Es kommt nicht mehr oft vor, dass ein Gedicht die Gemüter erregt. Vor Avenidas war das zum letzten Mal der Fall bei „Was gesagt werden muss“ von Günter Grass. Damals war es die harsche Kritik an Israels (Iran-)Politik, die für eine heftige Debatte sorgte. Nun also ist es das Gedicht „Avenidas“ des Meisters der konkreten Poesie, Eugen Gomringer, das viele Menschen in Rage bringt.
Die Alice-Salomon-Hochschule hat beschlossen, es von ihrer Fassade zu entfernen und durch einen Beitrag von Barbara Köhler zu ersetzen. Das Frauenbild im Gedicht sei nicht zeitgemäß, befand sinngemäß der AStA der Hochschule. Während sich die einen also über den „Sexismus“ aufregen, ärgert die anderen die „Zensur“. So oder ähnlich verlaufen die Fronten ja nun immer öfter in unserer Erregungsgesellschaft. Deprimierend.
So viel Energie, die ins Aufregen geht! Dabei könnte man zum Beispiel dichten! In unserer Bildergalerie zeigen wir sechs Adaptionen von „Avenidas“. Wir zeigen sie auf sechs Häuserfassaden. Denn eines ist klar: Der Look unserer Städte bräuchte dringend eine poetische Auffrischung.
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