Die besten Heimkinofilme für Krisenzeiten

Corona/Covid, Film + Kino Vol.2: Die besten Kinder- und Jugendfilme

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s. auch: Die besten Seuchenfilme für das Heimkino

Ein Hörer des Bahnhofskino-Podcasts zwitscherte vor ein paar Wochen, dass er wegen der Corona/Covid19-Situation seinen kleinen Sohn zu Hause betreuen müsse und plane, ihn filmhistorisch zu erziehen. Das ist eine hervorragende Idee. Wie jung der Bub ist und welche Filme geplant sind oder waren, weiß ich nicht.
Ein paarmal werden noch Schulferien kommen, in denen wir wahrscheinlich nicht werden verreisen können. Wenn das Wetter dann nicht so schön sein sollte wie jetzt, sind gute Filme eine gute Alternative. Am besten sind natürlich die Filme, bei denen nicht nur die Kinder und Jugendlichen sondern auch die Erwachsenen Spaß haben. Hier kommen meine Empfehlungen.

Normalerweise führe ich zehn beste oder schlechteste Filme auf. Aber hier kann ich mich nicht entscheiden; mit erwähnten Fortsetzungen werden es sogar 18 Filme.

14. SYSTEMSPRENGER

Deutschland 2019, FSK 12, von Nora Fingerscheidt, mit Helena Zengel, Albrecht Schuch, Gabriela Schmeide, Lisa Hagmeister, Melanie Straub

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Die neunjährige Bernadette („Benni“) hat eine psychische Störung, ist unberechenbar und bekommt bei den kleinsten Anlässen Tobsuchtsanfälle. Die allein-erziehende Mutter kommt mit ihr nicht zurecht. In der Schule, in diversen Pflegefamilien und Kinderheimen kommt niemand mit ihr zurecht und für die Psychiatrie ist sie zu jung. Erst Sozialpädagoge und Anti-Agressions-Trainer Michael findet einen Zugang zu ihr, was dazu führt, dass sie bei ihm leben möchte.
Diesen Film sah ich letztes Jahr nicht im Kino, weil ich einen langweiligen Problemfilm vermutete. Im Heimkino musste ich mehrfach unterbrechen, weil ich es nicht mehr aushielt. Das passiert normalerweise, wenn die Filme so schlecht sind, dass ich sie nicht mehr aushalte. Dieser Film ist so gut und intensiv, dass ich ihn zwischenzeitlich nicht mehr aushalten konnte. Zum Beispiel, wenn Benni beim Kochen in der Wohngruppe ausrastet und mit ausgestrecktem Riesenmesser ihre Betreuer und Mitbewohner bedroht; wenn Benni mit dem Kopf gegen die Autoscheibe donnert, bis sie blutet, weil sie ins Heim zurückkehren soll; wenn Benni bei ihrem Michael übernachten darf und am nächsten Morgen das Baby aus der Wiege holt.
Dieses Mädchen – sowohl Filmcharakter Benni als auch die damals neun- oder zehnjährige Helena Zengel kommen über uns wie eine Naturkatastrophe, der wir hilflos ausgeliefert sind. Danach spielte Helena Zengel noch bei Rosemunde Pilcher und zusammen mit Tom Hanks in NEWS OF THE WORLD.
Dieser Film aus der Reihe „Das kleine Fernsehspiel im ZDF“ ist ganz großes Kino.
In der verganenen Nacht wurde SYSTEMSPRENGER mit fünf Deutschen Filmpreisen für den besten Film, das Drehbuch, Regisseurin Fingerscheidt und die beiden Hauptdasteller Helena Zenger und Albrecht Schuch ausgezeichnet.
Freigegeben ist der Film ab 12 Jahren, was für mache Kinder in dem Alter etwas schwierig werden könnte. Hier empfehle ich, den Film ab 14 oder 15 zu sehen.

13. MEIN NACHBAR TOTORO (TONARI NO TOTORO / となりのトトロ)

Japan 1988, FSK 0, von Hayao Miyazaki

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In diesem Zeichentrickfilm ziehen zwei Mädchen mit ihrem Vater in ein schönes Haus in der ländlichen Provinz. Die Mutter ist schwer krank und wird im Krankenhaus in der nächstgrößeren Stadt behandelt. Die Mädchen freunden sich mit dem Waldgeist Totoro an, erleben Abenteuer und fahren mit einem Katzenbus. Zauberhaft.

