Die sogenannte „Vulkangruppe Tesla abschalten“ hat sich öffentlich dazu bekannt, die Stromversorgung von Teslas Gigafactory sabotiert zu haben. Und so sehr die Bürgerinitiative Grünheide (BI) auch gegen die Fabrik ist, die Elon Musk dort gebaut hat: Sie hat sich in einem Schreiben schnell von diesem „Anschlag“ distanziert. Manuela Hoyer ist die Vorsitzende der BI und von der Aktion „erschreckt“. Allerdings auch deswegen, weil „Tesla offenbar kein vernünftiges Sicherheitskonzept und keine zweite Notfall-Stromversorgung“ vorweisen könne, wie sie der taz gesagt hat. Hoyer kämpft schon lange gegen die Fabrik. Am 10. März ging sie wieder auf die Straße. Motto: „Grünheide sagt Nein“. Wieso f&
der taz gesagt hat. Hoyer kämpft schon lange gegen die Fabrik. Am 10. März ging sie wieder auf die Straße. Motto: „Grünheide sagt Nein“. Wieso fühlt sie sich vom Staat im Stich gelassen?der Freitag: Frau Hoyer, nach der Sabotage der Stromversorgung des Tesla-Werks haben Sie am Wochenende unter dem Motto „Grünheide sagt Nein“ wieder gegen die Gigafactory von Elon Musk demonstriert. Wie lautet Ihr Fazit?Manuela Hoyer: Sehr aufregend. Es war toll. Wir haben circa 1.200 Teilnehmer auf unserer Seite gezählt. Das war überwältigend. Nicht so toll war der Anruf der Versammlungsbehörde, den ich am Freitagmorgen davor bekommen hatte.Weswegen wurden Sie angerufen?Mir wurde mitgeteilt, dass der Marktplatz in Grünheide nicht mehr zur Verfügung steht, weil der bereits besetzt sei. Zwei Tage vor der Veranstaltung! Dabei hatte ich die Demo bereits am 29. Januar angemeldet. Das Ordnungsamt in Grünheide wusste Bescheid, dass wir einen Pritschenwagen mit Lautsprecheranlage haben. Zwanzig Minuten nach dem Anruf hieß es dann zum Glück: Wir haben uns geirrt, ihr könnt doch auf den Marktplatz.Wieso sind Sie so vehement gegen Tesla?Wir sind nicht gegen Tesla. Wir sind gegen diesen Standort Grünheide.Und warum?Weil diese Fabrik in unseren Augen eine Chemiefabrik ist und als solche mitten in einem Trinkwasserschutzgebiet steht. Der Stern hat im letzten Jahr dort Journalisten eingeschleust, die vieles aufgedeckt haben. Die haben beispielsweise herausgefunden, dass auf der Baustelle illegal Tankstellen in Zelten errichtet wurden, aus denen auch Diesel ausgelaufen ist. Das gefährdet das Grundwasser – und zwar nicht nur unseres in Grünheide, sondern auch das von Berlin.Der „Tagesspiegel“ hat berichtet, dass Tesla im letzten Jahr behördlich 1,3 Millionen Kubikmeter Frischwasser verbrauchen durfte, aber davon nur etwa 450.000 wirklich benutzt hat. Die „BZ“ hat daraus gemacht: „Tesla verbraucht halb so viel Wasser wie der Spargelhof Klaistow“.Es wird sich jetzt so darauf versteift, dass andere Betriebe mehr Wasser verbrauchen. Klar, das stimmt auch. Aber es geht hier um den Standort Grünheide. Und um die Gefahr der Verseuchung des Grundwassers. Es sind hier schon Bauprojekte für Schulen und Kindergärten auf Eis gelegt worden, weil nicht genügend Wasser zur Versorgung da ist. Der Wasserverband Strausberg-Erkner sagt dann natürlich nicht, dass Tesla daran schuld ist – obwohl wir alle wissen, dass es daran liegt.Sie glauben, dass Grundwasser durch Tesla verseucht wird.Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Wasserproblem riesig ist. Ich weiß nicht, welche Chemikalien bei Tesla verbraucht oder verwendet werden, weil diese Angaben in den Antragsunterlagen alle geschwärzt waren – mit dem Hinweis auf das „Betriebsgeheimnis“. Klar ist: Chemikalien werden eingesetzt in der Lackiererei, in der Aluminiumschmelze und was weiß ich wo sonst noch! Hinzu kommt, dass aus einer beantragten Lagerhalle eine Batteriefabrik wurde.Das Landesumweltamt von Brandenburg hat die Gigafactory im März 2022 genehmigt.Ja. Ich finde das völlig unverständlich. Ich glaube, dass da viel weggeguckt wurde vom Landesumweltamt. Wahrscheinlich wollte man sich nach dem BER-Desaster mal wieder hinstellen und sagen können: Brandenburg ist ein Industrieland. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.In der Gigafactory arbeiten 11.000 Menschen. Ist das nicht ein Vorteil für die Region?Das ist auch ein Trugschluss. Ich sage mal so: Es arbeiten sehr wenige Menschen aus der Region bei Tesla. Der Bürgermeister von Grünheide ist nicht willens, uns als Bürgerinitiative mitzuteilen, wie viele genau es sind – er beruft sich dabei auf Datenschutz. Ich nehme aber an, er sagt uns nicht die Wahrheit, weil dann das Argument „Arbeitsplätze für die Region“ nicht mehr ziehen würde.Wäre es Ihnen lieber, wenn Tesla die E-Autos woanders bauen würde? In China zum Beispiel, inklusive weniger Sozial- und Umweltstandards?Ich lehne E-Autos grundsätzlich ab, nachdem ich mitbekommen habe, was alles für so ein Auto benötigt wird und wie den Menschen im globalen Süden das Wasser abgegraben und vergiftet wird durch den Abbau von Lithium und Kobalt – oder wie die Zutaten für diese scheiß Batterien sonst noch heißen! Wenn der öffentliche Nahverkehr in den letzten 50 Jahren ausgebaut statt eingeschränkt worden wäre, bräuchten wir keine Eins-zu-eins-Übersetzung von Verbrennermotoren auf Elektroautos. Aber ich sage mal so: Die Autolobby regiert den Staat.Auf Ihrer Demo kam es auch zu Gewalt.Ja, leider. Das habe ich auch jetzt mitgekriegt. Das tut mir auch leid. Ich habe immer zur Deeskalation aufgerufen und zur Besonnenheit. Aber man kann nicht überall gleichzeitig sein.