„Risse“ von Angelika Klüssendorf: Streng, lakonisch, niemals geschwätzig

Ich-Perspektive Wie Angelika Klüssendorf in „Risse“ eine triste Kindheit in der DDR erinnert, ist ein literarisches Ereignis. Klüssendorf steht mit ihrem Roman auf der Longlist des Deutsches Buchpreises. Zu Recht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 35/2023
Blindekuh als Versuch, der tristen Wirklichkeit zu entkommen
Blindekuh als Versuch, der tristen Wirklichkeit zu entkommen

Foto: Imago/imagebroker

Angelika Klüssendorf ist eine der Pionierinnen des autofiktionalen Schreibens in Deutschland. Als 2011 der erste Band ihrer April-Trilogie erschien, Mädchen hieß er, sprach die Kritik freilich noch von einem starken „Adoleszenzroman“ und nicht davon, dass hier jemand seine trostlose Jugend in der DDR erzählte – und also der „noch viel zu wenig zur Sprache gebrachten Unterschicht im Sozialismus eine Stimme gibt“ oder so ähnlich.

Mit ihrem neuen Buch ist Angelika Klüssendorf nun wiederum die Überwinderin des simplen autofiktionalen Schreibens, das seit einiger Zeit in Mode ist. Sie ist es insofern, als ihr neues Buch Risse auf vielfältige Weise an den Stoff von Mädchen anschließt, man aber beim Lesen nicht stä