12. BOYHOOD

USA 2002 – 2013, FSK 6, von Richard Linklater, mit Ellar Coltrane, Patricia Arquette, Lorelei Linklater, Ethan Hawke, Marco Perella, Brad Hawkins, Zoe Graham

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Wir nehmen über die Dauer von zwölf Jahren an kurzen Episoden im Leben von Mason, Samantha und ihren getrennt lebenden Eltern teil. Wir erleben gescheiterte Ehen und Beziehungen, das Kennen Lernen und Trennen von Freunden, die Wege durch Kindheit, Jugend, Pubertät und Schule. Wir erleben die Flucht vor dem cholerischen und alkoholkranken Stiefvater, diverse berufsbedingte Umzüge, peinliche Jungs-Gespräche über den ersten echten oder angeblichen Sex, den ersten Suff, die erste Liebe mit späterer Trennung. Interessante Nebenfiguren, von denen wir gerne mehr erfahren hätten, kommen und gehen, weil sie aus der Handlung ausscheiden, oder vielleicht auch, weil die Darsteller/innen nicht mehr zur Verfügung standen.
Das ist alles ganz unspektakulär und normal und wie aus dem richtigen Leben. Das Besondere ist, dass Richard Linklater nicht seine Darstellerinnen und Darsteller auf alt oder jung schminken ließ und auch seine Kinder- und Jugenddarsteller nicht auswechselte sondern sich tatsächlich zwischen 2002 und 2013 jedes Jahr mehrfach einige Tage oder Wochen mit seiner Filmfamilie traf, um einzelne Episoden zu drehen. Wir sehen unsere Filmfamilie natürlich altern und erleben den jungen Mason im Alter zwischen 6 und 18 und seine Schwester Samantha als 8 bis 20jährige. Dabei sind die Übergänge und Sprünge gar nicht auf Anhieb zu erkennen. Wir bemerken sie erst durch die längeren Haare oder Samantha´s geänderte Haarfarbe oder Mason hat plötzlich Ohrstecker. Und die Dialoge sind einfach großartig.
Hier wird trotz der tollen Eltern-Darsteller alles von den beiden Kindern und Jugendlichen Ellar Coltraine und Lorelei Linklater getragen. Beide waren absolute Naturtalente und Glücksgriffe. Und Regisseur Richard Linklater´s Tochter Lorelei ist das 180%ige Gegenteil von Til Schweigers untalentierten Töchtern. Der Film war ein finanzielles und logistisches Höchstrisiko. Wenn ein Mitglied der Filmfamilie durch berufliche Entscheidung, Streit, Krankheit oder Tod ausgefallen wäre, hätten die Dreharbeiten ergebnislos aufgegeben werden können.
Und wenn Mason dann später auf das College geht, bekommt seine Mutter in der mittlerweile kleinsten Wohnung einen Heulanfall, weil sie nach drei gescheiterten Ehen und Beziehungen ganz alleine bleibt und als nächstes nur noch ihre Beerdigung kommen werde. Bei einem Wanderausflug am Anfang der Collegezeit endet der Film. Und auch wir möchten Mason eigentlich nicht los lassen sondern ihn bei uns behalten und weiter an seinem Leben teilhaben.
Einzigartig.

11. DAS DSCHUNGELBUCH (THE JUNGLE BOOK)

USA 1967, FSK 0, von Wolfgang Reithermann

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Probier´s mal mit Gemütlichkeit. Disney-Filme sind nicht immer meine Favoriten; zwei Vertreter gehören aber hier in die Liste.
Der Romanklassiker ist als Zeichentrickfilm inszeniert. Findelkind Mogli lebt viele Jahre lang friedlich mit den Tieren im Regenwald. Kritisch wird es, als der böse Tiger Baghira ihn töten will.
Vor einigen Jahren gab es eine fotorealistische Neuverfilmung, in der das einzige natürlich agierende Wesen der Junge Moglie war. Alle sprechenden Tiere und Pflanzen und die Umgebung sind computeranimiert. Dabei ist es sehr iritierend, fotorealistisch aussehende Tiere sprechen zu sehen und zu hören. Diesney dachte sich damals schon etwas dabei, solche Stoffe als Zeichentrickfilme zu produzieren. Bei dieser computerrealistischen neuen Version des Dschungelbuches schaltete ich nach zehn Minuten ab. Den charmanten Zeichntrickklassiker kann man immer wieder schauen.

