Das Wahlergebnis vom 15. Oktober 2023 ist dem vom 11. April 2021 ähnlich: Der Unternehmersohn Daniel Noboa gewinnt die Präsidentschaft mit vier Prozent Vorsprung gegenüber der linken Bewerberin Luisa González. 2021 lag der Abstand zwischen dem neoliberalen Banker Guillermo Lasso und seinem Rivalen Andrès Arauz bei knapp fünf. Alle Beobachter sind sich einig, dass die Regentschaft Lassos ein Desaster war. Er hat das Land schlichtweg verkommen lassen, was vorgezogene Neuwahlen erzwang. Lasso hat faktisch dem Drogengeschäft, damit Gewalt und Korruption, Tür und Tor geöffnet. Es drohte Unregierbarkeit. Politisch und ökonomisch nutzen lassen sich solche Zustände natürlich immer. Drogenhandel ist ein lukratives Geschäft. Das meiste Kokain wird in Bananenkisten nach Europa verschifft. Der künftige Präsident wird daran zu messen sein, wie er damit umgeht.
Als Erbe eines international reüssierenden Bananenunternehmers hat Noboa sein Berufsleben weitgehend im Management seines Vaters verbracht. Er kennt das Geschäftsleben und könnte bei gutem Willen Akzente setzen, nicht nur den Drogentransfer einhegen, auch die traditionell prekären Arbeitsbedingungen auf den Bananenplantagen ändern.
Daniel Noboa muss sich noch beweisen
Vorgänger Lasso war selbst mithilfe des FBI nicht in der Lage (oder willens), den Mord an dem Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio aufzuklären. Stattdessen wurden sieben der mutmaßlichen Täter in Staatsgewahrsam ermordet. Vor der Wahl tauchte ein unbekannter Zeuge auf, dessen Aussage öffentlich wurde, Hintermänner „aus der Regierung Correa“ seien im Spiel gewesen. Rafael Correa regierte Ecuador von 2007 bis 2017, lebt heute wegen Korruptionsvorwürfen im belgischen Exil und ist der politische Mentor von Luisa González, die das dubiose Statement Stimmen gekostet haben dürfte.
Noboa wird nun beweisen müssen, dass er wirklich eine andere politische Kultur anstrebt, wie er das im Wahlkampf andeutete, und nicht nur ein verjüngter Lasso 2.0 ist. Nur dann hat er Chancen, sich bei den nächsten regulären Wahlen in 18 Monaten zu behaupten. Bis dahin hat auch die Linke Zeit, über eine ernsthafte Bündnispolitik selbstkritisch nachzudenken. Will sie mit oder ohne Rafael Correa eine alternative Agenda für Ecuador vorlegen?
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