Skandal um DDR-Roman „Maifliegenzeit“ von Matthias Jügler: Es gibt zwei Fraktionen

Literatur Eine Lesung in Leipzig wird abgesagt, weil der Schriftsteller Matthias Jügler sich nicht zu Belegen für seine Geschichte fragen lassen will. Der Streit um seinen Roman „Maifliegenzeit“ erzählt viel über den Umgang mit der DDR-Vergangenheit
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 16/2024
Ein verlassener Kinderwagen am Fernsehturm in Berlin (1983)
Ein verlassener Kinderwagen am Fernsehturm in Berlin (1983)

Foto: Harald Hauswald/Ostkreuz

Vom Literaturhaus in Leipzig ist vergangene Woche eine Lesung mit Matthias Jügler aus dessen Roman Maifliegenzeit abgesagt worden. Der Leiter des Literaturhauses habe dem Autor angekündigt, dass er bei der Lesung nach Belegen von vorgetäuschtem Säuglingstod in der DDR fragen werde. In Studien, die er kenne, werde das nicht bestätigt. Jügler wollte sich danach nicht fragen lassen. Aber er erzählt in seinem dritten Roman einen solchen Fall. Jetzt steht die Frage im Raum: Darf Literatur alles erzählen, weil sie durch ihre Fiktionalität geschützt ist?

So einfach ist es nicht. Vorgetäuschter Kindstod ist ein Verbrechen, das zutiefst unmenschlich ist. Eltern wurde unmittelbar nach Geburt ihres Kindes mitgeteilt, es sei verstorben, in Wirklich