10. ROBIN HOOD

USA 1973, FSK 0, von Wolfgang Reithermann

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Die Geschichte von Robin Hood und seiner Bande, die sich gegen den ausbeuterischen Prinz John und seine Armee wenden und gestohlenes Geld an die Armen weitergeben, ist als Zeichentrickfilm inszeniert und alle Figuren sind Tiere. Robin Hood und Marian sind Füchse, sein Kumpel John ein Bär, Prinz John ein Löwe, der am Daumen lutscht, und sein Berater Sir Hiss ist eine Schlange. Der Film überzeugt durch eine turbulente Handlung und eine fast subversiv-klassenkämpferische Haltung. In der deutschen Sprachfassung hören wir Reinhard Mey als singenden Gockel mit Klampfe und - wie in der englischen Fassung und soweit ich weiß auch in der französischen und italienischen Fassung – spricht der geniale Peter Ustinov den Prinzen John. Ein Klassiker.

9. EIN SCHWEINCHEN NAMENS BABE (BABE)

Australien 1995, FSK 0, von Chris Noonan, mit James Cromwell, Magda Szubanski und zahlreichen tierischen Darsteller*innen

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Ferkel Babe kommt auf dem Bauernhof der Hoggets unter und wird dort vom Schäferhundpaar adoptiert. Babe freundet sich mit allen Tieren an, möchte unbedingt Schäferschwein werden, schafft es und nimmt zum Schluss an einem Schäferhundwettbewerb teil. Neben einer süßen Geschichte wird für Akzeptanz und gegen Rassismus plädiert, was ganz ohne erhobenen Zeigefinger sondern sehr unaufdringlich, locker und leicht erzählt und inszeniert wird. Im Gegensatz zu diversen Computertrickfilmen von Disney – wie zuletzt KÖNIG DER LÖWEN – sind die sprechenden Tiere hier eine Kombination aus echten dressierten Tieren, animatronisch bewegten Tierpuppen und wenigen Computereffekten, was dem Film eine surreale Märchenatmosphäre gibt.

Schwarz-Weiß

Viele Kinder und Jugendliche werden bei den nächsten beiden vorgestellten Filmen ganz neue Seherfahrungen machen, nämlich eine auf den ersten Blick reduzierte Bildsprache – das Fehlen von Farben – einen Film in schwarz-weiß. Das Fehlen von Farben lässt oft einen ganz anderen Blick auf Details, Ausstattung, Einrichtung und Filmcharaktere zu.

8. KRIEG DER KNÖPFE (LA GUERRE DES BOUTONS)

Frankreich 1962, FSK 0, von Yves Boisset, mit Andre Treton, Martin Lartigue, Francois Lartigue, Marie-Catherine Faburel, Michel Isella

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Die Kinder zweier benachbarter Dörfer haben einen Konflikt, der in immer drastischere Racheaktionen und Kämpfe eskaliert. Da die Kinder teilweise Steine, Stöcke und selbst gebastelte Waffen verwenden, werden auch die Eindrücke und Folgen von Krieg vermittelt. Als Bestrafung und zur Demütigung werden den überwältigten Gegnern die Knöpfe von der Kleidung abgeschnitten.
2011 gab es eine gelungene Neuverfilmung, die in den 40er Jahren spielt und in der auch der Zweite Weltkrieg Auswirkungen auf die Handlung hat.

7. SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN (LES QUATRE CENTS COUPS)

Frankfreich 1959, FSK 12, von Francois Truffaut, mit Jean Pierre Léaud, Rene Bigeye, Claire Maurier, Albert Rémy, Guy Decomble

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Der 14jährige Antoine Doinel lebt mit seiner Mutter und seinem Stiefvater – beide arbeiten – in einer sehr engen und kargen Wohnung. Beide kümmern sich eher schlecht als recht um ihn. Zu Hause und in der Schule fühlt er sich ungerecht behandelt und wird renitent. Antoine schwänzt ab und zu die Schule, geht lieber ins Kino und auf den Rummelplatz und entdeckt bei der Gelegenheit, dass seine Mutter fremdgeht. Antoine lügt, stiehlt und haut ein paarmal von zu Hause ab, bis er in ein Erziehungsheim interniert wird. Dort haut er auch ab und der Film endet mit einem eingefrorenen Bild seines verunsicherten und verzweifelten Gesichts.
Die triste Atmosphäre wird hervorragend durch die Schwarz-weiß-Fotografie mit überwiegend großer Tiefenschärfe dargestellt. Eine Meisterleistung zeigt uns der 13jährige Jean Pierre Léaud in seiner ersten Rolle. Antoine Doinel ist keine autobiografische Figur, aber durch eigene Jugenderlebnisse des Regisseurs Francois Truffaut inspiriert und gilt daher seitdem als sein Alter-Ego. Die Lebensgeschichte des Antoine Doinel wurde von Truffaut mit Léaud in der Hauptrolle noch in einem Kurzfilm und drei Langfilmen bis 1979 fortgesetzt.

6. ZAZIE IN DER METRO (ZAZIE DANS LE MÉTRO)

Frankreich 1960, von Louis Malle, mit Catherine Demongeot, Philippe Noiret, Vittorio Caprioli

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Die zehnjährige Zazie aus der Provinz fährt für ein Wochenende mit ihrer Mutter nach Paris. Weil die Mutter ihren Liebhaber treffen will, gibt sie Zazie bei Onkel Gabriel ab. Zazie will Metro fahren, aber die Metro wird bestreikt. Zazie haut dann ab und erlebt wilde Abenteuer in der Großstadt, wobei es für die 60er Jahre durchaus frivol zugeht; Zazie fällt fast einem mutmaßlichen Kinderverführer in die Hände und sorgt für viele Turbulenzen. Der Schluss ist pures Chaos und als die Metro wieder fährt, verschläft Zazie alles – oder ist die gesamte Handlung nur Zazie´s Traum? Mit wilder Bildsprache, irrsinniger Montage und verrückten Ideen visualisiert Malle hervorragend die kindliche Phantasie und erstaunt das Publikum.

5. WALLACE & GROMIT – AUF DER JAGD NACH DEM RIESENKANINCHEN (WALLACE & CROMIT – THE CURSE OF THE WERERABBIT)

Großbritannien 2005, FSK 6, von Nick Park und Steve Box

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Die legendären Knetgummifiguren Wallace und Gromit sind ein sympatisch-verschrobener Erfinder und sein neurotischer Hund, die in der englischen Provinz leben und mit den verrückten Erfindungen seltsame Berufen ausüben. Nach den ersten sehr kurzen Filmchen für das britische Kinderfernsehen machten sie mit drei Kurzfilmen zwischen 22 bis 30 Minuten weltweite Karriere und wurden für zwei Oscars ausgezeichnet. Dazu kommen wir etwas später.
Im ersten Langfilm, dessen Arbeit über fünf Jahre dauerte, schützen Wallace & Gromit mit diversen technischen Hilfsmitteln die Gemüsegärten in ihrer Nachbarschaft. Denn das große Gemüsefest mit Preisverleihung steht bevor. Als besondere Kundin bucht die Gräfin Tottington (Originalsprecherin Helena Bonham Carter) die beiden, um die vielen Kaninchen tierschutzgerecht von ihrem Grundstück zu entfernen. Der unangenehme Lord Victor Quartermaine (Originalsprecher Ralph Fiennes) möchte das Problem lieber mit dem Gewehr lösen. W & G lösen das Problem erfolgreich und beherbergen die Kaninchen vorübergehend in ihrem Keller, was nicht lange gut geht. Ein verrücktes Experiment hat zur Folge, dass ein Kaninchen und Wallace diverse Eigenschaften und Vorlieben tauschen, Wallace bei Vollmond zu einem Riesenkaninchen mutiert und die Gärten der Nachbarschaft leer frisst. Während Lord Quartermaine intrigiert, beginnt Hund Gromit eine abenteuerliche Rettungsmission, um Wallace, das Gemüse und das Fest zu retten.
Dieser Trickfilm gehört zum Lustigsten, was ich jemals sah. Das ist so charmant, originell und entzückend. Die Regisseure bringen diverse Filmzitate unter und lassen sich von Doktor Frankenstein, Dr. Jekyll & Mr. Hyde und natürlich Werfolffilmen inspirieren. Die Arbeit am Film dauerte etwa fünf Jahre und wurde mit dem Oscar für den besten Animationsfilm ausgezeichnet.

