Ausgehen heute: Ende der Gemütlichkeit

Kneipensterben Mit der traditionellen Gastwirtschaft verschwindet auch der Gegenentwurf zur Hochglanz-Welt. Freizeit wird effizient, rationalisiert – und vorzeigbar. Die entstehende Lücke ist – ungemütlich
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 35/2023
Gibt es seit 70 Jahren und immer noch, heute halt mit Online-Shop für Fanartikel: „Zum Goldenen Handschuh“ auf St. Pauli
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Foto: Maria Feck/laif

Der Erste, der das Sterben bemerkte, war Heinrich Riethmüller, Synchronregisseur der Walt-Disney-Filme. Als er 1967 die Liedtexte des „Dschungelbuchs“ ins Deutsche übertrug, nahm er sich beim Balu-Song „The Bare Necessities“ mehr als nur stilistische Freiheiten heraus. Statt die Refrainzeile sinngemäß mit „Such nach dem Allernötigsten, dem Einfachen und Nötigsten!“ zu übersetzen, gab er dem Text eine ganz andere Richtung: „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit!“ Der Song war ein Appell. Ein Weckruf an all die Deutschen, die sich in rund 20 Jahren Wirtschaftswunder körperlich und seelisch verausgabt hatten. Und die adressierten Erschöpften verstanden sofort R