Historikerin Victoria de Grazia: „Mein Gott, wer ist dieser Faschist?“

Interview Victoria de Grazia ist auf Dokumente eines Italieners gestoßen, der eine Jüdin liebte und Mussolini diente. Sie untersucht, was Liebe, Macht und Gewalt mit Faschismus zu tun haben. Und erklärt, warum der Begriff heute missverständlich ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 21/2024
Lilliana Weinman als Elsa in der Wagner-Oper „Lohengrin“ (1922) und Teruzzi bei Haft-Freilassung 1950 mit Tochter, 20 Tage später starb er (r.)
Lilliana Weinman als Elsa in der Wagner-Oper „Lohengrin“ (1922) und Teruzzi bei Haft-Freilassung 1950 mit Tochter, 20 Tage später starb er (r.)

Fotos: Lilliana Weinman Teruzzi Estate, Sammlung Victoria de Grazia (r.), privat (unten)

Er, Attilio Teruzzi, ist überzeugter Faschist und Weggefährte von Mussolini. Sie, Lilliana Weinman, eine jüdische Opernsängerin aus New York. Die Historikerin Victoria de Grazia hat nicht nur die Geschichte dieser ungewöhnlichen Liebesbeziehung in ihrem Buch Der perfekte Faschist niedergeschrieben, sondern dabei auch eine Analyse über die Verbreitung des Faschismus im 20. Jahrhundert verfasst. Im Interview erzählt sie, was sie an Weinmans Dokumenten erschütterte und weshalb der Begriff Faschismus heute zu inflationär benutzt wird.

der Freitag: Frau de Grazia, Ihr Buch „Der perfekte Faschist“ handelt von der eher ungewöhnlichen, kontroversen Liebe und Ehe der jüdischen Opernsängerin Lilliana Weinman und des engagierten i