Der deutsche Antisemitismus wirkt weiter – auch in mir

Gewalt in Nahost Wer deutsch und nicht jüdischer Herkunft ist, sollte misstrauisch gegenüber den eigenen Meinungen zu den Themen Judentum und Antisemitismus sein. Warum ich eigentlich nichts zum Terror gegen Israel sagen wollte und es nun doch tue
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2023
„Israel“ steht auf Hebräisch neben dem entstehenden Herz
„Israel“ steht auf Hebräisch neben dem entstehenden Herz

Foto: Dennis Ewert/Imago

„Kommst du mit zur israelischen Botschaft, Blumen ablegen?“, kurznachrichtet die Tochter. Endlich ein sinnvoller Vorschlag. Wir packen auch Kerzen und Streichhölzer ein und radeln an edlen Villen vorbei bis zur Polizeisperre. Das Gebäude in Berlin-Grunewald ist großräumig abgesperrt, aber auf der anderen Straßenseite, vor dem Tennisplatz, von dem pietätlos das Geräusch der Bälle herüberploppt, liegen ein paar Rosen, Sonnenblumen, ein schmuddeliger Teddybär. „Im Vergleich zur ukrainischen Botschaft ist das wenig“, befindet die Tochter enttäuscht. Auch Israel-Flaggen sind, anders als die blau-gelben, in der Stadt kaum zu sehen. Ich frage mich, ob Angst oder Antisemitismus ursächlich ist für die verhalten