„Médée“ an der Staatsoper Unter den Linden: Schreckensfigur in Abschiebehaft

Bühne Peter Sellars aktualisiert Medea in Marc-Antoine Charpentiers Barockoper „Médée“ an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Leider missversteht er die Figur gründlich und so bietet der musikalisch beeindruckende Abend auch viel Ermüdung
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Überzeugt auch eingezäunt: Magdalena Kožená als Medea
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Foto: Ruth Walz

Medea, die rasende Rächerin – im Zorn über ihren untreuen Mann erdolcht sie sogar ihre Kinder. Die Schreckensfigur, der die Gefühle durchbrennen, wandert durch Kunst-, Musik- und Literaturgeschichte von Euripides bis Christa Wolf. In deren Roman Medea wird die tragische Figur zum feministischen Urbild. An die wohl ursprüngliche Lesart, in der Medea noch kein Monster ist, knüpft auch Peter Sellars an, der die barocke Oper von Marc-Antoine Charpentier mit dem Libretto von Thomas Corneille an der Berliner Staatsoper Unter den Linden – eine Erstaufführung – in Szene setzt.

Kein Zweifel, diese Mörderin mit heilloser Leidenschaft für Jason, den Helden, der sie einst mitsamt dem Goldenen Vlies nach Korinth holte, ist eine beängstigend