BSW-Mann Thomas Geisel über seine Zeit als Treuhand-Manager: „Im Nachhinein gesehen...“

Gastbeitrag Die Privatisierung des ostdeutschen Chemiedreiecks für die Treuhand – das war die Arbeit Thomas Geisels, Ex-SPD-OB Düsseldorfs und Kandidat des Bündnisses Sahra Wagenknecht für das Europaparlament, in den 1990ern. Was lief da schief?
Exklusiv für Abonnent:innen
Eine Chemiearbeiterin als ABM-Kraft mit Schneidbrenner in Leuna: Viel war von der Fabrik 1992 nicht mehr übrig
Eine Chemiearbeiterin als ABM-Kraft mit Schneidbrenner in Leuna: Viel war von der Fabrik 1992 nicht mehr übrig

Foto: Paul Glaser/picture alliance/dpa

Die Umfrageergebnisse der AfD in den neuen Bundesländern sind in der Tat besorgniserregend. Aber statt über Parteiverbote zu schwadronieren und mit moralisierend erhobenem Zeigefinger einem erheblichen Teil der Ostdeutschen eine undemokratische Gesinnung oder gar ein völkisch-rechtsextremes Gedankengut zu attestieren, lohnt es sich vielleicht, einmal genauer zu untersuchen, woran es liegt, dass die politischen Befindlichkeiten in den neuen Bundesländern sich offensichtlich deutlich von denen in der alten Bundesrepublik unterscheiden.

Dies hat ganz wesentlich mit politischen Entscheidungen der Wendezeit zu tun. Die Arbeit der Treuhandanstalt spielt dabei eine wesentliche Rolle. Sie endete zwar offiziell bereits am 31. Dezember 1994. Mit den Auswirkungen der Privatisierung des ehemals volkseigenen Vermögens der DDR allerdings haben wir bis heute zu kämpfen.

In der Volkskammer und beim Parteivorstand

Persönlich erinnere ich mich gut an meine Zeit als hauptamtlicher Parteifunktionär beim SPD-Parteivorstand. Damals hatte ich – wohl auch aufgrund meiner vorangegangenen Tätigkeit in der Volkskammer – die Aufgabe, mich um die Partei im – wie es damals noch hieß – „Beitrittsgebiet“ zu kümmern. Seinerzeit gab es ein Gutachten, das Branche für Branche ermittelte, welcher Aufwand erforderlich sei, um Arbeitsplätze nachhaltig zu retten. Nicht überraschend kam dieses Gutachten zu dem Ergebnis, dass der Aufwand in kleinteilig – also „mittelständisch“ – strukturierten Branchen geringer sein würde, als im Bereich der kapitalintensiven Großindustrie, namentlich in der Chemie.