“: Wie die Deutschen allzu gut wurden

Montage: der Freitag, Material: Stockstyle/Adobe

In Krisenzeiten wundert es nicht, dass im Publizismus die Frage nach Gut und Böse trendet, also die Frage nach der Moral. Da ist etwa der Philosoph Hanno Sauer, der in seinem Beststeller Moral. Die Erfindung von Gut und Böse (2023) den ganz großen Bogen schlägt und seine Geschichte des Homo sapiens als Werte-Wesen in ein optimistisches Menschenbild münden lässt. Das ist bemerkenswert, denn häufiger sind im Deutschland der frühen 2020er Bücher, die jene Gut-Böse-Frage mit teils drastisch negativem Beiklang aufwerfen, sie also als „Moralismus“ oder „Moralisierung“ verhandeln. Da sind dann, nur eine Auswahl, Titel wie: Michael Lüders’ Moral über alles? (2023), Michael Andricks Im Moralgefängnis (202