Abgeschnittene Wurzeln: Leben als osteuropäische Spätaussiedler in Deutschland

Identität Unsere Autorin ist aus Siebenbürgen nach Deutschland migriert. Lange dachte sie, ihre Geschichte zählt nicht als Fluchterzählung – doch das ist falsch. Christa Roth über ein schizophrenes Selbstverständnis
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2023
Anfang der 1990er kehrte die Autorin (vorn im Bild) mit der Familie zu einem Besuch in ihr Heimatdorf im Kokel-Gebiet zurück
Anfang der 1990er kehrte die Autorin (vorn im Bild) mit der Familie zu einem Besuch in ihr Heimatdorf im Kokel-Gebiet zurück

Foto: privat

Schwarze Schafe gibt es. Ich habe sie gesehen. Zumindest als ich klein war. Dass Schafe von Natur aus weißes Fell haben, wäre mir beim Anblick der geschwärzten, zotteligen Tiere auf der Weide niemals in den Sinn gekommen. Die nahe gelegene Rußfabrik überzog alles und alle um sie herum mit einem öligen Film, da, wo ich zur Welt gekommen bin.

Während über ukrainische Flüchtlingsströme, das Recht auf Asyl, Bootsunglücke auf dem Mittelmeer – also Migration – zu Recht heiß debattiert wird, sind andere Wanderbewegungen weniger der Rede wert. Vielleicht weil sie weniger dramatisch, weniger traumatisch sind. Das gilt auch für meine Migrationsgeschichte. Und doch scheint sie mir gerade jetzt relevant.

Ich bin in Siebenbü