Autobahn-Historiker: „Ein Tempolimit würde uns endlich entnazifizieren“

Im Gespräch Ist jeder Spatenstich für Autobahnen die Fortschreibung eines alten Hitler-Traums? Der Historiker Conrad Kunze sieht das so und protestiert gegen neue Projekte. Ein Gespräch über den Zusammenhang von Nationalismus und Automobilismus
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2023
Arbeiten an einer Reichsautobahn bei Bremen, 1937.
Arbeiten an einer Reichsautobahn bei Bremen, 1937.

Foto: Karl H. Lämmel

Im März hat sich Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) durchgesetzt: 144 Autobahn-Projekte werden „beschleunigt ausgebaut“. Warum das nicht nur fatal für das Klima ist, sondern auch nationalistische Stimmungen befeuert, erklärt Conrad Kunze im Gespräch.

der Freitag: Herr Kunze, Sie beschäftigen sich schon lange mit dem Thema Autobahnbau im Nationalsozialismus. Wie kommt man denn darauf?

Conrad Kunze: Ich bin seit Jahren Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung und habe mich in Halle, wo ich lange gewohnt habe, gegen den Bau der A 143 engagiert. Dabei habe ich die enormen Aggressionen der Autobahnbefürworter mitbekommen, bevor es überhaupt zu einem argumentativen Austausch gekommen ist. Diese Reaktionen waren für mich ein Indiz dafür, dass