4. MICHEL AUS LÖNNEBERGA alias IMMER DIESER MICHEL (EMIL I LOENNEBERGA)

Schweden, Deutschland 1971 – 1973, FSK 6, von Ole Hellbom, mit Jan Olsson, Lena Wisborg, Emy Storm, Allan Edwall, Maud Hansson, Björn Gustafson, Carsta Löck und Astred Lindgren als Erzählerin

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Wer kennt nicht Astrid Lindgren´s legendäre Roman- und Filmfigur Michel aus Lönneberga. Michel lebt mit seiner Familie auf einem Bauernhof ein einem kleinen schwedischen Ort. Ab und zu spielt er gerne Streiche und wenn etwas schief läuft, wird er in den Schuppen eingesperrt, wo er Holzfiguren schnitzt. Aber nicht alles ist böse gemeint. Er ist ein guter und hilfsbereiter Junge, bei dem manche positiv gemeinte Aktion unvorhergesehen Auswirkungen hat. Oft ist Michel hilfsbereit, wenn er z.B. der Magd Lina einen faulen Zahn ziehen will oder den kranken Knecht Alfred mit Blutvergiftung durch einen Schneesturm zum Arzt bringt. Zwischen 1971 und 1973 entstanden die Filme „Michel in der Suppenschüssel“, „Michel muss mehr Männchen machen“ und „Michel bringt die Welt in Ordnung“. Zusätzlich gibt es auch eine Fernsehserie mit erweiterter Handlung und anderer Szenenfolge.
Auf schwedisch heißt Michel Emil; das wurde in Deutschland auf Michel geändert, um Verwechslungen mit Erich Kästner´s Romanheld Emil zu vermeiden.
Die Erzählerin in der schwedischen Originalfassung spricht keine Geringere als Astrid Lindgren persönlich, die auch die Drehbücher schrieb.
Zeitlose Klassiker.

3. PIPPI LANGSTRUMPF

Schweden, Deutschland 1969 / 1970, FSK 0, mit Inger Nilsson, Maria Persson, Pär Sundberg, Margot Trooger, Hans Clarin, Beppe Wolgers

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Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter – kurz „Pippi“ Langstrumpf zieht mit ihrem Pferd „Kleiner Onkel“ und ihrem Äffchen „Herr Nilsson“ in der Villa Kunterbunt ein. Die Geschwister Tommie und Annika aus der Nachbarschaft freunden sich mit Pippi, der Tochter eins Schiffskapitäns, an und sie erleben zahlreiche lustige Abenteuer.
Schon die Pippi-Schöpferin Astrid Lindgren schaffte es wie keine Zweite, sich in die Gemüter von Kindern hinein zu versetzen und ihre Romane entsprechend feinfühlig zu schreiben. Filmisch startete Pippi in einer schwedisch-deutschen Fernsehserie, die für die deutsche Veröffentlichung zu einem Kinofilm zusammengeschnitten wurde; die komplette Fernsehserie folgte in Deutschland erst einige Jahre später. Es folgten die Kinofilme „PIPPI GEHT VON BORD“, „PIPPI IN TAKA-TUKA-LAND“ und „PIPPI AUSSER RAND UND BAND“.
Alle sind zeitlose Klassiker.

