Nicole Seifert über die Gruppe 47: „Sie ist ein wirkmächti­ger Mythos“

Interview Die Literaturkritikerin Nicole Seifert fragte sich, wo eigentlich die Frauen der Gruppe 47 waren. Sie stieß bei den Recherchen für ihr Buch „Einige Herren sagten etwas dazu“ auf Erstaunliches und Erschreckendes
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 06/2024
Inge Jens, Ingrid Bachér und Ilse Aichinger 1962 beim Treffen der Gruppe 47 in Berlin
Inge Jens, Ingrid Bachér und Ilse Aichinger 1962 beim Treffen der Gruppe 47 in Berlin

Foto: Dinge Meller Marcovicz/BPK

Mit Sexismus im Literaturbetrieb kennt sich die feministische Autorin Nicole Seifert bestens aus. Doch was sie bei den Recherchen für ihr neues Buch über die heute kaum noch bekannten Frauen der Gruppe 47 herausfand, verschlug auch ihr den Atem.

der Freitag: Frau Seifert, die Gruppe 47 hat, vielleicht etwas überspitzt gesagt, in der deutschen Literatur einen ähnlichen Stellenwert wie sonst vielleicht nur noch Goethe. Was hat Sie als feministische Literaturkritikerin daran gereizt, sich an einem so stark kanonisierten, männerdominierten Koloss abzuarbeiten?

Eigentlich genau das. Die Gruppe 47 hat heute klar etwas Angestaubtes, aber sie ist eben immer noch ein wirkmächtiger Mythos. Denn tendenziell ist man nach wie vor sehr stolz auf all die damit verbundenen gro&