2. WALLACE & GROMIT TOTAL

Großbritannien 1989 – 1995, FSK 6, von Nick Park

Der exzentrische Erfinder Wallace und sein neurotischer Hund Gromit sind liebenswerte Figuren in der britischen Provinz, die von ihren Machern auf angenehm altmodische Weise mit Plastillin (Knetgummi) zum Leben erweckt werden. Nach frühen Zwei-Minuten-Kurzfilmen für das BBC-Kinderfernsehen schafften es Wallace & Gromit den Sprung auf die Leinwand und eroberten die Programmkinos in ganz Europa. In Deutschland wurden die ersten drei Kurzfilme von je 22 bis 30 Minuten zu einer Filmrolle kombiniert.
ALLES KÄSE (A GRAND DAY OUT): Als der Käse zur Tee-Zeit zu Ende ist, fliegen Wallace & Gromit mit einer selbst gebauten Rakete zum Mond, deren Bau und Start die Kellermäuse mit Interesse beobachten. Denn wie Alle wissen, besteht der Mond aus Käse.
DIE TECHNO-HOSE (THE WRONG TROUSERS): Wallace & Gromit haben finanzielle Probleme. Wallace nimmt einen Untermieter auf. Hund Gromit ist eifersüchtig und unglücklich, denn der mysteriöse Pinguin annektiert sofort Gromit´s gemütliches Zimmer und dekoriert es um. Kurz darauf entdeckt Gromit, dass der Pinguin ein gesuchter Räuber ist, der für seinen nächsten Einbruch die Techno-Hose, die neueste Erfindung von Wallace, zweckentfremdet. Gromit muss es verhindern und die turbulente Mission endet mit einer einer spektakulären Verfolgungsfahrt auf einer Modelleisenbahn. Da musste ich zum ersten mal so lachen, dass ich ohnmächtig wurde und später Bauchweh vor Lachen hatte.
UNTER SCHAFEN (A CLOSE SHAVE): Wallace & Gromit arbeiten als Fensterputzer. Wendoline, eine ihrer Kundinnen ist Betreiberin eines Wollladens und entführt mit ihrer Bulldogge Schafe, um sie zu Hundefutter zu verarbeiten. Wendoline ist die erste Sprechrolle außer Wallace, der sich in sie verliebt. Als eine Schafherde von der Weide entführt wird, starten Wallace & Gromit eine abenteuerliche Rettungsmission.
Hier lernen wir zum ersten mal Shaun das Schaf kennen. Shaun das Schaf war so beliebt, dass er eine erfolgreiche Fernsehserie und zwei Kinofilme spendiert bekam.
Die Episoden 2 und 3 wurden als beste Animations-Kurzfilme mit dem Oscar ausgezeichnet. Die Arbeit an jeder Episode dauerte über zwei Jahre!
Absolut liebenswert, originell, entzückend und hinreißend. An diese Detailtreue und Figurenmimik reicht kein digitaler Computeranimationsfilm heran. Nick Park versteckt gerne kleine Filmzitate. Achten Sie bei „Alles Käse“ mal auf den Schlitten, der in der Kellerecke steht …
Echter Kult.

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1. CHIHIRO´S REISE INS ZAUBERLAND (Sen to Chihiro no kamikakushi / 千と千尋の神隠し)

Japan 2001 / 2002, FSK 0, von Hayao Miyazaki, mit den deutschen Stimmen von Sidonie von Krosigk, Tim Sander, Cosma Shiva Hagen, Fred Maire und Nina Hagen

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Als die junge Chihiro mit ihren Eltern am neuen Wohnort ankommen, werden sie Opfer eines Fluches und die Eltern werden in Schweine verwandelt, die ihre Tochter nicht mehr erkennen. Um den Fluch aufzuheben muss sie ins Zauberreich der mächtigen Hexe Yubaba eintreten und für sie arbeiten. Dabei hat sie es mit Geistern, Dämonen und Naturgöttern zu tun, findet aber auch neue Freunde.
Der Zeichentrickfilm ist unglaublich phantasiereich und optisch herausragend und wunderschön. Allerdings sind einige Szenen auch etwas furchteinflößend und daher halte ich die unbeschränkte Altersfreigabe nicht für sehr sinnvoll; fünf oder sechs Jahre sollte das Kind schon sein. An diese visuelle und erzählerische Opulenz und diese magische Atmosphäre reicht kein – ich wiederhole KEIN – computeranimierter Film heran. Ein Meisterwerk.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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